Burgenland: „Im Gedächtnis des Landes: Memory Box 71“
Bildquelle: Bgld. Landesmedienservice
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Die Ausstellung ist den Toten der Flüchtlingstragödie in Parndorf im Jahr 2015 gewidmet. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil hat diese heute, 17. Mai 2022, in Eisenstadt eröffnet.
Mit der Kunstinstallation „Memory Box 71" gedenkt der renommierte Künstler Michael Kos der Opfer der Flüchtlingstragödie, die sich am 26. August 2015 bei Parndorf ereignete. Gewidmet den 71 Toten übergibt er sein Werk, das an diese Tragödie erinnert, dem Land Burgenland. Zur Bedeutung der dauerhaften Aufstellung im Burgenland sagte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil: „Die Kunstinstallation erinnert an die furchtbare Tragödie, bei der 71 Menschen ihr Leben verloren haben, und wird somit zu einem angemessenen Ort des stillen Gedenkens, der dem Andenken der Opfer würdig ist. Durch die Nennung der Vornamen erhält das schreckliche Ereignis eine sehr menschliche Dimension. Die Flüchtlingstragödie ist ein sehr trauriger Teil der burgenländischen Zeitgeschichte. Deshalb ist es mir wichtig, dass das Mahnmal dauerhaft im Burgenland präsentiert wird."
Als damaliger Landespolizeidirektor war Doskozil unmittelbar mit dieser Tragödie konfrontiert, weshalb diese auch für ihn persönlich eine prägende Zäsur darstellt. „Für das Land Burgenland ist die Kunstinstallation ein wichtiger Beitrag zur verantwortungsbewussten Erinnerungskultur. Daher war es selbstverständlich, das Angebot von Michael Kos, die Installation im Burgenland auszustellen, anzunehmen“, so Doskozil. Die Tragödie von Parndorf ist unauflöslich mit der Geschichte des Landes verbunden. Durch die Überlassung der „Memory Box 71“ erfolgt eine respektvolle Aufnahme in die Historie des Burgenlandes. Nach der Präsentation der Kunstinstallation im Kultur Kongress Zentrum Eisenstadt wird das Werk auf der Friedensburg Schlaining, dem zukünftigen Haus der Zeitgeschichte, seine endgültige Heimat finden.
Der in Wien und in Retz lebende Künstler und Autor Michael Kos führt in seinem Oeuvre Fragestellungen von Kunst, Politik, Gesellschaft und Ethik zusammen. Als gesellschaftskritischer Mensch äußert er sich künstlerisch im Besonderen mit seinen Installationen zu brisanten Themen der Gesellschaft. Für die aus lackierten Aluminiumplatten bestehende Installation „Memory Box 71“, baute der Künstler den Transportraum des Lastautos, in dem 71 Menschen den Erstickungstod fanden, in seinen originalen Größenverhältnissen nach. Die Erfahrung der Realmaße dieses Laderaumes und die Vornamen der Opfer vermitteln den Betrachtenden die Dramatik des Geschehens.
Michael Kos bezieht sich in seiner Installation auf die 59 Männer, acht Frauen und vier Kinder aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und dem Iran, die damals in einem versperrten Kühllastwagen auf dem Weg von Ungarn nach Österreich qualvoll erstickten. Der 7,5-Tonnen-LKW wurde am 27. August 2015 entdeckt, abgestellt in einer Nothaltebucht der Ostautobahn A4 in der Gemeinde Parndorf. Im Innenraum des Frachtraumes waren die grauenhaften Spuren der erfolglosen Befreiungsversuche und des Todeskampfes der 71 Personen zu sehen. Diesen Menschen widmet Michael Kos sein brisantes künstlerisches Werk. Erstmals präsentiert wurde es im Museum Moderner Kunst Kärnten 2020/2021. Danach war das Kunstwerk österreichweit an mehreren Orten zu sehen. Nun soll es dauerhaft im Burgenland ausgestellt werden.
Der Fluss sucht sich ein neues Bett - Ein gesungener Theater-Essay von Peter Wagner
Anlässlich der Übergabe der Kunstinstallation an das Land Burgenland haben sich das Land bzw. die Kultur-Betriebe Burgenland bemüht, eine Aufführung des Theater-Essays "Der Fluss sucht sich ein neues Bett" von Peter Wagner im Kultur Kongress Zentrum Eisenstadt zu ermöglichen. Als Termin steht der 15. Juni, 19:00 Uhr fest. Bei der Eröffnung der Ausstellung "Im Gedächtnis des Landes: Memory Box 71" erklärte Wagner die thematischen Zusammenhänge seines Stückes mit der Ausstellung und wie die Themen Flucht und Migration in seiner Produktion reflektiert und behandelt werden. Das Burgenland ist als eines der ältesten Grenzländer Europas durch eine wechselvolle Geschichte geprägt. Peter Wagner entfaltet in seiner Erzählung die vielen Facetten, die ein Grenzland wie das Burgenland aufzuweisen hat.
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Quelle: Land Burgenland