Salzburg: Wolfsrisse - Nächster Fall ist nur eine Frage der Zeit

vonRedaktion Salzburg
MAI 07, 2024

Foto: Land Salzburg / Franz Neumayr

Land Salzburg hat für den Almsommer vorgesorgt / Interview mit dem Wolfsbeauftragten Hubert Stock

(LK) Ein umfangreicher und mit Experten abgestimmter Managementplan, eine kürzlich beschlossene Novelle des Jagdgesetzes und weitere Unterstützung für Landwirte beim Herdenschutz. Das sind nur drei der aktuellen Maßnahmen gegen die Bedrohung „Wolf“ für Nutztiere, mit der die Salzburger Landesregierung für den Almsommer vorgesorgt hat. Worauf wir uns jedenfalls einstellen müssen, erklärt Wolfsbeauftragter Hubert Stock im Interview.

Vor etwa einem Jahr wurde der erste Wolfsriss des Almsommers 2023 gemeldet, bestätigt per DNA-Analyse. „Die vielen schmerzlichen Fälle aus den vergangenen Jahren müssen der Vergangenheit angehören. Daher haben wir praxistaugliche Möglichkeiten geschaffen, die ein schnelles Handeln ermöglichen sowie für mehr Rechtssicherheit und Klarheit sorgen. Es geht um die Existenz unserer Bauern, um unsere Lebensgrundlagen, um Tierwohl und es geht auch um eine sachliche und ideologiefreie Lösung für das Wolfsproblem – noch bevor er zubeißt und ganze Herden im Blutrausch auslöscht“, betont Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek.

Stock: „Rechnen bald mit ersten Rissen.“

Hubert Stock ist seit 2018 Wolfsbeauftragter des Landes. Er koordiniert alle Fragen, die den Wolf in Salzburg betreffen, organisiert die Rissbegutachtungen und berät die Bauern über Entschädigungen und auch Herdenschutzmaßnahmen, wo solche möglich sind. Er hat mit dem Landes-Medienzentrum (LMZ) über den bevorstehenden Almsommer gesprochen.

LMZ: Worauf müssen wir uns heuer einstellen – wird es noch mehr Risse geben?

Stock: Ja, davon gehen wir definitiv aus. Der Grund sind die wachsenden Wolfsbestände rund um Österreich, aber auch rund um unser Bundesland selbst. Wölfe sind auch im Winter bei uns, fallen aber nicht so auf, weil sie Wildtiere reißen, die nur selten aufgefunden werden. Sobald die Nutztiere auf der Sommerweide sind, bekommen die Wölfe zusätzlich Beute. Mai und Juni ist die Zeit, wenn in der Regel die ersten Fälle auftauchen, also wenn die Weidesaison und der Almsommer beginnen.

LMZ: Wie viele Tiere halten sich derzeit im Bundesland auf?

Stock: Das kann man nicht genau sagen, weil die Dunkelziffer erfahrungsgemäß hoch ist und die Tiere zudem Dutzende Kilometer pro Tag zurücklegen können. Wir rechnen vorsichtig mit derzeit zwei bis drei Wölfen im Bundesland Salzburg, aber wie gesagt: genau können wir das nicht sagen.

LMZ: Wolfsrudel gibt es nachweislich in Tirol und auch in Kärnten. Wie sieht es in Salzburg aus?

Stock: Eine Rudelbildung ist derzeit noch nicht absehbar. Aber es sind immer wieder einzelne Wölfe unterwegs. Vor allem ab dem Frühling steigt die Zahl: Wenn die neuen Jungen kommen, müssen die ein- bis zweijährigen Tiere das Rudel verlassen. Und das sind die, die dann in der Regel bei uns auftauchen. Sobald sich aber zwei Wölfe unterschiedlichen Geschlechts bei uns treffen, kann es auch sehr rasch zu einer Rudelbildung kommen.

LMZ: Wie scheu ist der Wolf tatsächlich?

Stock: Die Mär vom scheuen Wolf ist ein Mythos, die so nicht stimmt. Ein Wildtier, das nicht bejagt wird, verliert die Scheu. Es sieht den Menschen nicht mehr als Feind. So ist es auch beim Wolf. Wenn man ihn normal bejagen würde, gewinnt er die artgerechte „Angst vor dem Menschen“ wieder zurück. Die Tiere, die keine Scheu haben, können von den Jägern leicht entnommen werden und es entwickelt sich wieder ein gesunder und natürlicher Wolfsbestand, der Abstand vom Menschen und seinen Nutztieren hält. Das ist auch anhand verschiedener Wildtiere wissenschaftlich gut erforscht und belegt.

LMZ: Immer wieder ist auch von „Hybridwölfen“ die Rede. Gibt es diese wirklich in Salzburg und was ist das Problem dabei?

Stock: Vor allem in Osteuropa ist das ein Thema, weil dort viele Hunde frei herumlaufen. Bei uns ist das noch nicht das große Problem, weil wir fast keine verwilderten Hunde haben und die Gefahr für Kreuzungen nicht so groß ist. Bisher gibt es bei uns noch keine genetischen Nachweise für Hybriden. Diese sind vor allem im Naturschutzbereich ein riesen Thema, weil sie den Arterhalt des Wolfes gefährden.

LMZ: Wenn ich einen Wolf sehe oder glaube, einen gesehen zu haben – was mache ich dann?

Stock: Ich bitte darum, jeden Verdacht zu melden. Auch dann, wenn man sich nicht sicher ist, ob es ein Wolf oder nur ein Hund ist. Nur so erhalten wir einen Gesamtüberblick. Wo vermehrt Meldungen auftauchen, wird auch mit höherer Wahrscheinlichkeit tatsächlich ein Wolf unterwegs sein und wir können dem gezielt Nachgehen. Ein Foto oder Video ist natürlich für die Beurteilung ein Vorteil, es reicht uns aber auch die Schilderung.

Meldung Wolfssichtung

Wer einen Wolf gesehen, gefilmt oder fotografiert hat, kann diese Sichtung entweder telefonisch oder per E-Mail an den Wolfsbeauftragten des Landes melden:

Umfassende Informationen

Das Land Salzburg informiert umfassend und laufend über das Thema „Wolf“. Hier einige wichtige Quellen, die gesichert und verlässlich informieren:


Quelle: Land Salzburg

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