vonOTS
JULI 02, 2024
Die Wanderausstellung des Vereins für Wohnbauförderung (VWBF) „Wohnen mit Zukunft“ wurde am 1.7.2024 von AK Präsident Bernhard Heinzle gemeinsam mit dem Obmann des VWBF, Michael Gehbauer, in der Arbeiterkammer Vorarlberg feierlich eröffnet.
Die Ausstellung bietet mit 35 informativen Schautafeln einen umfassenden Einblick in das System des gemeinnützigen Wohnbaus und dessen positiven Einfluss auf die Lebensqualität. Der gemeinnützige Sektor ist entscheidend im Kampf gegen steigende Wohnkosten, die die EinwohnerInnen und den Wirtschaftsstandort Vorarlberg stark belasten.
Die Wohnkosten in Vorarlberg steigen kontinuierlich. Laut einer aktuellen Umfrage der AK Vorarlberg unter 3.000 Personen mit Hauptwohnsitz in Vorarlberg stieg der Anteil des Haushaltseinkommens, der für Wohnkosten aufgewendet wird, von 28% im Jahr 2018 auf 33% im Jahr 2024.
Der Durchschnitt der monatlichen Wohnkosten liegt bei 1.140 Euro, 9% mehr als im Vorjahr. Zwei Drittel der Befragten halten ihre Wohnkosten für zu hoch, 43% fühlen sich belastet, 40% sogar stark belastet. „Vier von fünf Umfrageteilnehmer:innen ächzen unter den hohen Wohnkosten“, so AK Präsident Bernhard Heinzle. Die Studie zeigt, dass das Thema der Leistbarkeit mittlerweile in der Vorarlberger Mittelschicht angekommen ist.
VWBF-Obmann Gehbauer gibt anlässlich der Eröffnung zu bedenken, dass ein höheres Angebot an gemeinnützigen Wohnungen auch die Mietpreise auf dem freien Markt dämpfen würde. So solle versucht werden, den Marktanteil der Gemeinnützigen, der mit 12% aller Haushalte in Vorarlberg (Österreich ca. 17%) bzw. 33% an den Mietwohnungen (Österreich 40%) relativ niedrig ist zu erhöhen. Die Mieten bei Gemeinnützigen sind lt. einer WIFO-Studie außerdem rund 25% niedriger als im privaten Sektor.
Von wegen „schaffa, schaffa, Hüsle baue“ - nur 39% der Befragten wohnen im Eigentum, während 48% in privater und 11% in gemeinnütziger Miete leben. „Vom Land der ,Hüslebauer‘ kann da kaum mehr die Rede sein”, unterstreicht AK Präsident Heinzle.
Laut Berechnungen der AK Vorarlberg können sich nur 10 bis 15% der bestverdienenden Haushalte noch Wohnungseigentum leisten. Musste 2010 ein Kredit in Höhe des sechsfachen Jahreseinkommens aufgenommen werden, so liegt der Bedarf heute beim zehn- bis zwölffachen Jahreseinkommen.
Mehr als ein Drittel der Umfrageteilnehmer möchte in eine gemeinnützige Wohnung ziehen. Doch Vorarlberg hinkt beim Anteil der gemeinnützigen Bauvereinigungen im Bereich Wohnungsneubau österreichweit nach. Der Anteil der gemeinnützigen Mietwohnungen an den Hauptwohnsitzen in Vorarlberg sank von 12% im Jahr 2020 auf 10% in den Jahren 2022 und 2023.
Heinzle fordert mehr leistbare Wohnungen, eine Inflationsbremse bei Mieten, das Ende der Befristungsmöglichkeiten für gewerbliche Vermieter, eine Mietrechtsreform und eine Neugestaltung der Wohnbauförderung.
Der Obmann des VWBF regt zudem an, die Einkommensgrenzen im geförderten Wohnbau anzuheben, da diese im österreichweiten Vergleich am niedrigsten sind. Dies würde breiteren Bevölkerungsschichten den Zugang zu gemeinnützigem Wohnraum ermöglichen und die soziale Durchmischung in den Wohnhäusern positiv beeinflussen.
Die Projektschau zeigt 20 ausgewählte Wohnbauprojekte aus ganz Österreich der letzten 50 Jahre zu den Themen Miteinander, Mobilität & Städtebau, Organisation und Klimaresilienz.
Aus Vorarlberg wurde das Projekt Laterns V 207 der Alpenländische Gemeinnützige Wohnbau GmbH ausgewählt, ein Beispiel für ressourcenschonenden Umgang mit Boden und Baustoffen im ländlichen Raum.
Michael Gehbauer betonte in seiner Eröffnungsrede, dass das international anerkannte österreichische Modell des gemeinnützigen Wohnbaus laut OECD als Best-Practice-Beispiel dient und hebt seinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Mehrwert hervor.
Der gemeinnützige Wohnbau bietet sozial gebundenen Wohnraum, langfristige und bewohnerorientierte Bewirtschaftung, günstige Mieten sowie eine ökologische und energieeffiziente Bauweise. Mit über 1.000.000 verwalteten Wohnungen trägt dieser Sektor maßgeblich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, wirtschaftlicher Stabilität und innovativen Wohnbauprojekten bei.
Im gemeinnützigen Wohnbau sind Mietverträge unbefristet, was auf dem freien Markt mittlerweile selten ist. Die Wohnungen unterliegen dauerhaft dem Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG), wodurch eine nachhaltige Wohnversorgung gesichert ist.
Die Ausstellung ist noch bis 20. September 2024 in der AK Vorarlberg in Feldkirch Widnau 4, 6800 Feldkirch zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 8 – 16 Uhr und Freitag, 8 – 12 Uhr.
Quelle: OTS