vonRedaktion International
JÄNNER 19, 2023
Stadtregierung präsentiert Plan für klimafreundliches Heizen
„Wien soll auch in Zukunft die lebenswerteste Stadt der Welt sein. Deshalb drehen wir an den großen Schrauben: Raus aus Gas! Raus aus den Abhängigkeiten und rein in die klimafreundliche Zukunft. Bis 2040 werden alle Gebäude in Wien klimaneutral mit erneuerbarer Energie geheizt und – wo notwendig – auch gekühlt. Fossile Energieträger in der Raumwärme sind dann Geschichte“, kündigte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig am Donnerstag, im Rahmen der Klausur der Stadtregierung an. „Das ist eine Politik der großen Schritte, die für eine nachhaltige Entwicklung Sorge trägt – und sicherstellt, dass die hohe Lebensqualität in Wien auch für zukünftige Generationen erhalten wird“, so Ludwig.
Vor einem Jahr wurde ebenfalls bei einer Klausur der Wiener Klimafahrplan in Richtung Klimaneutralität vorgestellt. Wien hatte damals als erstes Bundesland in Österreich einen umfassenden Maßnahmenplan für die Bereiche Klimaschutz und Klimaanpassung – mit der klaren Zielsetzung für alle Sektoren, die Stadt bis 2040 klimaneutral zu machen. Durch den Ukrainekrieg mit all seinen Folgen hat das Thema Energiesicherheit und „Raus aus Gas“ zusätzlich an Bedeutung gewonnen. „Von daher war es mir ein Anliegen, dass wir als Stadtregierung intensiv über die weiteren notwendigen Schritte nachdenken. Heute präsentieren wir Ihnen die Ergebnisse dieses Prozesses: Auf den Wiener Klimafahrplan folgt ein konkreter Maßnahmenkatalog, die Strategie ‚Raus aus Gas – Wiener Wärme Kälte 2040‘ “, unterstrich Ludwig.
Wien hat bei der Wärmewende bereits jetzt viel vorzuweisen: So hat die Stadt im Bundesländervergleich den mit Abstand geringsten Endenergieverbrauch pro Kopf für Heizen und Warmwasser. Allerdings werden fast 90 Prozent der klimaschädlichen Treibhausgase im Gebäudebereich derzeit von Gasheizungen verursacht. „Unser Ziel ‚Raus aus Gas‘ ist eine komplexe Herausforderung: Für 600.000 Gasgeräte, davon rund 475.000 dezentral, sowie für 460.000 Kochgasgeräte müssen Lösungen gefunden werden“, so der Bürgermeister.
„Die Fortschrittskoalition hat sich mit der CO2-Neutralität Wiens bis 2040 ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Und wir setzen dieses Ziel nach klaren Kriterien und einem fixen Plan auch um. Wir managen Krisen und gestalten die Zukunft unserer Stadt!“, bekräftigt seinerseits Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr. „Dabei setzen wir auf Innovation statt Resignation, wir setzen auf Angebote und große Hebel statt auf plumpe Verbotspolitik. Denn wir wollen die Wienerinnen und Wiener auf diesem so wichtigen Weg mitnehmen – mit voller Kraft und Optimismus werden wir gemeinsam die lebenswerte Zukunft Wiens gestalten!“
Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál bekräftigt: „Am wichtigsten ist es, in die Wienerinnen und Wiener zu investieren. Ihnen beim Umstieg auf erneuerbare Energien zu helfen und sie für die Energiewende an Bord zu holen.“
„Der Wiener Weg für klimafreundliches Heizen baut auf dem Klimafahrplan auf und zeigt, wie wir diese Mammutaufgabe angehen wollen“, erklärt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Nicht nur sind fossiles Gas und Öl schlecht für die Umwelt, wir machen uns durch sie auch abhängig von ausländischen Energielieferungen. Spätestens der Ukrainekrieg hat gezeigt, dass Gas und Öl nicht krisensicher sind. Diese Unsicherheit soll durch zuverlässige, maßgeschneiderte Alternativen beseitigt werden“, ergänzt Czernohorszky. „Dazu braucht es viele technische Bausteine, aber auch gute Rahmenbedingungen: Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene müssen klare gesetzliche Regelungen und langfristig abgesicherte Förderungen geschaffen werden. Denn der Umstieg auf erneuerbare Energie kann nur sozial gerecht erfolgen und die Wiener*innen müssen wissen, was genau auf sie zukommt!“
Der Wiener Wärmeplan
Für die Planung des Umstiegs wurde zunächst eine genaue Analyse der Heizungssysteme in bestehenden Wiener Wohnbauten gemacht, daran orientiert sich dann auch die jeweilige Technologie, die zum Einsatz kommen soll. „Im Fokus stehen vor allem ältere Gebäude im dicht verbauten Stadtgebiet“, erklärt Jürgen Czernohorszky. „Für Neubauten legt die Stadt schon jetzt mit den Energieraumplänen eigene Klimaschutzgebiete fest, in denen im Neubau keine Gasthermen mehr installiert werden dürfen.“ Für den Umstieg aus Gas in Altbauten wird nun die bestehende Energieraumplanung zu einer „Wiener Wärmeplanung“ weiterentwickelt, die neben dem Neubau auch die bestehenden Gebäude in der Stadt Wien umfasst. „Der Wiener Wärmeplan soll für das gesamte Stadtgebiet zeigen, wo welche Art der Wärmeversorgung zum Einsatz kommen wird“, so Czernohorszky.
Der Wiener Wärmeplan unterscheidet zwischen zwei Stadtgebieten:
Gebiete, die mit Leitungen an unterschiedliche Wärmeanbieter*innen angebunden werden können und Gebiete, in denen erneuerbare Energiequellen zur gebäudeweisen Wärmeversorgung genutzt werden.
Speziell dicht verbaute Gebiete werden zukünftig so weit wie möglich von der zentralen Fernwärme versorgt. In weniger dicht bebauten Gebieten werden erneuerbare Niedertemperatur-Wärmenetze und erneuerbare Energielösungen für einzelne Gebäude zum Einsatz kommen. Die Wärmeversorgung von Neubaugebieten soll mit vor Ort verfügbarer, erneuerbarer Energie erfolgen. Dabei sind auch gebäudeübergreifende Energielösungen mit Niedertemperatur-Nahwärmenetzen möglich. „Für eine effektive Wiener Wärmeplanung ist aber auf Bundesebene der Beschluss des Erneuerbaren-Wärmegesetzes – EWG – dringend notwendig“, betont der Umweltstadtrat. „Die gesetzliche Grundlage für den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen ist mehr als überfällig.“
Wohnbau der Zukunft für die nächsten Generationen
Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál unterstreicht: „Ein klima- und zukunftsfitter Wohnbau besticht nicht nur durch nachhaltige, innovative Lösungen im Energiebereich des Neubaus, wie eine intensivierte Nutzung von Erdwärme, Geothermie und Photovoltaikanlagen. Die Stadt Wien widmet sich deswegen mit viel Energie der Sanierung im Bereich der bestehenden Gebäude und vorhandenen Grätzln.“ Durch das neue Lokal für das Servicecenter der kostenlosen Sanierungsberatung „Hauskunft“ ist es gelungen, den Wiener*innen eine direkte, zentrale Anlaufstelle zu bieten, in der über Sanierungen beraten, Energiekonzepte erstellt und über Fördermöglichkeiten informiert wird. Insgesamt wurde das Angebot im Jahr 2022 rund 3.500 Mal durch Hausbesitzer*innen - vom Schrebergarten bis zum Zinshaus – genutzt.
Ganzheitliche Stadterneuerung bedeutet auch, dass nicht an der Hausmauer aufgehört, sondern die unmittelbare Umgebung mitgedacht wird. Deswegen startet ein weiteres Schwerpunktgebiet des Programms „WieNeu+“ für klimafitte Grätzl. Nach dem laufenden Projekt im Gebiet in Innerfavoriten wird das „Grätzl 20+2“ rund um den Augarten klima- und zukunftsfit gemacht. In dem bezirksübergreifenden Grätzl in der Leopoldstadt und der Brigittenau werden die 3 Schwerpunktziele „Gebäude & Energie“, „Öffentlicher Raum“ und „Soziale Nachhaltigkeit bzw. Grätzlentwicklung“ für die Zukunft bereitgemacht.
Beispiele für die umfangreichen Zukunftsprojekte finden sich über die ganze Stadt verteilt. An Beispielen wie u.a. dem SMART-Block-Projekt in der Geblergasse, der Kombination aus Neubau und Sanierung am Areal des ehemaligen Sophienspitals, dem ganzheitlichen innerstädtischen Neubauprojekt „Village im Dritten“ oder auch dem neuen ausgezeichneten Gemeindebau in der Preßgasse sind die Konzepte der Nachhaltigkeit in der Praxis bereits umgesetzt. „Als Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität hat Wien die Verantwortung für kommende Generationen vorzuarbeiten. Im Bereich des Wohnbaus werden wir dieser Verantwortung gegenüber der Zukunft durch den intensiven Einsatz von erneuerbaren Energien und die massive Förderung von Sanierungen gerecht. Mit dem neuen Stadterneuerungsgebiet „Grätzl 20 + 2“ wird ein weiteres Grätzl klimafit gemacht, der öffentliche Raum belebt und dadurch das soziale Miteinander gestärkt“, berichtet Gaál.
Raus aus Gas in der Bildung
Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr umreißt die Maßnahmen für seinen Geschäftsbereich: „Wir bauen im Bereich Bildung Häuser der Zukunft: Einerseits für die Chancenzukunft der Kinder, andererseits für den Erhalt unserer Lebensqualität. Alle neuen Kindergarten- und Schulgebäude werden nach strengen Kriterien des Klimaschutzes errichtet und mit Sonnenstrom, Geothermie oder anderen nachhaltigen Energieformen wie etwa Eisspeichern geheizt und gekühlt. Damit können Kinder in ihrer täglichen Umgebung erleben, was Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz bedeuten. Und das ist für mich auch ein Bildungsauftrag!“
100 Projekte Raus aus Gas
Anhand von konkreten Projekten will Wien aber nun auch vorzeigen, wie der Umstieg auf innovative Lösungen – abseits der Fernwärme – gelingen kann: Dafür werden ab sofort rund 100 Umsetzungsprojekte gesammelt, die als Beispiele für weitere Gebäude der Stadt dienen sollen. Im Rahmen dieser Initiative werden Umsetzungsprojekte durch Information und Beratung der Stadt Wien unterstützt und begleitet. „Das Lernen von realen Umsetzungsprojekten ist sehr wichtig, um maßgeschneiderte Lösungen für Wien zu entwickeln und Erkenntnisse an Beratungsstellen zurückzumelden“, so Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky abschließend. „Ziel ist es, eine möglichst große Breite und Vielfalt an Alternativen zur Wärmeversorgung aufzuzeigen. Umgesetzte Projekte werden nach und nach auf der Website der Stadt Wien sowie in der Energy!ahead-App vorgestellt.“ Bisher wurden rund 20 Projekte dokumentiert und aufgearbeitet – bis 2025 sollen es 100 Projekte sein.
Sämtliche Informationen zur Strategie „Wiener Wärme und Kälte 2040“:
https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/energie/wissen/waerme-und-kaelte-2040.html
100 Projekte „Raus aus Gas“ als PDF (Stand Jänner 2023):
https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/energie/pdf/raus-aus-gas-projekte.pdf
Quelle: Stadt Wien