vonRedaktion Salzburg
APRIL 27, 2022
Christoph W. Bauer erhält Kunstpreis für Literatur
Der Preis der Landeshauptstadt Innsbruck für künstlerisches Schaffen bringt seit 1981 die Wertschätzung der Stadtführung gegenüber den Kunst- und Kulturschaffenden zum Ausdruck. Im Jahr 2021 wurde der Schriftsteller Christoph W. Bauer mit dem Preis in Höhe von 12.000 Euro in der Sparte Literatur ausgezeichnet.
„Wir haben es mit Christoph W. Bauer mit einem Sprachkünstler zu tun, der kaum ein Genre auslässt und bereits auf ein vielfältiges Werk und zahlreiche Preise zurückblicken kann“, würdigte Kulturstadträtin Mag.a Uschi Schwarzl den Preisträger anlässlich der Preisverleihung am 26. April im Rathaus: „In vielen seiner Werke ist oft der historische Bezug zu Innsbruck zu spüren. Jedoch setzt er die Handlung stets in einen größeren Zusammenhang, sowohl zeitlich als auch örtlich, nützt damit die Kraft der Literatur und der Sprache und schafft so seinen eigenen unverkennbaren Stil.“
Große Sprachkunst
„Zunächst vor allem als Lyriker wahrgenommen, hat Christoph W. Bauer in den vergangenen 20 Jahren mehrfach unter Beweis gestellt, dass er auch die Genres Prosa, Feuilleton oder Hörspiel herausragend beherrscht“, führte die Jury mit Kathrin Röggla (Schriftstellerin), Dagmar Kaindl (Fachredakteurin, Kulturjournalistin) und Mag. Roland Sila (Kustos der Bibliothek im Ferdinandeum) in ihrer Begründung aus: „Bauer nimmt sich häufig historische Stoffe als Ausgangspunkt, dennoch bleibt der Blick stets gegenwärtig und fragend, er füllt mit seinen Texten Leerstellen, erweitert historische Erzählungen durch jene oftmals kleinen Zusätze, die bislang Unbenanntem eine Sprache geben. Auch wenn sein historisches Ausgangsmaterial meist in Innsbruck verortbar ist, schafft er es, seine Texte unabhängig der örtlichen Gegebenheiten allgemein gültig zu machen. Seine Figuren wiederum sind stets Fragende, gelegentlich Polarisierende, oft Einsame und Verlorene, ihnen gibt er mit seinen Texten eine Stimme.“
„Mit der Prämierung der Texte Bauers werden auch seine vielen Vorgänger ausgezeichnet, neben den vielen Bezügen zu den Autoren der Antike ist auch seine Liebe zur französischen Literatur spürbar. Entsprechend dieser Wertschätzung der Weltliteratur gegenüber nimmt sich Bauers Sprache zurück, prescht vor, lotet aus, verstört, ist abstrakt und bildhaft. Denn Bauer bleibt ein Zweifelnder, so etwa heißt die Titelzeile eines seiner Gedichte: ‚fremd bin ich eingezogen unter meine haut‘. Das umfangreiche Werk Bauers ist ‚Sprachkunst‘, kein Wort zu viel, kein Wort außerhalb seines Erzählrhythmus,“ so die Jury weiter.
Über den Autor
Christoph W. Bauer, geboren 1968 in Kolbnitz (Kärnten), aufgewachsen in Lienz, Innsbruck und Kirchberg i. T., verfasst Lyrik, Prosa, Dramatik, Hörspiele und Essays, weiters Texte für Kinder und Jugendliche, Libretti, Liedertexte, Kooperationen mit Musikern. Herausgabe und Betreuung diverser Anthologieprojekte. Konzeption des Literaturteils im Gaismair-Jahrbuch. Leitung von Schreibwerkstätten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Referent an der Pädagogischen Hochschule. Seit 2012 Lehraufträge an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 2013 Poetik-Vorlesung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. 2015/2016 Lehrauftrag am Institut für Sprachkunst Wien.
Preise und Stipendien (Auswahl): outstanding artist award 2015, Tiroler Landespreis für Kunst 2015, Kärntner Lyrikpreis 2014, Großes Literaturstipendium der Stadt Innsbruck 2011, Preis des Kärntner Schriftstellerverbands 2010, Reisestipendium - Die literarische Reportage nach Joseph Roth 2009, Projektstipendium für Literatur 2006/2007, Staatsstipendium für Literatur 2004/2005, Innsbrucker Lyrikpreis 2002, Publikumspreis beim Ingeborg Bachmann Preis 2002, Reinhard Priessnitz Preis 2001, Lyrikpreis der Akademie Graz 2001, Großes Literaturstipendium des Landes Tirol 2000, Förderungspreis für neue Literatur des Landes Kärnten 1998, Arbeitsstipendium des Landes Tirol 1997.
Werke (Auswahl): wege verzweigt, Gedichte (Haymon Verlag, 1999); die mobilität des wassers müsste man mieten können, Gedichte (Haymon Verlag, 2001); Aufstummen, Roman (Haymon Verlag, 2004); Im Alphabet der Häuser, Roman einer Stadt (Haymon Verlag, 2007); Graubart Boulevard (Haymon Verlag, 2008); Schweben im Kopf, 25 Gedichte zu Skizzen von Anton Christian (Haymon Verlag, 2010); Die Zweite Fremde, Zehn jüdische Lebensbilder (Haymon Verlag, 2013); In einer Bar unter dem Meer, Erzählungen (Haymon Verlag, 2013); orange sind die äpfel blau, 15 Gedichte (Haymon Verlag, 2015); an den hunden erkennst du die zeiten, Gedichte (Haymon Verlag, 2022). Journalistische Beiträge in Der Standard, Neue Zürcher Zeitung, DIE ZEIT, Die Presse, Tiroler Tageszeitung.
Zum Preis
Der Preis der Landeshauptstadt Innsbruck für künstlerisches Schaffen (seit 1952 als Kunstförderpreis) wird alternierend in den Bereichen Bildende Kunst, Literatur und Musik vergeben. Seit 2016 erfolgt die Vergabe an eine durch eine Fachjury nominierte Person, die für ihr bisheriges Schaffen bzw. ihr Gesamtwerk gewürdigt wird.
Zuletzt wurden die Künstlerin Karin Ferrari (2020), die Musicbanda Franui (2019) und der Autor Norbert Gstrein (2018) ausgezeichnet. AS
Quelle: Stadt Innsbruck