Österreich: Wie Recycling von Beton die Kreislaufwirtschaft im heimischen Bauwesen beschleunigen kann

vonOTS
MÄRZ 18, 2021

Foto: Deisl-Beton

Foto: Wopfinger Transportbeton

Wien (OTS) - Dank seiner Zusammensetzung aus natürlichen mineralischen Rohstoffen ist Beton nach dem Rückbau und der Aufbereitung zu 100 Prozent wiederverwertbar und spielt so eine wichtige Rolle für einen ressourcenschonenden Materialkreislauf. Was aus der Sicht von heimischen Branchenexperten den Ausbau zirkulärer Bauweisen wesentlich beschleunigen würde: die schnellere Adaption neuer Technologien im Bausektor sowie umfassende Fördermaßnahmen von Seiten des Bundes und der Länder. In der Schweiz ist dies bereits Realität.

In einem aktuellen Bericht hat die Altstoff Recycling Austria (ARA) die wichtigsten „Stellhebel“ zur Förderung geschlossener Kreisläufe aufgelistet: den Ausstieg aus fossilen Energieträgern, forciertes Recycling, die Wiederverwendung von Bauten und Baustoffen bei Infrastruktur-Erhaltungsmaßnahmen sowie eine deutliche Verbesserung des Recyclings in den Herkunftsländern. Damit ließe sich die Zirkularität der heimischen Volkswirtschaft auf über 37 Prozent vervierfachen. (Quelle: ARA „Circularity Gap Report - Austria“). Dies zeigt die Bedeutung des Bau- und Infrastrukturbereichs für das Recycling und für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft deutlich auf.

Für den Baustoff Beton gibt es eine beinahe 100%-ige Kreislaufwirtschaft. In Österreich fallen jährlich rund 3 Mio. Tonnen Altbeton an. Hiervon werden bereits über 97 Prozent stofflich wiederverwertet. Altbeton ist ein begehrter Rohstoff. Er wird einerseits für lose Schüttungen im Unterbau eingesetzt und andererseits aufgearbeitet für die Herstellung von neuem Beton verwendet, mit dem Vorteil, primäre Rohstoffe wie Kies, Sande etc. einsparen zu können. Um eine perfekte Kreislaufwirtschaft im Bereich Beton zu erzielen, ist eine Verwendung von Altbeton ausschließlich für die Herstellung von neuem Beton, Recyclingbeton, anzustreben.

Vertreter der Betonwirtschaft beziffern das Einsparungspotenzial an natürlichen Rohstoffen durch die Verwendung von rezyklierten Gesteinskörnungen im Beton mit 10 bis 15 Prozent. Erhöht werden könnte diese Quote, wenn mehr qualitativ hochwertiges Recycling-Material zur Verfügung stehen würde. Die heimische Betonbranche hat in den letzten Jahren bereits zahlreiche Maßnahmen zur Förderung von kreislauffähigem Bauen gesetzt: Fortschritte gab es vor allem bei der Weiterentwicklung der Betonrezepturen sowie in der technischen Entwicklung der Nassaufbereitung von rezyklierten Materialien. Dank dieser Innovationen ist rezykliertes Material als Ersatz für natürliche Gesteinskörnungen heute in der gleichen Qualität verfügbar wie Naturmaterialien. Die Aufbereitung des Materials erfolgt selten direkt auf der Baustelle, sondern aufgrund des erforderlichen Aufwandes häufiger in zentralen Aufbereitungsanlagen, die sich auf die Herstellung von Recycling-Gesteinskörnungen für Beton spezialisiert haben.

Schweiz als Vorreiter bei Förderung rezyklierter Baustoffe Ungeachtet der Fortschritte in der Baustoffbranche gibt es Nachholbedarf auf Seiten öffentlicher wie privater Auftraggeber sowie Infrastruktur-Betreiber. „Gerade bei öffentlichen Ausschreibungen wäre es ein Leichtes, den Einsatz von Recycling-Material durch konkrete Fördermaßnahmen zu forcieren“, meint etwa Franz Denk, Geschäftsführer von Wopfinger Transportbeton, einem Recycling-Pionier der ersten Stunde. Als Vorbild nennt Denk das Schweizer System, das zwar kantonsweise Abstufungen kennt, jedoch die Kreislauffähigkeit der verwendeten Materialien in Ausschreibungen fix integriert hat. Als Vertreter eines Baustoffunternehmens, das sich auf den fach- und umweltgerechten Einsatz von Baurestmassen spezialisiert hat, wünsche er sich mehr Offenheit für neue Technologien und eine höhere Umsetzungsgeschwindigkeit in der Bauwirtschaft. „Um zirkuläres Bauen in Österreich voranzubringen, müssen wir Recyclingbeton in den Köpfen und Herzen von Bauträgern besser verankern“, ist Denk überzeugt.

100 Prozent Qualität bei null Prozent Abfall Seit 2018 ist in Österreich eine neue Betonnorm in Kraft, mit der eine EU-Norm als Grundlage für den Ausbau kreislauffähiger Bauweisen umgesetzt wird. Sie bietet die Möglichkeit, aufbereiteten „Altbeton“ im Hoch- und Tiefbau zu verwenden. „Je sortenreiner das aufgebrochene Baumaterial, umso größer ist das Einsparungspotenzial an natürlicher Gesteinskörnung und umso höherwertiger der Recyclingbeton“, erläutert Christoph Ressler, Geschäftsführer des Güteverbandes Transportbeton (GVTB). Die neuen technischen Möglichkeiten für den Einsatz eines jahrhundertalten, bewährten Baustoffes sind daher so vielfältig wie noch nie zuvor. Dank neuester Verfahren bei der Materialaufbereitung können Störstoffe bei rezyklierten Gesteinskörnungen besser entfernt und damit höhere Qualitäten von Beton produziert werden. Die Verwendung von Recyclingbeton ist nicht auf die Anwendung im Innenbereich beschränkt. Auch im Außenbereich kann dieser Baustoff eingesetzt werden, wenn die verwendete rezyklierte Gesteinskörnung eine entsprechende Qualität aufweist.

Aktuelle Beispiele für zirkuläres Bauen mit Recyclingbeton: - Wohnprojekt am Wienerberg (Wien-Favoriten) - Neue Volksschule in Anif (Salzburg) - Wohnprojekt des Vereins GeWoZu in Waidhofen an der Ybbs (Niederösterreich)

Details zu den einzelnen Projekten sowie Zahlen und Fakten zum Baustoff-Recycling in Österreich finden Sie in der Langfassung der Presseaussendung unter www.baustoff-beton.at/presse

Über Betonmarketing Österreich (BMÖ) Der Interessensverband Betonmarketing Österreich ist ein Zusammenschluss von Verbänden österreichischer Zement- und Betonhersteller, die es sich zum Ziel gesetzt haben, über die positiven Eigenschaften von Beton sowie seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und Anwendungen zu informieren. Warum Beton ein natürlicher Baustoff ist und wie er dazu beitragen kann, das Klima und die Umwelt zu schützen, stehen im Mittelpunkt einer breit angelegten Informationsoffensive der österreichischen Betonbranche. Mehr Informationen unter www.baustoff-beton.at .

Quelle: OTS

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