vonRedaktion Salzburg
NOVEMBER 17, 2022
Zur nachstehenden Presseaussendung vom 29. März 2022 wird ergänzend berichtet, dass ein vorerst noch flüchtiger Beschuldigter – ein 22-jähriger polnischer Staatsbürger – von Bediensteten des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Ermittlungsbereich Diebstahl, am Flughafen Wien in Schwechat festgenommen werden konnte.
Der 22-Jährige wurde aufgrund bestehenden EU-Haftbefehles der Staatsanwaltschaft St. Pölten in den Niederlanden festgenommen und am 16. November 2022 nach Österreich ausgeliefert.
Der polnische Staatsbürger steht den Ermittlungsergebnissen zufolge im Verdacht, an sieben Pkw-Diebstählen, die von der polnischen Tätergruppe mittels sogenannter Funkstreckenverlängerer im Jahr 2021 verübt wurden, beteiligt gewesen zu sein. Er zeigte sich bei seiner Einvernahme nicht geständig.
Der 22-jährige Beschuldigte wurde über Anordnung der Staatsanwaltschaft St. Pölten in die dortige Justizanstalt eingeliefert.
Presseaussendung vom 29.03.2022:
Das Landeskriminalamt Niederösterreich, Ermittlungsbereich Diebstahl, ermittelt seit Juli 2021 im Zusammenhang mit einer Diebstahlsserie von hochpreisigen Fahrzeugen der Marken Mercedes, Porsche und BMW durch eine polnische Tätergruppe.
Sämtliche in Niederösterreich in den Bezirken rund um Wien gestohlene Fahrzeuge waren mit dem Keyless-Go-System ausgestattet, PS-stark und hatten großteils einen Zeitwert um die 100.000 Euro.
Das Schüsselsignal der Keyless-Go-Schlüssels, welche sich zu den Diebstahlszeit-punkten zumeist in den Vorräumen der Wohnhäuser der Opfer befanden, wurden mit einem sogenannten "Funkstreckenverlängerer" von den Tätern abgefangen und zu den Fahrzeugen weitergeleitet, sodass sich diese entsperrten und mittels Startknopf starten ließen. Diese von den Tätern verwendeten Funkstreckenverlängerer sind elektronische Spezialgeräte, kosten bis zu 35.000 Euro und dienen ausschließlich zur Begehung von KFZ-Diebstählen.
Zur Ergreifung der Täter wurde vom Landeskriminalamt Niederösterreich ein Einsatzkonzept ausgearbeitet und eine Schwerpunktaktion im grenznahen Gebiet zur Tschechischen Republik durchgeführt.
Im Zuge dessen konnte in den frühen Morgenstunden des 5. August 2021 am Grenzübergang Laa/Thaya, Bezirk Mistelbach, direkt an der Grenze zu Tschechien, der Lenker eines Fahrzeuges mit polnischem Kennzeichen angehalten werden. Dabei wurde festgestellt, dass der polnische Staatsbürger als Vorausfahrer einer kriminellen Vereinigung fungierte und die Grenze in Bezug auf Polizeikontrollen auskundschaftete.
In diesem Fahrzeug wurden zwei Störsender, sogenannte "Jammer", vorgefunden und sichergestellt. Diese Sender dienen dazu, um ein mögliches Ortungssignal von gestohlenen Fahrzeugen zu stören, bzw. die Feststellung des aktuellen Standortes zu unterbinden und kosten mehrere hunderte bis zu tausenden Euros.
Ebenfalls in den Morgenstunden des 5. August 2021 wurde am Grenzübergang Kleinhaugsdorf, Bezirk Hollabrunn, ein Porsche Cayenne, auf dem polnische Kennzeichentafeln montiert waren, wahrgenommen. Der Lenker ignorierte die Anhaltezeichen der Polizeibeamten und wollte über die Grenze, die sich bereits in Sichtweite befand, nach Tschechien flüchten. Nur durch Abgabe eines gezielten Schusses auf den Hinterreifen des Fahrzeuges konnte der Lenker an der Flucht gehindert und festgenommen werden. In diesem Porsche befand sich ebenfalls ein Störsender. Die montierten polnische Kennzeichentafeln waren Totalfälschungen. Der Porsche wurde kurz zuvor in Guntramsdorf, Bezirk Mödling, gestohlen.
Sowohl der Lenker des Vorausfahrzeuges als auch der Lenker des gestohlenen Porsche, beide polnische Staatsbürger, wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft in die Justizanstalt Wien eingeliefert.
In der Nacht zum 5. August 2021 wurden zwei weitere Fahrzeuge der Marken Mercedes und Land Rover im Bezirk Mödling, unweit des Tatortes des Porsche-Diebstahls, von weiteren Mitgliedern der Tätergruppe gestohlen.
Der gestohlene Land Rover konnte im Zuge einer sofort eingeleiteten internationalen Fahndung in Tschechien von Polizeibeamten wahrgenommen werden. Dem Lenker gelang jedoch durch waghalsige Fahrweise (mit einer Geschwindigkeit von weit über 200 km/h auf regennasser Fahrbahn) die Flucht. Der Land Rover konnte bis dato nicht aufgefunden werden.
Der gestohlene Mercedes konnte einige Tage später in Polen abgestellt, von polnischen Polizeibehörden sichergestellt und in der Zwischenzeit nach Österreich zurückgebracht werden.
In den frühen Morgenstunden des 14. September 2021 konnte der Besitzer eines Porsche Cayenne V8 im Bezirk Korneuburg wahrnehmen, dass sein Fahrzeug gestartet wurde und hielt sofort Nachschau. Dabei konnte er feststellen, dass soeben sein Porsche gestohlen wurde und erstattete sofort Anzeige. Im Zuge der unmittelbar darauf eingeleiteten Fahndung konnte der gestohlene Porsche, auf dem ebenfalls schon polnische Kennzeichentafeln montiert waren, in Richtung Laa/Thaya wahrgenommen werden. Von Polizeibeamten wurde in Laa/Thaya mit einem Polizei-Streifenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht eine Straßensperre errichtet. Der Lenker des gestohlenen Porsches fuhr mit hoher Geschwindigkeit auf den Streifenwagen zu und rammte diesen, wobei der Streifenwagen erheblich beschädigt wurde (Schadenssumme ca. 6.500 Euro). Die Polizeibeamten befanden sich zum Zeitpunkt der Kollision außerhalb des Streifenwagens, weshalb sie dabei auch nicht verletzt wurden. Eine Verfolgung des flüchtenden gestohlenen Porsches war aufgrund der Beschädigungen am Streifenwagen jedoch nicht möglich.
Der gestohlene Porsche wurde kurze Zeit später in Neuruppersdorf, Bezirk Mistelbach, beschädigt aufgefunden und sichergestellt. Bei den montierten polnischen Kennzeichentafeln handelte es sich ebenfalls wieder um Totalfälschungen.
Die Fahndung nach dem Lenker blieb trotz Einsatz einer Polizeidiensthundestreife erfolglos. Am gestohlenen Porsche entstand durch den Zusammenstoß mit dem Streifenwagen ein Sachschaden in der Höhe von 24.000 Euro.
Aufgrund der zuvor beschriebenen weiteren Diebstähle von hochpreisigen Fahrzeugen, wurden an der Grenze zur Tschechischen Republik erneut Schwerpunktaktionen unter Einbindung von Beamten des Bundeskriminalamtes, des Einsatzkommandos COBRA, der Flugeinsatzstelle Meidling, der Landeskriminalämter Niederösterreich und Wien, von mehreren Polizeidienst-hundestreifen, sowie PolizistInnen der örtlichen Polizeidienststellen durchgeführt. In weiterer Folge wurde seitens des Landeskriminalamtes mit den polnischen Polizeibehörden intensive Ermittlungen geführt. Dabei wurde bekannt, dass Ende Oktober 2021 erneut Täter dieser kriminellen Vereinigung in Österreich Diebstähle hochpreisiger Kraftfahrzeuge planen würden.
In der Nacht zum 27. Oktober 2021 reisten einige Mitglieder der polnischen Tätergruppe nach Österreich ein, kundschafteten mehrere Siedlungsgebiete nach hochpreisigen Fahrzeugen aus und reisten anschließend wieder nach Tschechien aus, ohne einen PKW-Diebstahl zu begehen.
In der Nacht zum 28. Oktober 2021 reisten neuerlich einige Mitglieder der polnischen Tätergruppe nach Österreich ein und fuhren in die gleichen Siedlungsgebiete wie in der Nacht zum 27. Oktober 2021. Ein zweites Täterfahrzeug fuhr mehrfach Grenzübergänge zwischen Österreich und Tschechien ab und beobachtete, ob Polizeikontrollen durchgeführt werden. Dabei wurde mit dem Fahrzeug mehrfach die Grenze überquert, um festzustellen, ob ein "gefahrloser" Grenzübertritt bzw. ein Verschieben von gestohlenen Fahrzeugen möglich ist.
Gegen 02:00 Uhr des 28. Oktober 2021 konnte von Beamten des Einsatzkommandos COBRA und des Bundeskriminalamtes ein verdächtiges Fahrzeug, ein hochpreisiger Mercedes, der in Richtung des ausspionierten Grenzüberganges fuhr, angehalten werden. Es wurde festgestellt, dass dieser Mercedes von einem polnischen Staatsbürger gelenkt wurde und unmittelbar zuvor in einem Siedlungsgebiet in Tulln, in dem sich die Beschuldigten aufgehalten haben, gestohlen wurde. Der Lenker wurde festgenommen.
Im Zuge einer grenzüberschreitenden Nacheile wurde der Lenker des an der Grenze "observierenden" Täterfahrzeuges ebenfalls von Beamten des Einsatzkommandos COBRA auf tschechischem Staatsgebiet angehalten und tschechischen Polizeibeamten zwecks Festnahme übergeben.
Die restlichen drei Beschuldigten, die noch immer mit einem Täterfahrzeug im Raum Tulln unterwegs waren, wurden ebenfalls durch das Einsatzkommando COBRA festgenommen. Bei der Durchsuchung dieses Täterfahrzeuges konnten ein Funkstreckenverlängerer, welcher sich auf dem neuesten Stand der Technik befand, sowie mehrere Paar gefälschte polnische Kennzeichen sichergestellt werden.
Die vier in Österreich festgenommenen Beschuldigten wurden über Anordnung der Staatsanwaltschaft St. Pölten in die Justizanstalt St. Pölten eingeliefert.
Der fünfte Beschuldigte, welcher in Tschechien festgenommen wurde, wurde zwischenzeitlich nach Österreich ausgeliefert und ebenfalls in die Justizanstalt St. Pölten eingeliefert.
Durch umfangreiche Ermittlungen des Landeskriminalamtes, Ermittlungsbereich Diebstahl, konnten der Tätergruppe zwischen Anfang Juli und Ende Oktober 2021 insgesamt 15 vollendete PKW-Diebstähle und ein versuchter PKW-Diebstahl in Niederösterreich (Bezirk Tulln, St. Pölten Land, Korneuburg, Baden und Mödling), sowie in Wien, mit einer Gesamtschadenssumme von 1.200.000 Euro nachgewiesen werden.
Insgesamt ermittelten die Bediensteten des Landeskriminalamtes Niederösterreich 10 polnische Staatsbürger, die mit den Diebstählen in Verbindung stehen. Acht davon wurden festgenommen, ein Beschuldigter wurde am 22. Februar 2022 von der Untersuchungshaft entlassen, zwei Beschuldigte sind noch auf der Flucht und werden mittels europäischen Haftbefehles gesucht.
Die letzte Festnahme eines Beschuldigten erfolgte am 21. März 2022 in Polen, er wird ebenfalls nach Österreich ausgeliefert werden.
Durch die Ermittlungstätigkeiten konnten drei gestohlene Fahrzeuge in Österreich bei der beabsichtigten Verbringung ins Ausland, ein Fahrzeug in Tschechien bei der beabsichtigten Verbringung nach Polen bzw. ein Fahrzeug in Polen selbst sichergestellt werden.
Der Wert der sichergestellten Fahrzeuge beträgt 380.000 Euro.
Quelle: LPD Niederösterreich