vonOTS
MAI 20, 2022
Wien (OTS) - Seit nunmehr 100 Jahren verleiht der Österreichische Gewerbeverein die Wilhelm-Exner Medaille an Wissenschafterinnen und Wissenschafter, deren Erkenntnisse wichtige gewerbe-industrielle Anwendungen hervorbrachten oder anbahnten. Für das Jubiläumsjahr 2021 werden mit Luisa Torsi und Katalin Karikó zwei herausragende Forscherinnen Entdeckungen geehrt, die die Gesellschaft und Wirtschaft veränderte. Die Wilhelm Exner Medaillen wurden von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler feierlich im Palais Eschenbach überreicht, aufgrund der Pandemie etwas zeitverzögert.
1921 ehrte der Österreichische Gewerbeverein sein verdientes Mitglied Wilhelm Exner. Seither wurden mit der nach ihm benannten Medaille 241 Wissenschafterinnen und Wissenschafter, sowie Erfinderinnen und Erfinder ausgezeichnet – darunter 23 Nobelpreisträgerinnen und –träger. 100 Jahre später gehen die verdienten Auszeichnungen an zwei herausragende Forscherinnen, die mit ihren Erkenntnissen ganz im Sinne Exners entscheidende gewerbe-industrielle Entwicklungen angestoßen, unternehmerische Tätigkeit beflügelt und einen immanenten gesellschaftlichen Nutzen gestiftet haben.
Feierliche Ehrung durch Bundesministerin Leonore Gewessler
Pandemiebedingt musste die für November des Vorjahres geplante Ehrung verschoben werden, beim gestrigen Festakt konnten die Preisträgerinnen die Medaillen von Bundesministerin Leonore Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie in Empfang nehmen: „Die beiden Medaillenträgerinnen – Professorin Katalin Karikó und Professorin Luisa Torsi – sind herausragende Wissenschafterinnen, in einer Reihe mit 23 Nobelpreisträgerinnen und –träger, unter den bisherigen Trägerinnen und -träger der Medaille. Diese beiden Preisträgerinnen verkörpern die Wissenschaft in ihrem besten Sinn: Unbeirrbar auf der Suche nach neuen Erkenntnissen, dabei immer am Wohl der Menschheit orientiert. Wir brauchen diesen Pioniergeist, um den großen Herausforderungen unserer Zeit begegnen zu können, insbesondere der Klimakrise. Katalin Karikó und Luisa Torsi sind aber auch in anderer Hinsicht Pionierinnen: Sie sind zwei von erst neun Frauen unter den bisher 241 Medaillenträgerinnen und -trägern.“
„Angewandte Forschung trägt entscheidend zum unternehmerischen Erfolg und gesellschaftlichem Fortschritt bei. Die Wirtschaft braucht einen wissenschaftlichen Widerpart, der Innovationen antreibt“, betont Stefan Radel, Vorsitzender der Wilhelm-Exner-Stiftung den notwendigen Brückenschlag zwischen Unternehmertum und Forschung.
Die Laureatinnen 2021: Katalin Karikó und Luisa Torsi
„Die heute Geehrten werden dem Exner‘schen Anspruch mehr als gerecht. Die Wilhelm Exner-Medaille anerkennt Leistungen und Innovationen, die tatschlich im Markt ankommen. Die Potenziale ihrer Forschung haben zu unzählige Unternehmensgründungen, Produkten und Anwendungen geführt. Vieles ist in den nächsten Jahren zu erwarten“, begründet Peter Lieber, Präsident des Österreichischen Gewerbevereins die Juryentscheidung. Die Zuerkennung der Medaille erfolgt nur auf Vorschlag der früheren Medaillenträgerinnen und Medaillenträger und wird in geheimer Sitzung der Jury unter Vorsitz des früheren Vorsitzenden der Rektorenkonferenz Hans Sünkel bestimmt.
Univ.-Prof. Dr. Katalin Karikó (University of Pennsylvania, USA; Biontech, Deutschland) ist federführend an der Entwicklung von Medikamenten auf mRNA-Basis beteiligt. Karikó und Kollegen gelang, die empfindlichen mRNA-Moleküle in Lipid-Moleküle zu verpacken. Solche winzigen Nanopartikel kann man Tieren und Menschen injizieren, ohne eine gefährliche Immunreaktion auszulösen. Ihre Arbeit ist Grundlage für Impfstoffe gegen Covid-19 und für Medikamente gegen Krebs, Schlaganfälle oder Zystische Fibrose. Auf Basis dieser Technologie wurde auch die Firma Moderna gegründet. Karikó selbst ist seit 2013 als Senior Vice President Forschungsleiterin von Biontech.
Univ.-Prof. Dr. Luisa Torsi (Universität Bari, Italien), ist Pionierin der organischen Bioelektronik. In ihrer Forschungsarbeit verbindet sie übergreifend elektronische und elektrochemische Sensoren, analytische Chemie, organische Halbleiter, Festkörper-Bauelemente-Physik, Materialchemie und -physik. An der Spitze einer der am schnellsten wachsenden Forschungsrichtungen in der organischen Elektronik stehend, versprechen ihre Entdeckungen neue Technologien für das Gesundheitswesen und das menschliche Wohlbefinden, beispielsweise sehr dünne, energieeffiziente Elektroniken wie etwa hochflexible Displays für Smartphones.
Bereits im Vorfeld der Verleihung berichteten Luisa Torsi und Katalin Karikó bei den Exner Lectures über ihre Arbeit und Erfolge, bei weiteren Vorträgen und Diskussions-Panels zu den Forschungsschwerpunkten der Laureatinnen sowie beim informellen Netzwerken wurden weitere Brücken zwischen Wirtschaft und Wissenschaft geschlagen.
Die Wilhelm Exner Medaille
Wilhelm Exner (1840–1931) betrachtete die zu seiner Zeit stattfindenden umwälzenden Veränderungen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stets als große Chance und war darauf ausgerichtet, dabei auftretende Probleme offensiv und konstruktiv zu bewältigen. Exner repräsentierte den weltoffenen österreichischen Liberalismus, der anstelle von Abschottung und Feindbildern sein Engagement für Modernisierung und Umgestaltung von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft einsetzte.
Diese, die Persönlichkeit Wilhelm Exners prägenden Charaktereigenschaften, sind in ihren Grundzügen auch bei vielen Trägerinnen und Trägern der Medaille, die seinen Namen trägt, zu finden. Mit dieser ehrt der Österreichische Gewerbeverein seit 1921 bedeutende Wissenschaftlerinnen und Forscher, deren Theorien, Erkenntnisse und Resultate wichtige gewerbe-industrielle Anwendungen hervorbrachten oder anbahnten.
Quelle: OTS