vonRedaktion Salzburg
MAI 29, 2024
Jeder einzelne Sonnenbrand steigert die Gefahr, an Hautkrebs zu erkranken
International und auch in Österreich zeigt sich, dass immer mehr Menschen an einem Melanom, im Volksmund auch als schwarzer Hautkrebs bezeichnet, erkranken. Dies bestätigen auch die Patient*innen-Zahlen im Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV): Während im Jahr 2018 noch 1.364 Patient*innen mit einem Melanom im WIGEV behandelt wurden, waren es 2023 bereits 1.683. Am häufigsten ist die Altersgruppe zwischen 50 und 74 Jahren betroffen, Männer (55%) etwas häufiger als Frauen. Aber was genau ist eigentlich ein Melanom? „Das Melanom ist ein Hauttumor, der von den pigmentbildenden Zellen der Haut entsteht, also jenen Zellen, die unserer Haut eine braune Farbe geben. Wie alle anderen Zellen können auch diese Zellen entarten und zu einem bösartigen Tumor werden“, erklärt Christian Posch, Abteilungsleiter der Dermatologie in den Kliniken Hietzing und Landstraße. Prinzipiell unterscheidet man in der Dermatologie zwischen schwarzen und weißen (bzw. nicht-schwarzen) Hauttumoren. „Diese Trennung ist deshalb so wichtig, weil der schwarze Hautkrebs – das besagte Melanom – für die meisten durch Hautkrebs bedingten Todesfälle verantwortlich ist. Umgekehrt ist der ‚nicht-schwarze Hautkrebs viel häufiger als das Melanom, macht jedoch vor allem lokale Beschwerden und führt nur selten zum Tod.“ Umso bedeutender ist daher die frühzeitige Erkennung: „Das Melanom ist durch die chirurgische Entfernung in 95% der Fälle heilbar“, so Posch. Beim etwas weniger gefährlichen weißen Hautkrebs besteht ein deutlicher Zusammenhang zur UV-Belastung der Haut, die zumeist durch die Sonne erfolgt. „Man kann sich die Haut wie ein Bankkonto vorstellen, auf das man nichts einzahlen kann. Mit jedem Sonnenstrahl wird von diesem Konto etwas abgebucht und irgendwann ist das Konto leer“, betont der Dermatologe die Bedeutung von Sonnenschutz.
ABCDE-Regel: Wie erkenne ich ein Melanom?
Veränderungen auf der Haut sollten aufmerksam beobachtet werden - auch, weil sich Melanome in ihrem Aussehen unterscheiden können. Posch: „Im Regelfall berichten Patient*innen von einem schwarzen Fleck auf der Haut, der sich über einen gewissen Zeitraum verändert hat. Veränderung ist ein sehr wichtiges Kriterium für uns Dermatolog*innen, um diese Läsionen genauer beurteilen zu können.“ Eben jene Veränderung steht auch für das „E“ (Entwicklung) in der ABCDE-Regel, die ein klinisch hilfreiches Mittel zur Beurteilung ist, ob nun ein Melanom oder nur ein brauner Fleck bzw. ein Muttermal vorliegt. A steht in der Formel für Asymmetrie – zieht man einen Strich durch die Läsion und die beiden Teile sind nicht deckungsgleich, ist dies auffällig. B bezieht sich auf die Begrenzung: ist es schwierig, das Muttermal klar abzugrenzen und ändert sich die Begrenzung laufend – mal scharf begrenzt, mal verschwommene Abgrenzung zur Haut – besteht eine Auffälligkeit. C steht für die Farbe: 2 Farben sind in der Regel kein Problem, 3 oder mehr Farben sind bedenklich. D ist der Durchmesser: „Lange Zeit glaubte man, dass es keine Melanome unter 5 Millimeter Durchmesser gibt. Heute weiß man, dass dies möglich ist. Trotzdem gelten größere braune Flecken als auffälliger“, erläutert Posch.
Große Fortschritte in den letzten Jahren
Die Selbstuntersuchung ist trotz großer Fortschritte in der Melanom-Behandlung weiterhin der wichtigste Punkt, um sich vor den negativen Folgen des schwarzen Hautkrebs zu schützen. Neben beobachteten Veränderungen von Muttermalen empfiehlt Posch auch eine fachärztliche Untersuchung, wenn ab einem Alter von 40 Jahren noch neue Muttermale hinzukommen. Wird das Melanom zu spät erkannt, kann dies zu Metastasten führen. Metastasen können grundsätzlich jedes Organsystem betreffen und sind hauptverantwortlich dafür, dass Patient*innen am Melanom versterben. In den letzten Jahren hat sich die Therapie erheblich verbessert: „Als ich vor etwas mehr als 10 Jahren begonnen habe, meine ersten Melanom-Patient*innen zu behandeln, sind viele von ihnen sehr rasch verstorben. Heute ist es so, dass wir durch Immuntherapien und zielgerechtete Therapien mehr als 50% der Patient*innen erfolgreich behandeln können. In manchen Fällen erreichen wir sogar eine funktionelle Heilung“, so Posch. Erst im März 2023 wurde bekannt, dass in der Melanom-Behandlung auch die Reihenfolge der Behandlungsschritte entscheidend ist. Patient*innen, die bereits Metastasen in den Lymphknoten haben, sollen zuerst mit der Immuntherapie starten, um anschließend operiert zu werden. „Diese neo-adjuvante Therapie – also zuerst behandeln, dann operieren – steigert trotz gleichen Aufwands, gleicher Kosten und gleicher Therapien, also nur aufgrund der Änderung des Timings, die Chance auf rückfallfreie Heilung um 20 Prozent“, erklärt Posch, der sogar von einer „Ära des Timings“ spricht. „Wir haben stetig neue Erkenntnisse zum bestmöglichen Einsatz neuer Therapien. Es kommen laufend neue Behandlungsmöglichkeiten und Medikamente hinzu.“
Quelle: Stadt Wien