vonRedaktion Salzburg
JULI 11, 2023
Bestbieter für strategische Partnerschaft ermittelt
Wien bekommt eine neue Indoor-Multifunktionsarena für Großveranstaltungen in den Bereichen Konzert, Show, Entertainment und Sport. Im Jahr 2019 wurde die Standortentscheidung für die Errichtung der Arena in Neu Marx getroffen. Im Jahr 2020 wurde der Architekturwettbewerb durchgeführt und finalisiert; im Jahr 2021 die Projektoptimierungs- und Projektkonsolidierungsphase abgeschlossen. Somit waren die Voraussetzungen geschaffen, um einen strategischen Partner für die Planung, Errichtung, Betrieb und Finanzierung des Arena-Projektes zu suchen.
In enger Abstimmung mit der Stadt Wien wurde am 31. Jänner 2022 das zweistufige, EU-weite Verhandlungsverfahren bekannt gemacht.
In diesem Vergabeverfahren wurden gemeinsam mit den Bietern in einer mehrstufigen Informations- und Verhandlungsphase die wesentlichen Leistungen und Funktionalitäten der Arena festgelegt und verhandelt. Auch der konkrete Zeitplan für Baubeginn und Fertigstellung wurde im Zuge des Vergabeverfahrens unter Berücksichtigung der Verhandlungsergebnisse definiert. Im Vergabeverfahren war von den Bietern auch ein Beitrag der Auftraggeberin bzw. der Stadt Wien (als Anteil an den Errichtungskosten) anzubieten.
Im Vergabeverfahren konnte nun die zweite Stufe erfolgreich abgeschlossen werden. Zwei in der letzten Stufe verbliebene Bieter haben fristgerecht bis zum 14. Juni 2023 ihr Letztangebot abgegeben.
Diese beiden Letztangebote wurden von der vergebenden Stelle (Schiefer Rechtsanwälte GmbH) und den verfahrensbegleitenden Beratern (KPMG Advisory GmbH und Wendl ZT GmbH) vergaberechtlich sowie auf deren Plausibilität und Machbarkeit geprüft. Die Bewertung der Letztangebote erfolgte auf Basis der festgelegten Zuschlagskriterien Preis und Qualität, wobei das Zuschlagskriterium Qualität von einer Bewertungskommission bewertet wurde. Dabei wurden die Konzepte für Realisierung, Betrieb/Organisation, Nachhaltigkeit und Umfeldentwicklung, Veranstaltung, Marketing und Governance, Finanzierung/Businessplan bewertet.
High-Level-Arena für 20.000 Menschen: als Landmark auf Basis des Architekturwettbewerbs gestaltet, nachhaltig geplant, errichtet und betrieben
Ziel des Verhandlungsverfahrens war es, den Bestbieter für eine strategische Partnerschaft zur Planung, der Errichtung, dem Betrieb und der Finanzierung der Arena zu ermitteln, wobei von den Bietern insbesondere folgende Vorgaben zu erfüllen waren:
So war es Aufgabe der Bieter, die Arena als multifunktionale High-Level-Arena zu konzipieren, zu errichten und zu betreiben, um sie als Austragungsort für große Rock- und Popkonzerte sowie große Shows von actionreichen Sonderevents bis hin zu großen Sportevents genauso wie für Messen und E-Sport-Events nutzen zu können. Von der Eventtechnik über die Produktionsbedingungen mit höchstmöglicher Flexibilität bis hin zu Sponsoring, Hospitality und Publikumsservice (Customer Experience) waren so hohe Standards zu setzen, dass die Arena zu einer der „Must-Play-Arenen“ in Europa werden kann. Denn die weltweit tätige Veranstaltungsbranche soll in der Arena europaweit herausragende Rahmenbedingungen für zahlreiche Entertainmentformate vorfinden. Dazu gehört auch ein einzigartiges zukunftsfähiges Besuchererlebnis. Digitale Interaktion soll ebenso selbstverständlich sein, wie ein besonderes Gastronomieerlebnis und hochwertige Retail- und Merchandisebereiche.
Der strategische Partner hat darüber hinaus mit der Arena ein architektonisches Landmark für die Stadt Wien unter schlüssiger Fortführung des Siegerentwurfs aus dem Realisierungswettbewerb (der Architekten Kronaus/Mitterer/Gallister) zu schaffen.
Nachhaltigkeit, Ökologie und Klimaschutz waren besonders wichtige und zentrale Vorgaben. Deshalb wurde verlangt, dass die Arena sehr hohe Standards in dieser Hinsicht bei Planung, Errichtung und Betrieb gewährleisten muss. Zumindest der Klimaaktiv Gold Standard ist zu erreichen.
Auch das Thema Sicherheit hat in der Arena höchste Priorität. Der strategische Partner hat zu garantieren, dass aktuellste Sicherheitskonzepte geplant und umgesetzt und im laufenden Betrieb eingehalten werden.
Darüber hinaus galt es unter anderem auch sicherzustellen, dass die Arena derart betrieben und bespielt wird, dass sie für alle Veranstalter offen ist und es keine Ausschließlichkeitsrechte für bestimmte Veranstalter gibt. Auch das Thema Ticketing ist so zu gestalten, dass bestehende Ticketvertriebs-Organisationsstrukturen zu berücksichtigen sind, auch um den bestehenden Wettbewerb unter den verschieden Ticketanbietern nicht zu beinträchtigen.
Bestbieter ermittelt
Das Ergebnis aus dem Vergabeverfahren liegt nun vor: Die OVG Bristol mit Sitz in London (Großbritannien) ist als Bestbieter aus dem Vergabeverfahren hervorgegangen. Bei der OVG Bristol handelt es sich um ein Konzernunternehmen der Oak View Group aus den USA, die als weltweit größter Developer von Entertainment- und Sport-Venues gilt.
Das Projekt des Bestbieters sieht nach den in der Ausschreibung definierten Kriterien vor, eine Arena mit der Kapazität von zumindest 20.000 Besucher*innen zu errichten. Die Gesamterrichtungskosten wurden vom Bestbieter mit 384 Millionen Euro veranschlagt. Bei einem prognostizierten Baubeginn im Jahr 2025 ist die Fertigstellung des OVG-Projektes bis voraussichtlich Ende 2029 vorgesehen. Die Finanzierung der Arena wird zum größten Teil von der OVG übernommen. Jener Betrag, mit dem sich die Stadt Wien an der Errichtung beteiligen wird, liegt auf Basis des Letztangebotes im zweistelligen Millionenbereich.
Oak View Group (OVG): weltweit größte Venue-Entwicklerin und -Betreiberin
OVG hat als weltweit größte Entwicklerin und Betreiberin von Venues für Entertainment und Sport mehr als 300 Venues in der ganzen Welt im Portfolio sowie mehr als 30.000 Mitarbeiter*innen. Zu den Vorzeigeprojekten zählen die im Jahr 2022 eröffnete Climate Pledge Arena in Seattle oder die Budweiser Gardens in London (Ontario/Kanada).
Die OVG verfügt über Niederlassungen in Los Angeles, New York, Philadelphia, Toronto und London. Aktuell realisiert OVG mehrere neue Arenen weltweit, unter anderem die Co-op Live Arena in Manchester mit einer Kapazität von 23.000 Besucher*innen oder die Sao Paulo-Arena in Brasilien mit einem Fassungsvermögen von 20.000 Besucher*innen. Erst unlängst von der OVG eröffnet wurde im Jahr 2021 die UBS Arena in New York (17.000 Besucher*innen).
Als Subunternehmerin an Bord im Projekt von OVG ist für den Bereich Planung und Errichtung die Bauunternehmung Granit Gesellschaft mbH, die zu den Top-Ten der größten österreichischen Bauunternehmen zählt. Für den Bereich Ergänzende Kooperation/Planung wurden die renommierten Populous Architects aus London von der OVG namhaft gemacht, die bereits bei vielen Arena Projekten tätig waren. Die OVG kooperiert auch eng mit Live Nation, dem größten Entertainment-Anbieter weltweit.
Vergabeverfahren WH Arena – Strategischer Partner: Nachprüfungsanträge beim Verwaltungsgericht Wien
Wie bei Vergabeverfahren in diesen Dimensionen und in dieser Komplexität nicht unüblich, wurden gegen die Zuschlagsentscheidung an den ermittelten Bestbieter zwei Nachprüfungsanträge und Anträge auf Untersagung des Vertragsabschlusses beim Verwaltungsgericht Wien eingebracht. Das Verwaltungsgericht Wien hat grundsätzlich eine Entscheidungsfrist von sechs Wochen einzuhalten, wobei bei Vergabeverfahren dieser Komplexität mit einer Verfahrensdauer von mehreren Monaten zu rechnen sein wird.
Solche Einsprüche und die entsprechende Verfahrensdauer wurden im Projektzeitplan berücksichtigt. Auf Basis der Ergebnisse des Vergabeverfahrens werden daher vorerst einzelne Projektspezifika im Rahmen einer Projektvorbereitungsphase finalisiert. Abhängig von der Entscheidung des Verwaltungsgerichts Wien ist mit einem Vertragsabschluss nach Abschluss der Projektvorbereitungsphase im vierten Quartal 2023 zu rechnen.
In der Projektvorbereitungsphase werden insbesondere auch Themen der Planung, Flächenwidmung, Umweltverträglichkeitsprüfung sowie sämtliche Gremialbeschlüsse und die beihilfenrechtliche Notifizierung bei der Europäischen Kommission vorbereitet. Nach Abschluss der Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Wien ist für den Herbst 2023 auch eine Präsentation des Gesamtprojektes für die Medien gemeinsam mit dem Bestbieter geplant.
Quelle: Stadt Wien