Wien: Wien Holding - Start für Sanierung des Theater an der Wien

vonRedaktion Salzburg
MÄRZ 14, 2022

Wien

Knapp 60 Millionen Euro für Generalsanierung und Modernisierung Wiedereröffnung für Herbst 2024 geplant

Das Theater an der Wien der Vereinigten Bühnen Wien (VBW), ein Unternehmen der Wien Holding, zählt zu den schönsten und traditionsreichsten Bühnen der Stadt. Seit 2006 wird es als innovatives Stagione-Opernhaus mit internationaler Strahlkraft bespielt. Kaum hat sich der Vorhang der letzten Opernproduktion „Jen?fa“ von Leoš Janá?ek vor ausverkauftem Haus zum letzten Mal gesenkt, fällt bereits der Startschuss für die dringend notwendige Grundsanierung und Modernisierung des historischen Theaters.

„Wien ist eine der großen Kulturstädte Europas und nicht zuletzt vor diesem Hintergrund bekennen wir uns dazu, in die Zukunft unserer Theater massiv zu investieren. Wir haben das mit dem Ronacher getan und zuletzt mit dem Raimund Theater, das seit 2021 in neuem Glanz erstrahlt. Nun nehmen wir insgesamt 60,05 Millionen Euro in die Hand, um das Theater an der Wien von Grund auf zu sanieren und zu modernisieren. Das Geld ist gut angelegt, denn diese Investition stärkt nicht nur die Qualität der Kultur- und Tourismusmetropole Wien, sondern schafft auch Wertschöpfung und sichert Arbeitsplätze“, so Wirtschafts- und Finanzstadtrat Peter Hanke.

„Die Sanierung und Modernisierung des historischen Theaters ist ein dringend notwendiger Schritt, um das Opernhaus auf lange Sicht fit für die Zukunft zu machen. Die Sanierungsmaßnahmen umfassen die Verbesserung der baulichen Substanz und der Haustechnik, die Renovierung des Vorder- und Hinterhauses, die Öffnung zum Naschmarkt hin sowie die Einrichtung einer verkehrsberuhigten Zone in der Millöckergasse. Etwa zwei Jahre wird der Umbau in Anspruch nehmen, bis das Haus bei seiner Wiedereröffnung im Herbst 2024 in neuem Glanz erstrahlen kann,“ so Wien Holding-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer.

„Das Theater an der Wien ist ein zentrales und weithin strahlendes Opernhaus, was nicht nur an der hohen Auslastung von 93 Prozent in den Jahren vor der Pandemie ablesbar ist, sondern auch an den zahlreichen internationalen Auszeichnungen und Koproduktionen. Um dieses erfolgreiche, traditionsreiche Opernhaus in eine ebenso glänzende Zukunft führen zu können, bedarf es nun der Modernisierung. Es freut mich, dass die Stadt Wien ihren kulturellen Auftrag ernst nimmt und für die dringend notwendige Sanierung des historischen Theaters die nötigen Mittel bereitstellt“, meint Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler.

„Wie bei der Generalsanierung des Raimund Theater möchten wir als Bezirk die Gelegenheit wahrnehmen, den öffentlichen Raum aufzuwerten. Gemeinsam mit den Vereinigten Bühnen Wien wollen wir für die Gäste ein zeitgemäßes Entree ins neue Opernhaus schaffen und für die Bewohner*innen einen attraktiven Straßenraum gestalten“, erklärt Bezirksvorsteher Markus Rumelhart.

Gemeinsamer Kraftakt von Stadt Wien, Wien Holding und Vereinigte Bühnen Wien

Wiedereröffnung für Herbst 2024 geplant

Die Kosten für die Generalsanierung und die Modernisierung des Theater an der Wien sind mit insgesamt 60,05 Millionen Euro veranschlagt, die gemeinsam von Stadt Wien, der Wien Holding und den Vereinigten Bühnen Wien aufgebracht werden. Davon kommen 39 Millionen Euro von der Stadt Wien direkt aus dem städtischen Budget. Die Wien Holding gewährt den Vereinigten Bühnen Wien darüber hinaus ein Darlehen in der Höhe von 21,05 Millionen Euro für dieses Projekt.

Für die Planung und Abwicklung des Bauprojekts zeichnet die ARGE L-Bau-Engineering und Riepl Kaufmann Bammer Architektur verantwortlich. Sie wurde im Zuge eines Vergabeverfahrens der Generalplanungsleistungen, in Abstimmung mit dem Eigentümer, als Bestbieter ermittelt. Die ARGE L-Bau-Engineering/ Riepl Kaufmann Bammer Architektur GbR ist eine Gemeinschaft von Architekt*innen und Ingenieur*innen mit Standorten in Wien und Linz, die bereits über Erfahrung und Kompetenz im Bau von Musiktheatern (Baden-Baden, Salzburger Festspiele, Landestheater Linz) sowie der Sanierung denkmalgeschützter Objekte bzw. von Gebäuden der öffentlichen Hand (Universität für angewandte Kunst, Österreichische Akademie der Wissenschaften) verfügt. Das Bauprojektmanagement verantwortet die WIP Wiener Infrastruktur Projekt GmbH, ein Unternehmen der Wien Holding-Tochter WSE Wiener Standortentwicklung GmbH.

Zuletzt von Grund auf saniert wurde das Theater an der Wien im Jahr 1962. Teilsanierungen und Instandsetzungen erfolgten über die Jahrzehnte hauptsächlich in der spielfreien Zeit des Theaters. Nun ist es an der Zeit, das Haus inklusive seiner Bausubstanz umfassend und nachhaltig zu sanieren, um das traditionsreiche Opernhaus für die nächsten Jahrzehnte zu erhalten, den Anforderungen an Sicherheit und Komfort der Besucher*innen, Künstler*innen und Mitarbeiter*innen des Theaters zu entsprechen und einen zeitgemäßen Spielbetrieb auf Dauer sicherzustellen. Die Arbeiten erfolgen nach den Vorgaben des Denkmalsschutzes, unter dem Teile des Theaters wie das sogenannte „Papagenotor“ an der Millöckergasse oder der Theatersaal stehen.

„Wir sind stolz und privilegiert, dass die VBW das Theater an der Wien als wesentliches Kulturdenkmal der Stadt Wien bespielen dürfen. Es ist uns ein großes Anliegen die einzigartige Geschichte und Aura des Hauses sowohl zu erhalten, als auch für zukünftige Theatererlebnisse zu optimieren. Wir danken den Vertreter*innen der Stadt Wien sowie der Wien Holding, die es uns ermöglichen, unserer Verantwortung für dieses kulturelle Erbe nachzukommen,“ so Franz Patay, Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien.

Die geplante Generalsanierung des historisch bedeutenden Theaterbaus und ältesten Opernhauses der Stadt wird rund zwei Jahre dauern. Mit März 2022 wird das Haus für zwei Saisonen geschlossen. Regiestar Stefan Herheim wird seine Intendanz im Herbst 2022 in der Halle E im Museumsquartier beginnen. Die Wiedereröffnung des Hauses in neuem Glanz ist für Herbst 2024 geplant.

„Schikaneder, Beethoven, Offenbach, Nestroy, Strauß, Lehár und Marie Geistinger sind nur einige der Geistesgrößen, die am Theater an der Wien wirkten und noch in den alten Mauern dieses einstigen Wiener Vorstadttheaters sitzen. Somit ist der Erhalt dieses Kulturdenkmals eine Investition in Werte, auf welche die freien Künste und die Kunst der Freiheit fundiert sind. Als designierter Intendant des Theater an der Wien brenne ich dafür, hier die Vergangenheit und die Zukunft in der Gegenwart künstlerisch so zu vereinen, dass kein Zweifel über die Bedeutung der Sanierung des Hauses aufkommt“, so Stefan Herheim, designierter Intendant des Theater an der Wien.

Arbeiten im Detail: Von der Fassade bis zum Vorder- und Hinterhaus, vom Foyer bis zum Innenraum, von Haustechnik und Bausubstanz bis zur „Öffnung“ zum Naschmarkt

Im Einzelnen betrifft die Grundsanierung und Modernisierung die folgenden Bereiche des historischen Theaters: Eine Sanierung der Fassadenflächen in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt sowie Trockenlegungsnahmen werden durchgeführt. Eine dringend notwendige Sicherheits- und brandschutztechnische Sanierung ist nötig. Die Schaffung von Brandabschnitten und die Einrichtung einer Brandmeldeanlage sind vorgesehen. Eine komplette Erneuerung der Elektrotechnik, der Heizungs- und Lüftungsanlage sowie der Kaltwasser- und Warmwasserinstallationen sind projektiert. Zusätzlich sind eine Kältemaschine und die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage auf den Dachflächen geplant.

Durch die Neuorganisation im Bereich des Hinterhauses soll die Flächennutzung optimiert und bisher nicht genutzte Räume einer zukünftigen Nutzung zugeführt werden. Für Künstler*innen und Mitarbeiter*innen der VBW ist ein Kantinenbetrieb vorgesehen. Die gesamte Veranstaltungstechnik wird saniert und modernisiert, um einen zukunftsorientierten Spielbetrieb zu ermöglichen. Im Bühnenbereich ist die Statik des Schnürbodens komplett ausgereizt und eine Verstärkung der Statik dringend notwendig, um zeitgemäße Inszenierungen möglich zu machen.

Durch die Sanierung der gesamten technischen Gebäudeausstattung sind grundsätzlich für die kommenden Jahre geringere Betriebs- und Instandhaltungskosten zu erwarten, während durch die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage zusätzlich Energiekosten eingespart werden können.

Eine umfassende Neuaufteilung und Erweiterung des Foyers sowie die Errichtung einer Aufzugsanlage zur Barrierefreiheit ist vorgesehen. Eine Attraktivierung des Publikumserlebnisses in den Foyers und Pausenräumen soll auch mit der Öffnung des Theaters zum Naschmarkt hin, durch die Errichtung einer Loggia, erreicht werden. Der Theatersaal wird unter Berücksichtigung denkmalschützerischer Aspekte neugestaltet. In der Millöckergasse ist, in Zusammenarbeit mit dem Bezirk, eine verkehrsberuhigte Zone geplant.

Theater an der Wien: Ein Haus mit langer Tradition

Emanuel Schikaneder, vielseitiges Genie und Librettist der Zauberflöte, ließ das Theater an der Wien im Jahr 1801 im Geiste Mozarts am Wienfluss erbauen. Das Haus wurde nach den Plänen von Joseph Reymund d. J. und Anton Jäger errichtet und erlebte eine Reihe von geschichtsträchtigen Uraufführungen, darunter Beethovens einzige Oper „Fidelio“, Johann Strauß‘ „Fledermaus“ oder Franz Lehárs „Die Lustige Witwe“. Ludwig van Beethoven wohnte von 1803 bis 1804 sogar im Theater an der Wien. 1960 erwarb die Stadt Wien das Theater als Festspielhaus für die Wiener Festwochen Klangbogen und Gastspiele. In den 1990er Jahren avancierte es zur Musicalspielstätte mit Uraufführungen und deutschsprachigen Erstaufführungen, darunter unter anderem „Cats“ von Andrew Lloyd Webber. Das Musical „Elisabeth“ von Michael Kunze und Sylvester Levay wurde zu einem jahrelangen Dauerbrenner. Im Rahmen des Wiener Mozartjahres 2006 wurde das Theater an der Wien als Wiens drittes Opernhaus von Intendant Roland Geyer international positioniert. Ab der Saison 2022/2023 ist Stefan Herheim neuer Intendant des Theaters. Gespielt wird nach dem Stagione-Prinzip mit einem Spielplan von Barockopern bis hin zur Moderne.


Quelle: Stadt Wien

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