vonRedaktion Salzburg
MÄRZ 09, 2024
Utl.: Wiener Landeszielsteuerungskommission forciert zudem digitale Gesundheitsanwendung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Am Standort der Aids Hilfe Wien wird ein Zentrum für sexuelle Gesundheit errichtet. Dies wurde bei der heute stattgefundenen Sitzung der Wiener Landeszielsteuerungskommission (LZK) beschlossen. Die LZK ist ein Gremium der Stadt Wien, der Sozialversicherung und des Bundes, das Projekte zur Optimierung des Gesundheitssystem entwickelt und umsetzt. Ein Ziel des Zentrums für sexuelle Gesundheit ist es, eine niederschwellige und zentrale Anlaufstelle für Menschen mit Erkrankungen und Anliegen im Bereich ihrer sexuellen Gesundheit zu schaffen. Bisher wurden Leistungen im Bereich der Testung und der medizinischen Versorgung von Menschen mit sexuell übertragbaren Infektionen (STI), insbesondere der „Big Five“ (HIV, Hepatitis, Chlamydien, Gonorrhoe und Syphilis) sowohl im Spital als auch im niedergelassenen Bereich erbracht.
Durch das Zentrum für sexuelle Gesundheit erfolgt eine Leistungsergänzung der ambulanten Leistungen - das medizinische Leistungsspektrum soll die Prävention, Testung und Therapie sexuell übertragbarer Erkrankungen umfassen. Um die Infektionsketten wirksam zu unterbrechen ist eine zeitnahe Diagnostik und rasche Therapieeinleitung insbesondere bei STI von großer Bedeutung. Ein positiver Nebeneffekt der neuen Versorgungsstruktur ist die Entlastung des Spitalbereichs als auch des niedergelassenen fachärztlichen Bereichs. Die Umbauarbeiten für das Zentrum für sexuelle Gesundheit sollen Ende 2024 starten, die Eröffnung ist mit Anfang 2026 geplant.
Digitale Gesundheitsanwendung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie geht in die nächste Runde
Das Landeszielsteuerungsprojekt „Digitale Gesundheitsanwendung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) - Phase I“ wird seit Mai 2023 unter der Leitung des Kuratoriums für Psychosoziale Dienste Wiens (PSD) in Kooperation mit der Universitätsklinik Wien – Kinder- und Jugendpsychiatrische Abteilung (MuW) umgesetzt und soll ab 01.04.2024 in die Pilotphase II münden.
Die digitale Gesundheitsanwendung (diGa) soll im Rahmen der Phase II Schritt für Schritt in die verschiedenen Behandlungssettings eingeführt werden. Die Testphase der App startet Anfang April 2024. Zukünftig können mittels App zahlreiche Funktionen von Patient*innen genutzt werden, wie beispielsweise die Terminmanagementfunktion und Tagebuchfunktion, das Formulieren von Zielen oder auch der Überblick über eigene Behandlungspläne. Auch für Behandler*innen bietet die digitale Gesundheitsanwendung eine Reihe an Möglichkeiten, wie das Management von Behandlungsplänen und –zielen, die Vorbereitung von Terminen und deren Evaluation sowie Benachrichtigungen (z.B. bei Verschlechterung).
Die diGa trägt somit nicht nur zur Entlastung des traditionellen Behandlungssektors bei, sondern bietet auch konkrete Vorteile hinsichtlich des Austauschs zwischen Behandler*innen und Patient*innen und somit einer optimierten Behandlung. Darüber hinaus kann die Behandlungskontinuität nach einem stationären oder tagesklinischen Aufenthalt durch den anhaltenden Kontakt über die Webapplikation sichergestellt werden. Zudem haben Behandler*innen die Möglichkeit eines umfassenden Monitorings und können so bei Verschlechterung rasch Maßnahmen ergreifen. Für Patient*innen und Angehörige fungiert die App als digitaler Support im eigenen Behandlungsverlauf und als rund um die Uhr verfügbares Selbsthilfetool.
Erfolge bei Tracheostoma-Versorgung von Kindern und Jugendlichen im niedergelassenen Bereich
Ein Tracheostoma ist eine künstlich geschaffene Öffnung in der Luftröhre, die durch einen chirurgischen Eingriff entsteht. Sie wird in der Regel angelegt, um die Atmung zu erleichtern, wenn die normale Atmung über Mund und Nase nicht möglich ist. Neben Schwierigkeiten beim Sprechen, Essen und Trinken, die aufgrund des Tracheostomas entstehen, sind auch die Pflege und Vermeidung von Infektionen wichtige Aspekte, die bei Kindern und Jugendlichen mit Tracheostoma berücksichtigt werden müssen. Für Kinder und Jugendliche mit Tracheostoma gab es bis vor kurzem lediglich Betreuungshilfen seitens MOMO und MOKI, ansonsten stellten die Spitalsambulanzen die einzige Anlaufstelle für betroffene junge Menschen in Wien dar.
Im Juni 2023 wurde in der 40. Sitzung der Landeszielsteuerungskommission die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Tracheostoma im niedergelassenen Bereich beschlossen. Ziel des neuen Kompetenzzentrums ist es, die medizinische Versorgung von Kindern mit Tracheostoma an einem Ort zu bündeln. Das neue Versorgungsangebot wurde von Anfang an sehr gut von den Patient*innen und Angehörigen angenommen. Die Leistungen konnten zuletzt aufgrund der finanziellen Unterstützung durch die Wiener Landeszielsteuerung massiv ausgebaut werden. Das bereits bestehende medizinische und pflegerische Behandlungsangebot (Kinderheilkunde, Kinder-HNO, Kinderchirurgie, Kindernephrologie, Kinderkardiologie, Kinderpulmologie, Kinderpsychologie und Kinderkrankenpflege) konnte qualitativ ausgeweitet werden und umfasst nun seit Oktober zusätzlich eine Wundmanagerin, eine Sozialarbeiterin, eine Logopädin sowie eine Diätologin.
LZK-Projekt „Digitale Notfallversorgung für Pflegeheimbewohner*innen“ verlängert
In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Rettungseinsätze in Pflegeheimen gestiegen. Diesen Einsätzen liegen meist keine schwerwiegenden oder kritischen Krankheitssituationen zu Grunde. Dennoch weisen diese Patient*innen alleine aufgrund Ihres Alters und ihrer Grunderkrankungen eine höhere durchschnittliche Belagsdauer als andere Patient*innen auf, was wiederum die Verfügbarkeit von Betten in den Spitälern negativ beeinflusst.
Um diesem Problem entgegenzuwirken und dennoch eine adäquate Versorgung der Pflegeheimbewohner*innen zu gewährleisten, hat man sich im Rahmen der 38. Landeszielsteuerung dazu entschlossen, eine Machbarkeitsstudie zur digitalen Notfallversorgung von Pflegeheimbewohner*innen zu initiieren. Ziel dieser Machbarkeitsstudie war es, die technische, rechtliche und organisatorische Umsetzbarkeit der digitalen Notfallversorgung für Pflegeheimbewohner*innen zu prüfen und ein passendes Modell zu entwickeln. Mittlerweile liegen die Erkenntnisse der Machbarkeitsstudie vor: Die Bewohner*innen von Pflegeheimen profitieren von einer altersadäquaten, effizienten Versorgung, indem überflüssige Ortswechsel sowie Transport und Wartezeiten vermieden werden. Darüber hinaus trägt der Einsatz von notfallmedizinischer Telekonsultation zu weniger Hospitalisierungen und einer damit verbundenen Kosteneinsparung bei.
Aufgrund der positiven Resonanz soll das in der Machbarkeitsstudie entwickelte Modell der digitalen Notfallversorgung von Pflegeheimbewohner*innen beibehalten und der Einsatzbereich vergrößert werden. Geplant ist eine Erweiterung der Zielgruppe und der Telekonsultationseinrichtungen – auch die Einsatzzeiten sollen schrittweise ausgeweitet werden.
Weitere Primärversorgungseinheiten
Ein weiteres Angebot, das im Rahmen der Landeszielsteuerung umgesetzt wird, sind die Primärversorgungseinheiten (PVE). Hier arbeiten mehrere Ärztinnen und Ärzte (in der Regel Allgemeinmediziner*innen) zusammen mit anderen Gesundheitsberufen (Diätologie, Sozialarbeit, klinische Psychologie/Psychotherapie) unter einem Dach. In Wien gibt es bereits 15 PVE, weitere sollen im Jahr 2024 folgen. Es ist geplant, dass die nächsten Eröffnungen bereits im zweiten Quartal 2024 in den Bezirken 20 und 21 stattfinden.
Quelle: Stadt Wien