Innsbruck: Vorsorge rettet Leben

vonRedaktion International
JUNI 06, 2024

Foto: IKM/Bär

Verpflichtende Untersuchungen schützen SexarbeiterInnen

Die verpflichtende Vorsorgeuntersuchung für SexarbeiterInnen wird in Innsbruck von den ÄrztInnen des städtischen Gesundheitsamts durchgeführt und stellt eine wichtige Maßnahme zum Schutz der öffentlichen Gesundheit dar. Innsbrucks Bürgermeister Ing. Mag. Johannes Anzengruber, BSc und der Leiter des Amtes für Gesundheit, Markt- und Veterinärwesen, Dr. Ulrich Schweigmann, betonen den klaren Mehrwert der Vorsorgeuntersuchung zum gesundheitlichen Schutz der Allgemeinheit, insbesondere auch von SexarbeiterInnen.

„Durch die regelmäßigen Untersuchungen können wir einen erhöhten Schutz für die teilnehmenden SexarbeiterInnen sicherstellen. Geschlechtskrankheiten sind weltweit leider wieder auf dem Vormarsch. Hier haben wir die Verantwortung, das Risiko für die AnbieterInnen sexueller Dienstleistungen und die öffentliche Gesundheit entsprechend zu minimieren. Mit den Untersuchungen verbunden ist wichtige Aufklärungsarbeit und Kooperation mit Beratungsstellen in diesem Bereich wie Caritas und IBUS – besonders auch, wenn es um Hilfe für von Gewalt betroffene SexarbeiterInnen geht. Vorsorge stellt in jeder Hinsicht den wichtigsten Eckpfeiler für Maßnahmen im Bereich Public Health dar – und rettet Leben“, erklärt der ressortzuständige Bürgermeister Johannes Anzengruber.

„Forderungen nach einer Abschaffung der verpflichtenden Vorsorgeuntersuchungen können wir nicht nachvollziehen. Zuallererst dienen diese Untersuchungen dem Gesundheitsschutz der untersuchten Personen. Auch Arbeitnehmende zahlreicher weiterer Berufe, die einem erhöhten gesundheitlichen Risiko ausgesetzt sind, sind laut österreichischem ArbeitnehmerInnenschutzgesetz zu Untersuchungen am Beginn ihrer Tätigkeit, wie auch zu Folgeuntersuchungen für die Dauer ihrer Tätigkeit verpflichtet. Den Ruf nach einer Ausweitung auf weitere, heute bekannte und behandelbare sexuell übertragbare Krankheiten nach aktuellem Stand der Medizin – wie etwa Chlamydien, Hepatitis und Humane Papillomviren (HPV) – unterstützen wir dagegen ausdrücklich“, betont Stadtphysikus Ulrich Schweigmann und führt aus: „Leider kommt es auch häufig vor, dass in diesem Bereich tätige Menschen unter Druck gesetzt werden, auf wirksame Schutzmaßnahmen wie Kondome zu verzichten.“

HIV, Syphilis, Gonorrhoe & Co
Alle SexarbeiterInnen in Österreich sind vor Beginn ihrer Tätigkeit verpflichtet, sich auf Infektionen mit HIV, Syphilis und Gonorrhoe untersuchen zu lassen. Wenn hier nichts festgestellt wird, erhalten sie einen eigenen Lichtbildausweis, mit dem sie sich als legal angemeldete und gesundheitlich überwachte SexarbeiterInnen identifizieren können. Für die Dauer der Tätigkeit sind Untersuchungen auf Gonorrhoe alle sechs Wochen, auf HIV und Syphilis alle zwölf Wochen vorgeschrieben.

„Wird von uns eine Infektion festgestellt, besprechen wir mit den Betroffenen die weiteren Schritte. Zur weiteren Behandlung von Krankheiten leiten wir sie an die entsprechende Abteilung der Klinik oder die Ordinationen für Haut- und Geschlechtskrankheiten bzw. Gynäkologie weiter. Zur Aufhebung der Tätigkeitssperre werden hier entsprechende Behandlungsnachweise benötigt. Positive Befunde führen also unmittelbar zu einer Behandlung, wie auch zu einer Sperre für das Anbieten sexueller Dienstleistungen bis zum Nachweis einer effektiven Therapie“, so Amtsvorstand Ulrich Schweigmann.

Aktuell decken die verpflichtenden Vorsorgeuntersuchungen für SexarbeiterInnen die sexuell übertragbaren Krankheiten HIV (AIDS), Syphilis und Gonorrhoe ab. „Auch wenn Infektionen bei den legal arbeitenden SexarbeiterInnen relativ selten sind, ist es aber auch nicht so, dass wir da garnichts finden. Diese Arbeit ist mit einem realen Risiko verbunden“, sagt Stadtphysikus Ulrich Schweigmann. Sexuell übertragbare Erkrankungen sind in der Gesellschaft keine Seltenheit:

Laut Ende Mai veröffentlichten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) traten Geschlechtskrankheiten in den vergangenen Jahren wieder vermehrt auf, insbesondere auch in Europa. Allein 2022 wurden etwa rund acht Millionen Syphilis-Neuinfektionen weltweit vermeldet.

An der Innsbrucker Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie wurden im Jahr 2023 insgesamt 223 Fälle von Gonorrhoe, 65 Syphilis-Infektionen und 26 HIV-Infektionen, sowie 147 Chlamydieninfektionen neu diagnostiziert. Aus dem Stadtgebiet Innsbruck wurden dem Gesundheitsamt 2023 insgesamt 49 Infektionen mit einer Hepatitis B und 33 Infektionen mit einer Hepatitis C gemeldet. Alle diese Erkrankungen haben eine erhebliche Dunkelziffer.

Zusätzlich zum Screening auf Geschlechtskrankheiten findet für SexarbeiterInnen einmal pro Jahr eine Röntgen-Untersuchung auf Tuberkulose statt, die von niedergelassenen FachärztInnen durchgeführt wird. Alle weiteren Informationen zu den Vorsorgeuntersuchungen für SexarbeiterInnen finden sich unter: www.innsbruck.gv.at/vorsorge-sexarbeit

Quelle: Stadt Innsbruck

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