vonRedaktion Salzburg
SEPTEMBER 08, 2022
Experten, Einsatzorganisationen, Verwaltung und Entscheidungsträger vernetzen sich in Zell am See
(LK) Die Naturgefahrentagung zum Thema „Spannungsfeld Katastrophenschutz und Lebensraum“ macht vom siebten bis zum neunten September im Pinzgau Station. „Besonders hier, wo die Tagung stattfindet, zeigt sich leider sehr deutlich, was uns in den kommenden Jahrzehnten häufiger erwarten könnte. Mehr und intensivere Unwetter, die Siedlungsgebiete bedrohen“, so Landesrat Josef Schwaiger.
Der Ort der Veranstaltung ist nicht zufällig gewählt. Der Oberpinzgau war in den letzten Jahren häufig Schauplatz direkter Auswirkungen des Klimawandels. Das Hochwasser im Sommer 2021 war das dritte innerhalb von nur 16 Jahren, das enorme Schäden verursacht hat. „Im Land Salzburg arbeiten wir mit allen Beteiligten konsequent daran, den bestmöglichen Schutz für die Menschen zu realisieren, hundertprozentige Sicherheit wird es aber nie geben“, betont Landesrat Josef Schwaiger.
Gemeinsam für mehr Sicherheit
Unter dem Motto Verstehen – Vernetzen – Vorsorgen bietet die Naturgefahrentagung einen Ort für den Wissens- und Erfahrungsaustausch von Experten, Entscheidungsträgern, Einsatzorganisationen, Infrastrukturbetreibern und Versorgungsunternehmen. Die Themen Katastrophenschutz, Verbauung, Präventionsstrategien und vieles mehr stehen auf dem Tagungsprogramm. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) organisiert das Treffen federführend.
Schwaiger: „750 Millionen Euro für Schutzmaßnahmen.“
Die Jahrhundertflut 2002 in Salzburg war der Auftakt für massive Investitionen in Schutzbauten im Land Salzburg. „Seither wurden rund 750 Millionen Euro in Hochwasserschutz und Wildbachverbauung investiert. Jeder Cent der eingesetzt wurde und wird rettet Leben, sichert Existenzen und schafft mehr Lebensqualität. Aber die Arbeit wird uns nicht ausgehen, denn die Herausforderungen werden durch den Klimawandel größer und vielfältiger. Kleinräumige sintflutartige Regenfälle und damit auch Murenabgänge und Überflutungen haben in jüngerer Vergangenheit zu großen Schäden geführt und könnten in Zukunft noch häufiger werden“, betont Schwaiger.
Niedermoser: „Das Tempo des Klimawandels ist das Problem.“
Für Bernhard Niedermoser von der ZAMG, die die Tagung federführend organisiert, liegt eine tragende Ursache für zunehmende Hochwässer und Muren-Ereignisse klar im Klimawandel. „Das Problem ist das Tempo. Die Umstellung des Klimas passiert sehr rasch und geht noch so ungebremst weiter bis 2050 oder 2060, das ist nicht mehr umkehrbar. Bis dahin können wir nur Anpassungsmaßnahmen setzen und es wird hier auch viel Geld investiert“, so der Experte und er ergänzt: „Damit unsere Kinder danach eine bessere Lebensgrundlage haben, müssen wir gleichzeitig jetzt den CO2-Ausstoß stetig senken weil die Reaktionszeit des Klimas so lange dauert. Langfristig haben wir es noch in der Hand, die negative Entwicklung für die zweite Hälfte des Jahrhunderts zu bremsen“, so Niedermoser.
Seit Jahrhundertflut mehr Bewusstsein für Naturgefahren
Das Spannungsfeld zwischen dem Schutz vor Naturgefahren und dem Lebensraum der Menschen, ein Hauptthema der Tagung, zeigt sich für Martin Zopp, Bereichsleiter Wasserbau beim Land Salzburg, beispielsweise im Zeller Becken und in Mittersill deutlich. „Seit den 1960er Jahren sind wesentliche Siedlungsräume in Hochwasserabflussgebieten entstanden ohne dass man sich der Gefahren bewusst war. Es ist auch eher selten etwas passiert. Erst die Jahrhundertflut 2002 hat dazu geführt, dass es jetzt flächendeckend Gefahrenzonenpläne für alle Fließgewässer im Land gibt und die Siedlungen entsprechend geschützt werden können.“
Quelle: Land Salzburg