vonRedaktion International
MAI 06, 2023
Innsbrucker Künstler schafft Text- und Klanginstallationen an Orten mit NS-Bezug
Am 5. Mai 2023 fand die Eröffnung der Text- und Klangintervention „Üb‘ immer Treu‘ und Redlichkeit?“ des Innsbrucker Künstlers Lucas Norer in der Herrengasse statt. Im Rahmen der „gedenk_potenziale 2023“ sind nun an vier Standorten der NS-TäterInnenschaft im Innsbrucker Stadtgebiet der Titel des Werkes als Schriftzug sowie die Melodie eines historischen, NS-kritischen Liedes als Klanginstallation sicht- und hörbar. Kulturstadträtin Mag.a Uschi Schwarzl und Gemeinderätin Irene Heisz (Vorsitzende des gemeinderätlichen Kulturausschusses) begrüßen die öffentliche Auseinandersetzung mit den dunklen Zügen der Innsbrucker Stadtgeschichte und bekräftigen ihre Forderung nach würdiger Aufarbeitungs- und Erinnerungskultur.
„Heuer fördern wir im Zuge der ‚gedenk_potenziale 2023‘ mit Lucas Norer einen mutigen Innsbrucker Künstler, der sich in seiner Arbeit nicht davor scheut, historische und menschliche Schattenseiten aufzuzeigen. Das Zusammenspiel von Text und Ton der künstlerischen Intervention stellt in mehrerlei Hinsicht eine Herausforderung dar: Einerseits zum Innehalten und Gedenken, andererseits zum Hinterfragen des historischen Umgangs mit diesen Orten und ihrer Geschichte. So schaffen die ‚gedenk_potenziale‘ auch in diesem Jahr wieder Gedenk- und Denkanstöße für alle Innsbruckerinnen und Innsbrucker“, erklärt die ressortzuständige Stadträtin Uschi Schwarzl.
„Erinnerungskultur ist ein fortlaufender Prozess. Es genügt nicht, an historische Gräuel nur aus vermeintlich sicherer Distanz zu erinnern. Das Anliegen der ‚gedenk_potenziale‘ ist, Brennpunkte der NS-Verbrechen in Innsbruck öffentlich sichtbar zu machen und nach ihre Bedeutung für unsere Gegenwart zu befragen. Lucas Norers Installation ist ein wunderbares Beispiel für einen kritischen Ansatz, der sowohl Orte des Erinnerns markiert als auch eine Brücke zu Betrachterinnen und Betrachtern des Werks in unserer Zeit schlägt. ,Üb immer Treu und Redlichkeit?’ verdeutlicht eindrucksvoll die stets aktuelle Relevanz einer würdigen Kultur des Gedenkens“, betont Gemeinderätin Irene Heisz.
Üb‘ immer Treu‘ und Redlichkeit?
An insgesamt vier Standorten ist die Installation „Üb immer Treu und Redlichkeit?“ zu finden: Von der ehemaligen Zentrale der Geheimen Staatspolizei in der Herrengasse 1, über das Gerichtsgebäude in der Schmerlingstraße 1, die Polizeidirektion am Südtiroler Platz 14-16 bis zum ehemaligen Lagerkomplex Reichenau in der Roßaugasse 4. Der Titel des Werkes, der an jedem dieser Orte als Text zu finden ist, bezieht sich auf eine um ein Fragezeichen ergänzte Zeile des Gedichts „Der Alte Landmann an seinen Sohn“ von Ludwig Hölty, dessen Vertonung als Volkslied große Bekanntheit erlangte und ab 1933 als zentrale Kenn- und Pausenmelodie der NS-Radios diente.
Die Vertonung der zweiten Zeile des Gedichts („bis an dein kühles Grab“) wurde daraufhin zu einem musikalischen Symbol des NS-Widerstandes, als der britische Tarnsender Gustav-Siegfried-Eins diese im Gegenzug zu seiner Erkennungsmelodie erhob. Letztere Melodie wird an allen vier Standorten des Werkes zu hören sein, begleitet von einer Collage aus Zeugenberichten und Täterverhören der Nachkriegszeit, sowie von Dokumenten aus der NS-Zeit. Weitere Informationen zum Projekt „Üb‘ immer Treu‘ und Redlichkeit“ sowie den einzelnen Standorten finden sich auf der Website treuundredlichkeit.at
gedenk_potenziale 2025: Anmeldung bis 4. September
Auch heuer sucht die Stadt Innsbruck wieder zwei Jahre im Voraus KünstlerInnen, die sich mit ihren Konzepten für die „gedenk_potenziale 2025“ anmelden können. Möglich ist dies ab 5. Mai bis 4. September 2023 per Mail an einreichung@gedenkpotenziale.at. Ziel des Projekts ist die Entwicklung gegenwartsbezogener Formen des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und Opfer von Gewalt, Rassismus und Antisemitismus. Alle Informationen zu den gedenk_potenzialen finden sich stets auf innsbruck.gv.at/gedenkpotenziale sowie gedenkpotenziale.at FB
Quelle: Stadt Innsbruck