Salzburg: „Viele“ und „Jugend am Werk“ überzeugen mit Gewaltschutzkonzept

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Vergabeverfahren Schutzunterkünfte für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder im Bundesland Salzburg im Bild: GF Uwe Höfferer (Jugend am Werk), Landesrätin Andrea Klambauer und GF Gabriele Rechberger (Viele) 01.03.2021
Foto: Land Salzburg/Sophie Huber-Lachner
02 Mär 19:14 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

Flächendeckendes, niederschwelliges Angebot an acht Standorten in ganz Salzburg

(LK) Die Entscheidung der Expertenkommission im Vergabeverfahren „Schutzunterkünfte für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder im Bundesland Salzburg“ ist gefallen. Die Bietergemeinschaft Viele gGmbH und Jugend am Werk wird ab 1. Juli das Gewaltschutzkonzept für Salzburgs Frauenhäuser übernehmen und maßgeblich weiterentwickeln. „Wir bieten mit diesen zwei kompetenten, in Salzburg bestens vernetzten und verwurzelten Institutionen flächendeckend, flexibel und zeitgemäß Gewaltschutz für Frauen und ihre Kinder“, sagt Frauenlandesrätin Andrea Klambauer.

Das bedeutet den Ausbau in den bisher unterversorgten Regionen. Das neue Salzburger Gewaltschutzkonzept im Überblick:

  • Hilfe für Gewaltopfer künftig an acht Standorten im ganzen Bundesland
  • insgesamt 37 Plätze in Schutzunterkünften, inklusive der weitergeführten fünf Plätze im Frauenhaus Pinzgau.
  • bis Ende Oktober 2021 zusätzlich 35 Plätze in Übergangswohnungen
  • umfangreiches stationäres wie auch ambulantes Betreuungsangebot
  • Beratung von Gewaltopfern in 26 Sprachen
  • an den Bedürfnissen der Frauen und Kinder orientiert
  • mehr Sicherheitsstufen und umfassende Risikoanalyse
  • jährliche Budget von 1,6 Millionen Euro bleibt erhalten
  • 143.000 Euro Übergangsförderung für Schutzunterkünfte

Klambauer: „Bester Schutz für Frauen und Kinder.“

„Beide Organisationen sind im Sozialhilfe- und Gewaltschutzbereich wie auch im Jugendhilfe- und Integrationsbereich höchst anerkannt und über Jahrzehnte erfahren. Durch die Übergangswohnungen der Caritas wie auch die mobile Betreuung der Bestbieter werden wir den Frauen helfen, wieder ins eigene Leben hineinzufinden. Für schwer traumatisierte Frauen wird weiterhin eine 24-stündige Hochrisikobetreuung zur Verfügung stehen“, so Klambauer.

Rechberger: „Eigenständigkeit der Frauen wird gestärkt.“

„Unser Konzept leistet ein umfangreiches stationäres wie auch ambulantes Betreuungsangebot. Bei einem hohen Gefährdungspotenzial und einer Traumatisierung der Gewaltopfer ist eine stationäre Betreuung unumgänglich. Aber nicht alle Frauen mit einer Gewalterfahrung haben das gleiche Schutzniveau, umso wichtiger ist ein flexibles, ausdifferenziertes Angebot, das sich an den Bedürfnissen der Frauen und nicht an den Gegebenheiten der Einrichtungen orientiert. Nach der Klärung des Schutzniveaus und der Betreuungsintensität wird gemeinsam mit der von Gewalt betroffenen Frau das für sie beste Betreuungsangebot definiert“, sagt Viele-Geschäftsführerin Gabriele Rechberger.

Höfferer: „Sicherheitsstandards werden erhöht.“

„Die Sicherheitsstufen und Sicherheitsstandards werden im neuen Konzept ausgebaut. Die Gefährdungsanalyse und die daraus resultierenden Sicherheits- und Betreuungskonzepte für die Frauen und ihre Kinder sind der wichtigste Meilenstein bei der Aufnahme der Frauen im Frauenhaus. Idealerweise werden die Gewaltopfer zuerst in der stationären Einrichtung untergebracht. Nach einer Ankommensphase und einer umfassenden Risikoanalyse wird ein Konzept erstellt und eine Beraterin ausgewählt. Auf dieser Basis wird gemeinsam mit der Frau über die stationäre oder ambulante Unterbringung in einer Schutzunterkunft entschieden“, sagt Jugend am Werk-Geschäftsführer Uwe Höfferer.

Jährliche Fördersumme bleibt erhalten

Das Frauenhaus in der Stadt Salzburg wird durch den neuen Fördernehmer am aktuellen Standort weitergeführt. Der Vertrag für das Frauenhaus „Haus Mirjam“ in Hallein läuft mit 30. Juni aus, dieser Standort wird aufgrund baulicher Mängel und fehlender Sicherheitsstandards nicht fortgeführt. Das Frauenhaus im Pinzgau war von der Neuausschreibung nicht betroffen, sondern übersiedelt mit den jetzigen Betreuerinnen Anfang 2022 in moderne Räumlichkeiten. Der Neubau wurde durch die EU-Regionalförderung maßgeblich unterstützt. Das Salzburger Sozialhilfegesetz und die von Österreich ratifizierte Istanbul-Konvention schaffen den rechtlichen Rahmen für den Betrieb der Salzburger Frauenhäuser. Die jährliche Fördersumme bleibt mit einem Budget von 1,6 Millionen Euro erhalten.

Zusätzliche Plätze

„Es wird keine Kürzungen beim Gewaltschutz für betroffene Frauen und ihre Kinder geben, im Gegenteil: Um einen reibungslosen Übergang der Betreuung zu gewährleisten, wurde dem Bestbieter zusätzlich eine Sonderförderung in der Höhe von 143.000 Euro für Schutzunterkünfte zur Verfügung gestellt. Damit werden vorsorglich zusätzliche Plätze in betreuten Schutzunterkünften geschaffen. Sollte es zu einem Gewaltanstieg aufgrund der Pandemie kommen, sind wir vorbereitet“, betont die Familien- und Frauenlandesrätin.

Unabhängige Expertenkommission

Eine unabhängige Kommission, bestehend aus anerkannten Expertinnen und Experten, hat in diesem umfangreichen Verfahren kompetent und neutral die Bewertung der eingereichten Gewaltschutzkonzepte vorgenommen und anhand klar definierter Kriterien die Reihung vorgenommen. Über die insgesamt fünf eingereichten Konzepte österreichischer Bieterinnen und Bieter entschied zu 60 Prozent die Qualität und zu 40 Prozent der Preis. Der Bestbieter Viele und Jugend am Werk erreichte dabei in Summe 85,32 Punkte, wobei 45,32 Punkte auf Qualitätskriterien und 40 Punkte auf den angebotenen Preis entfallen. Die eingereichten Unterlagen wurden von der Expertenkommission eingehend geprüft und bewertet, außerdem wurde ausführlichen Präsentationen und Fragebeantwortungen Raum und Zeit gegeben. Die Expertinnen und Experten der Kommission kommen aus dem Gewaltschutz- und Sozialbereich, der Polizei, dem Vergaberecht sowie dem Frauenreferat. Darüber hinaus wurde die Kommission wissenschaftlich begleitet.

Beurteilungskriterien im Detail

Die Beurteilung der Qualität setzt sich aus den folgenden Zuschlagskriterien zusammen:

  • Anzahl der Plätze und Standorte in ganz Salzburg
  • Prozessqualität, sprich Know-how und Erfahrung in der Betreuung von Gewaltopfern
  • Immobilienkonzept für eine flächendeckende stationäre sowie ambulante Betreuung
  • Sicherheitskonzept für eine stationäre Betreuung im Frauenhaus sowie Schutz- und Übergangswohnungen
  • Personelle Ausstattung und Vernetzung mit Stakeholdern

Erfahrung mit Gewaltopfern und interkulturelle Kompetenz überzeugten

Beurteilt wurden das Konzept zur Kontaktaufnahme durch die Gewaltopfer, die Erfahrung und Kompetenz bei der psychosozialen und rechtlichen Beratung und Betreuung unter Berücksichtigung aller Gefährdungsstufen sowie das Wohnen im Frauenhaus und die Unterstützung der Kinder. Die Bestbieter überzeugten die Kommission hier durch ihre Expertise und jahrzehntelange Erfahrung in den Bereichen Gewaltschutz sowie Kinder- und Jugendarbeit auf dem Gebiet der opferschutzorientierten Täterarbeit wie auch in der Beratung von Menschen mit Migrationshintergrund. Die interkulturelle Kompetenz wie auch das personelle Angebot an erfahrenen Dolmetscherinnen und muttersprachlichen Beraterinnen in 26 Sprachen überzeugten die Kommission. Drei Viertel aller Gewaltopfer, die in Frauenhäusern Zuflucht suchen, haben eine andere Staatsbürgerschaft und damit einen anderen kulturellen Hintergrund.

Schutzunterkünfte und Übergangswohnungen in ganz Salzburg

Die Mindestanforderung sah laut Vergabe 27 Plätze (Status quo) unter Berücksichtigung aller Gefährdungsstufen vor. Neben dem bestehenden Standort in der Stadt Salzburg mit 17 Plätzen mussten die Bieterinnen und Bieter zumindest noch zehn Plätze in zwei weiteren Bezirken berücksichtigen. Die Bestbieter Viele gGmbH und Jugend am Werk decken mit ihrem Konzept alle Bezirke ab und bieten den von Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern insgesamt 32 Plätze an acht Standorten in ganz Salzburg an. Alle Standorte in Nähe der Zentralräume erfüllen höchste Sicherheitsanforderungen und sind bestens an den öffentlichen Verkehr, die medizinische Betreuung und Bildungseinrichtungen angebunden.

Flächendeckende stationäre und ambulante Betreuung

„Das Konzept überzeugt mich vor allem durch die Erfahrung und Vernetzung des Leitungsteams und die fachliche wie sprachliche Kompetenz des Teams. Beide Organisationen sind in Salzburg seit Jahrzehnten mit Institutionen wie den Sozial- und Jugendämtern, dem Gewaltschutzzentrum, dem AMS und zahlreichen Bildungseinrichtungen sowie der Polizei bestens vernetzt. Gerade die Zusammenarbeit mit dem Gewaltschutzzentrum wird sehr eng sein, immerhin 30 Prozent der Frauen hatten vor dem Frauenhaus Kontakt zur Polizei und nahmen Beratungen des Gewaltschutzzentrums in Anspruch. In den Regionen gibt es starke Beziehungen zu den Opferschutzbeauftragten der Krankenanstalten als erster Ansprechpartner für den Bedarf einer Schutzwohnung. Der Weg zu einem selbstbestimmten Leben führt über die Bildung, auch hier kann umfangreiche Unterstützung geleistet werden“, so Klambauer.



Quelle: Land Salzburg



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