Wien: Wien zeigt’s vor - Renaturierung und verbesserter Hochwasserschutz am Liesingbach

vonRedaktion Salzburg
AUGUST 23, 2024

Wien

Nach EU-Angaben sind rund 80 Prozent der Lebensräume in der Europäischen Union in einem schlechten Zustand. Zudem werden wegen des Klimawandels Hitzewellen und Starkregenereignisse häufiger und extremer. Vor diesem Hintergrund sind Maßnahmen zur Wiederherstellung natürlicher Lebensräume und zum Schutz vor Hochwasser ein Gebot der Stunde.

Wien ist beim Thema Renaturierung schon seit langem Vorreiter und setzt laufend neue Initiativen - zuletzt mit dem Spatenstich für den Park der Artenvielfalt in der Donaustadt. Zahlreiche Projekte wurden bereits realisiert, wie zum Beispiel die naturnahe Beweidung von Wienerwaldwiesen oder die Umstellung der Forstwirtschaft auf naturnahe Dauerwaldbewirtschaftung.

Ein ökologisches Großprojekt ist die Renaturierung des Liesingbachs. Auf rund 18 Kilometer fließt der Liesingbach durch Wien. In den vergangenen 20 Jahren hat die Stadt Wien bereits neun Kilometer der Liesing renaturiert. Für die zweite Hälfte der Renaturierung zwischen Kaiser-Franz-Josef-Straße und Großmarktstraße laufen die Arbeiten seit 2020 auf Hochtouren. Zuletzt wurde ein Abschnitt auf Höhe der Hochwassergasse im 23. Bezirk fertiggestellt. Stück für Stück geht es bachaufwärts, aktuell wird im Draschepark gearbeitet. Bis 2027 wird der Liesingbach vollständig renaturiert sein.

Am Donnerstag besichtigten Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky, SPÖ-Bundesparteivorsitzender Andras Babler, SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr, und Bezirksvorsteher Gerald Bischof die Fortschritte bei der naturnahen Umgestaltung des Liesingbachs.

Babler: Wenn es um den Schutz unserer Lebensgrundlagen geht, kann man auf die SPÖ vertrauen

„Wenn es um den Schutz unserer Lebensgrundlagen geht, kann man auf die SPÖ vertrauen. Die Folgen der Erderhitzung spüren wir täglich, umso wichtiger ist es, dass wir hier beim Schutz von Umwelt und Natur keinerlei Zeit verlieren. Die Stadt Wien zeigt eindrucksvoll, was das in der Praxis bedeutet. Es war richtig und wichtig, dass Österreich der Renaturierungsverordnung auf EU-Ebene zugestimmt hat. Wichtig ist jetzt, dass die Länder bei der Umsetzung ausreichend finanzielle Mittel erhalten“, sagt SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler.

„Die SPÖ ist die Partei, die sich um die Menschen kümmert und dafür sorgt, dass ihr Lebensumfeld und somit die Natur geschützt wird. Wir wollen auch den künftigen Generationen eine lebenswerte Welt hinterlassen. Unsere Kinder und Enkelkinder haben ein Recht darauf, die Natur zu genießen und darin Erholung zu finden. Gerade die Stadt Wien zeigt mit positiven Beispielen wie dem renaturierten Liesingbach vor, dass wir Sozialdemokraten die wahren Beschützer unserer Heimat und Umwelt sind“, betont Julia Herr, stv. Klubobfrau und Umweltsprecherin der SPÖ im Parlament.

Czernohorszky: Die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume ist ein Gewinn für Mensch und Natur

„Die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume wie hier am Liesingbach ist ein Gewinn für Mensch und Natur. Wir schaffen damit nicht nur mehr Platz für Pflanzen und Tiere, sondern auch Erholungsräume für die Wienerinnen und Wiener. Renaturierung ist nicht nur ein wichtiger Beitrag für mehr Biodiversität, Umwelt- und Gewässerschutz, sondern auch für die Lebensqualität der Menschen und den Schutz der Bevölkerung vor Hochwasser“, sagt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.

„Mit dem großen Renaturierungsprojekt an der Liesing geben wir Menschen, Tieren und Pflanzen ein Stück Natur zurück. Abwechslungsreiche Ufervegetation und neue Buchten entlang dieser einzigartigen Freizeitoase leisten einen wichtigen Teil zum innerstädtischen Klima- und Artenschutz. Kombiniert mit einer verbesserten Radinfrastruktur und neuen Erholungsbereichen ist das Gebiet bereits jetzt ein beliebtes Ausflugsziel geworden“, so die für die Wiener Gewässer zuständige Stadträtin Ulli Sima.

„Dieses Projekt macht den derzeit schon sehr beliebten Naherholungsraum Liesingbach für unsere Bezirksbewohnerinnen und Bezirksbewohner noch attraktiver und verbessert somit die Lebensqualität in Liesing ein weiteres Stück“, freut sich Bezirksvorsteher Gerald Bischof.

Großprojekt „Integrativer Hochwasserschutz Liesingbach“: Mehr Natur und mehr Lebensqualität Die Neugestaltung des Uferbereichs am Liesingbach bringt mehr Grün- und Erholungsraum für die Wiener*innen und leistet damit einen wichtigen Beitrag für mehr Lebensqualität Die Wiederherstellung des naturnahen Liesingbachs fördert die Artenvielfalt und den Umweltschutz Auch der Hochwasserschutz am Liesingbach wird verbessert. Mittels wasserbaulicher Umbauten wird im Projektgebiet und bei den Rückhaltebecken der Hochwasserschutz auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Zur Verbesserung der Gewässergüte errichtet Wien Kanal auf der gesamten Strecke einen zusätzlichen Regenwasserkanal im Bachbett. Damit können Verunreinigungen aus dem bestehenden Regenwassersystem vom Bach ferngehalten werden. Neue Naturoase auf Höhe der Hochwassergasse fertiggestellt

Bei jedem Abschnitt der Renaturierung des Liesingbachs liegt der Fokus auf verbessertem Hochwasserschutz, mehr Natur sowie mehr Lebensqualität, zu sehen an der frisch fertiggestellten Ausweitung auf Höhe der Hochwassergasse: Um dem Liesingbach mehr Raum zur Entfaltung zu sichern, wurden insgesamt 16.000 m³ Material versetzt. Die Verbreiterung des Fließgewässers bietet nicht nur zusätzliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen, sie führt auch zu einer deutlichen Verbesserung des Retentionsvolumens und somit einer Aufwertung des Hochwasserschutzes.

Im Zuge der laufenden Renaturierungsarbeiten wurden 68 Bäume wie Hainbuchen, Traubenkirschen und Ebereschen sowie über 30 Sträuchergruppen entlang des Uferabschnitts gepflanzt. Um für unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten innerhalb des Gewässers zu sorgen, wurden 50 „Raubäume“ und 30 Wurzelstöcke zur Lenkung des Flusslaufes im Liesingbach ausgebracht. Unter Raubäumen versteht man Bäume, die bewusst gefällt und anschließend gesichert im Gewässer liegen bleiben. Sie dienen wassergebundenen Tieren sowie vor allem Jungfischen als Rückzugs- und Laichplätze und kurbeln den Renaturierungsvorgang an. Neue Uferpfahlwände aus heimischen Holzarten schützen den Uferabschnitt vor Erosion.

Die baulichen Maßnahmen im Überblick: Das hartverbaute Flussbett wird abgetragen. Nach Entfernung der alten Steinpflasterung werden Schotter und natürliches Sohlsubtrat in das Flussbett eingebracht. Besonders umweltschonend: Die alten Pflastersteine werden vor Ort zerkleinert und in die Sohle des Liesingbaches eingebracht. Dieses Recycling ersetzt den aufwändigen Abtransport der Steine und die damit verbundenen LKW-Fahrten. Grünräume entlang der Uferbereiche werden vergrößert bzw. neue geschaffen. Parallel zu den Bauarbeiten werden an jedem Abschnitt Bäume und Sträucher gesetzt. Der Hochwasserschutz am Liesingbach wird verbessert. Mittels wasserbaulicher Umbauten wird im Projektgebiet der Hochwasserschutz auf den neuesten Stand der Technik gebracht (durchgängig auf HW 100). Um die Wasserqualität des Liesingbachs zu verbessern, errichtet Wien Kanal einen Regenwasserkanal mit einem Durchmesser von 80 Zentimeter unter dem Bachbett. Für den Betrieb und die Wartung werden entlang der Strecke 16 Trennbauwerke, 7 Abfallschächte und 29 Putzschächte errichtet. Der Kanal schützt den Bach vor Verunreinigungen und ist die Voraussetzung für die ökologische Sanierung des Baches. Bei Regen wird der erste Schwall Regenwasser von den umliegenden Verkehrsflächen aufgefangen und zur Kläranlage nach Simmering transportiert. Auch Störfälle, wo gefährliche Stoffe über die Regenwasserkanalisation in den Bach gelangen könnten, sichert der neue Kanal zukünftig ab. Das EU-Projekt LIFE EnCAM

Die Bauarbeiten am Bauteil 1 sowie in der Folge am Bauteil 2 werden von einem EU-Projekt der Fachabteilung Wiener Gewässer begleitet. Das EU-Projekt LIFE EnCAM (Environmental project with Climate Adaptation and Mitigation) setzt im Rahmen der Renaturierungsmaßnahmen am Liesingbach zusätzliche klimaschonende Maßnahmen. Diese betreffen nicht nur die Bauarbeiten am Liesingbach selbst, sondern bereits das Planungsprozedere. Neue klimaorientierte Kriterien bei der Vergabe und Planung zielen darauf ab, die Umweltbelastung durch Baustellen zu reduzieren. Ziel ist eine deutliche Reduktion von CO2-Emmissionen im Zuge der Renaturierungsarbeiten am Liesingbach.

Infos zum Projekt Liesingbach: www.wien.gv.at/liesingbach

Quelle: Stadt Wien

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