vonRedaktion Salzburg
FEBRUAR 23, 2023
Alle fünf Fraktionen ebnen den Weg für eine erfolgreiche Zukunft der Vorarlberger Landwirtschaft
Bregenz (VLK) – In einem breit angelegten Prozess unter Einbindung zahlreicher Personen und Institutionen aus der Landwirtschaft sowie den relevanten Stakeholder- und Interessensgruppen wurde die Vorarlberger Landwirtschaftsstrategie „Landwirt.schafft.Leben“ seit Februar 2022 in die Zukunft weiterentwickelt. Das Ergebnis wurde nun in einem gemeinsamen Antrag zur Beschlussfassung an den Landtag geleitet. Die vorliegende Strategie versteht sich als Fahrplan auf dem weiteren Weg hin zu einer chancenreichen und nachhaltigen Landwirtschaft und ist damit in Übereinstimmung mit den Kernwerten der Standortmarke Vorarlberg, die den chancenreichen Lebensraum ins Zentrum stellt, betonen die LandwirtschaftssprecherInnen aller fünf Fraktionen einhellig. Der zuständige Landesrat Christian Gantner freut sich über dieses gemeinsame Bekenntnis: „Unsere Landwirtschaftsstrategie ist ein Orientierungsrahmen für alle Akteure, um die Vorarlberger Landwirtschaft und ländlichen Räume noch attraktiver, zukunftsfähiger und nachhaltig erfolgreich zu machen. Ich danke ganz herzlich allen, die daran mitgewirkt haben.“
Die Rahmenbedingungen in vielen Lebensbereichen, auch für die bäuerliche Arbeit, stehen in einem ständigen und immer schneller werdenden Wandel. „In Zeiten des Wandels ist es entscheidend, dass wir zusammenstehen, das Miteinander pflegen und gemeinsam Verantwortung übernehmen. Dabei ist es wichtig, eine gemeinsame Strategie zu haben und gleichzeitig die notwendige Agilität zu bewahren. Aus diesem Grund haben wir unsere Landwirtschaftsstrategie weiterentwickelt und unter dem Motto ‚Landwirt.schafft.Leben‘ neu erarbeitet. ‚Leben‘ steht in diesem Zusammenhang für Lebensmittel, Lebensräume, Lebensfreude und Lebensqualität, unter ‚schaffen‘ verstehen wir, dass wir uns aktiv den Fragen unserer Zeit widmen und zukunftsweisende Lösungen für unsere Landwirtschaft finden“, so Landesrat Gantner.
Nicht ohne Grund hat sich daher in den Diskussionen mit zahlreichen Personen aus der Landwirtschaft die Vision „MUTIG im TUN“ herauskristallisiert. Die zentralen Themen der Landwirtschaft gliedern sich in sechs strategische Handlungsfelder:
• Boden, Umwelt, Klima und Biodiversität
• Tierwohl in der Nutztierhaltung
• Stabile regionale Lebensmittelversorgung
• Unternehmen Bauernhof
• Chancenreiche Lebensräume
• Dialog und Sichtbarkeit
Für alle Handlungsfelder sind jeweils fünf Ziele und jeweils vier konkrete Maßnahmen zu deren Erreichung formuliert. Nachhaltige Landwirtschaft heißt denken in Generationen, weshalb die SDG´s – die „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen – für eine nachhaltige Entwicklung im jeweiligen Handlungsfeld adressiert sind.
Vielfalt, Qualität, Nachhaltigkeit und Wertschöpfung im Fokus
Vorarlberger Landwirtschaft bedeutet Vielfalt. Mehr als 3.000 bäuerlichen Betriebe, darunter über 500 Biobetriebe, erzeugen eine breite Palette an qualitativ hochwertigen regionalen Lebensmitteln. Die Produktvielfalt reicht von 200 Käsesorten, über 100 Fleischspezialitäten, 250 Obstsorten, 55 Gemüsesorten, 20 Kartoffelsorten sowie 100 verschiedenen Sorten an Edelbränden und Likören. Neben noch vielen weiteren Produktspezialitäten wird in Vorarlberg auf einer Fläche von 160 Hektar heimisches Getreide angebaut.
Um den gesellschaftlichen Versorgungsaufrag mit regionaler Lebensmittelvielfalt weiterhin zu erfüllen, braucht es den Boden als Lebensgrundlage. Die Sicherung von fruchtbaren Böden für die Landwirtschaft zur Lebensmittelerzeugung ist deshalb von entscheidender gesellschaftlicher Bedeutung für das Land Vorarlberg. Die in der Strategie verankerten Naturschutzmaßnahmen und hochwertigen Biodiversitätsflächen tragen zur Stabilisierung der Agrarökosysteme bei und puffern Umweltereignisse und Klimaveränderung besser ab. Die Vielfalt an erzeugten Lebensmitteln im eigenen Land und die leistungsfähigen Verarbeitungsbetriebe verstärken zudem die Resilienz in Krisenzeiten. Die bäuerlichen Betriebe leisten auch im Energiebereich einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen und Energieeffizienz am Bauernhof ist deshalb ein wichtiges Ziel in der Landwirtschaftsstrategie.
Der Fokus auf eine hohe unternehmerische Kompetenz unserer Bäuerinnen und Bauern sichert Wertschöpfung auf den Betrieben in der Urproduktion auf dem Berg und im Tal sowie in der Diversifizierung und macht Landwirtschaft für junge Menschen und Frauen attraktiv.
„Wir werden mit den gezielten Maßnahmen in unserer Strategie eine naturnahe, tierwohl-gerechte und klimaschonende Landwirtschaft auf allen Ebenen weiter stärken und die Fortschritte unserer Landwirtschaft auch medial in die Gesellschaft kommunizieren. Auf diese Weise sichern wir auch für die nächsten Jahre den Auftrag zum Produzieren von Seiten der Vorarlberger Bevölkerung und damit die Lebensmittelversorgung in unserem Land nachhaltig ab“, so Landesrat Gantner.
Bäuerinnen und Bauern als Impuls- und Zukunftsgeber für chancenreiche Lebensräume
Der Anteil aktiver Bäuerinnen und Bauern an der Bevölkerung in Vorarlberg liegt bei rund zwei Prozent, das bäuerliche Wirken beeinflusst das tägliche Leben der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger zu hundert Prozent, verweist der Landesrat auf die vielfältigen Leistungen der heimischen Landwirtschaft, die vielen von uns oft gar nicht mehr so bewusst sind. Neben der Produktion von hochwertigen Lebensmitteln erbringt die bäuerliche Arbeit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt und zur Pflege des Lebensraums. Als „eindrucksvollstes Beispiel“ nennt Landesrat Gantner unsere Alpen, deren Zugänglichkeit und Infrastruktur ohne bäuerliches Zutun nicht gegeben wäre und die eine wichtige Grundlage für den Tourismus sind. Generell gilt es die Kooperationen von Landwirtschaft und Tourismus weiter zu stärken, denn sie sind Garant für eine erfolgreiche und nachhaltige Regionalentwicklung.
Die Vorarlberger Landwirtschaftsstrategie ermutigt, den Dialog zwischen Bäuerinnen und Bauern mit der Vorarlberger Bevölkerung zu intensivieren: „Es ist wichtig zu erkennen, welchen Trends Konsumentinnen und Konsumenten folgen. Genauso wichtig ist es, dass die Leistungen der Landwirtschaft noch sichtbarer werden und die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger wissen, wie sie eine starke regionale Landwirtschaft unterstützen können. Dazu braucht es einen Austausch. Es geht um eine Landwirtschaft, die allen nützt – der Gesellschaft, der Umwelt und natürlich den Bäuerinnen und Bauern selbst“, umreißt Landesrat Gantner die verantwortungsvolle Aufgabe für die anstehende Umsetzung der Vorarlberger Landwirtschaftsstrategie.
Statements der LandwirtschaftssprecherInnen zum gemeinsamen Antrag:
Bernhard Feuerstein (ÖVP): „Die Strategie zeigt auf wie vielseitig die Vorarlberger Landwirtschaft ist. Sie kann auf ein gutes Fundament aus der Vergangenheit aufbauen. Für Innovative Ideen sind auch in Zukunft alle Türen geöffnet. Die Strategie unterstreicht aber auch wie wichtig die Grünlandwirtschaft mit Tierhaltung in unserem Land auch in Zukunft sein wird. Nachhaltigkeit, Tierwohl und Qualität waren nie ein Fremdwort in unserer Landwirtschaft. Mit der neuen Strategie soll es noch mehr gelingen, diese Grundwerte in Wertschöpfung für unsere Familienbetriebe umzusetzen.“
Christine Bösch-Vetter (GRÜNE): „Gesunde und gute Lebensmittel aus der Region sind uns allen ein Anliegen. Ein sich änderndes Konsumverhalten und die fortschreitende Klimaerhitzung sind nur zwei große Themenfelder, die Veränderungen mit sich bringen werden, ob man sie haben will, oder nicht. Umso mehr sind Bäuerinnen und Bauern auf fruchtbare Böden und gute, stabile und langfristige Partnerschaften angewiesen. Das Land Vorarlberg kann mit einer vorausschauenden Strategie ein solcher Partner sein. Mit ‚Mut‘ und ‚Tun‘ sind zwei wesentlichen Begriffe dieser Partnerschaft in der vorliegenden Strategie abgebildet.“
Daniel Allgäuer (FPÖ): „Maßgebliche Voraussetzungen für eine funktionierende, regionale Landwirtschaft sind neben dem Erhalt notwendiger Flächen auch Bäuerinnen und Bauern, die motiviert und gut ausgebildet ihrer ureigensten Aufgabe, nämlich der Erzeugung von Lebensmitteln, nachkommen können! Im Sinne der Regionalität müssen wir den offenen Dialog und die konstruktive Partnerschaft zwischen Landwirtschaft, Handel, Tourismus und den Konsumenten weiter ausbauen. Mit der vorliegenden Landwirtschaftsstrategie werden dazu die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen.“
Elke Zimmermann (SPÖ): „Mit der neuen Landwirtschaftsstrategie ‚Landwirt.schafft.Leben‘ wird ein wichtiger Beitrag für Mensch, Tier und Natur in Vorarlberg geleistet. In den Prozess wurden zahlreiche Stakeholder und deren unterschiedliche Blickwinkel miteingebunden. Das Papier, das nun auf dem Tisch liegt, hat das Potenzial, Vorarlberg als landwirtschaftliche Region voranzubringen. Die erarbeitete Strategie muss dazu allerdings mit Leben erfüllt werden, damit die Vision ‚MUTIG im TUN‘ auch sichtbare Zeichen setzen kann.“
Johannes Gasser (NEOS): „Mit der neuen Landwirtschaftsstrategie wird das Feld aufbereitet, auf dem die Vorarlberger Landwirtschaft die anstehenden Herausforderungen – insbesondere den Klimawandel und sich ändernde Marktverhältnisse – erfolgreich bewältigen kann. Für uns NEOS stand in der Erarbeitung der Strategie immer im Zentrum, die Anpassungsfähigkeit und Vielfalt der Landwirtschaft in Vorarlberg als Chance zu sehen sowie den Klimawandel und sich verändernde Konsumenten-Interessen zu nutzen. Damit sollen die BäuerInnen wirtschaftlich erfolgreich und für die Zukunft erforderliche ökologische Transformation schaffen. Mit dem heutigen Beschluss säen wir die dafür notwendigen Grundlagen, deren Erfolge es in den nächsten Jahren zu ernten gilt.“
Landesrat Gantner dankt ganz herzlich allen, die mit großem Engagement an der Vorarlberger Landwirtschaftsstrategie mit der Vision „MUTIG im TUN“ mitgewirkt haben. Damit werde sichergestellt, dass „Landwirt.schafft.Leben“ von vielen Menschen mitgetragen sowie aktiv und kreativ gestaltet und weiterentwickelt wird. „Ich lade alle Vorarlbergerinnen und Vorarlberger herzlich ein, die Zukunft unserer Landwirtschaft aktiv zu gestalten. Denn nur gemeinsam können wir eine bäuerliche und regionale Landwirtschaft mit gesellschaftlicher Wertschätzung in Vorarlberg festigen und weiter stärken“, so Landesrat Gantner.
Quelle: Land Vorarlberg