Wien: 10.000 schon dabei! „Hass im Netz“: die Rechtsanwaltschaft macht Schule
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Bildungsdirektion für Wien und Rechtsanwaltskammer Wien starten die Neuauflage der gemeinsamen Aktion „Gewalt und Hass – Prävention an Schulen: die Rechtsanwaltschaft klärt auf!“ Kernstück ist bei Vol.2 der Besuch von Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten in den Klassen speziell zum Thema „Hass im Netz“. Denn an der Schwelle zur beginnenden Strafmündigkeit sind auch Social-Media-Vergehen neben Gewalt kein Kavaliersdelikt. RAK-Präsident Univ-Prof. Dr. Michael Enzinger: „Frühe Aufklärung kann spätere Probleme verhindern.“
An der Initiative von Rechtsanwaltskammer Wien und der Bildungsdirektion für Wien können alle Wiener Schulen der 7. bis 9. Pflichtschulstufe teilnehmen. Im Sommersemester 2022 waren bereits 107 Schulen mit 394 Klassen an Bord, rund 10.000 Jugendliche! „Den Kindern die roten Linien des Strafrechts zu erklären und ihnen mögliche Folgen für sich selbst und ihre Eltern aufzuzeigen, schafft Bewusstsein und muss Kernaufgabe des Rechtsstaats sein“, sagen Univ.-Prof. Dr. Michael Enzinger und der Wiener Bildungsdirektor Mag. Heinrich Himmer beim gemeinsamen Bilanz- und Ausblick-Termin der Initiative in der Mittelschule Enkplatz-2 in Wien-Simmering.
Schon gar nicht im Internet darf Gewalt ein Kavaliersdelikt sein
Die Rechtsanwaltskammer ist auch 2023 mit an Bord, weil diese Aktion ihrer Verpflichtung als Servicestelle in Rechtsfragen entspricht. Die Pädagoginnen und Pädagogen werden an den Schulstandorten in ihrer Bildungsarbeit unterstützt. Wie wichtig Prävention ist, zeigt sich in vielen Bereichen des Lebens. Möglichst früh mit Aufklärung bei den verschiedensten Aspekten unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens und unserer demokratischen Grundregeln zu beginnen, kann späteren Problemen im Erwachsenenalter entgegenwirken.
Interessierte Schulen können sich via Online-Plattform bei der RAK Wien anmelden, ihnen wird dann ein Vertreter aus der Rechtsanwaltschaft zur Seite gestellt. Über 100 Mitglieder der Rechtsanwaltskammer standen 2022 für das Projekt zur Verfügung. Am vereinbarten Tag kommt die Rechtsanwältin, der Rechtsanwalt für jeweils eine Schulstunde in die Klasse und erläutert anhand einer pädagogisch abgestimmten Präsentation mit den Schülerinnen und Schülern das Thema. Von Grundlagen wie „strafbaren Handlungen“ über die Art von Strafen, das Jugendstrafrecht bis hin zu Hass im Netz, Cybermobbing und dessen Folgen wie üble Nachrede oder unbefugte Bildaufnahmen sind viele relevante Rechtsbereiche abgedeckt.
Der Nutzen für die Jugendlichen wie die Pädagoginnen und Pädagogen ist groß, weiß Dr. Kerstin König, Rechtsanwältin und Vortragende 2022 aus dem Klassenzimmer zu berichten: „Gerade im Alter von 14 Jahren, wenn die Strafmündigkeit beginnt, empfinden es viele noch als Spaß, wo anderen bereits Schaden zugefügt wird. Dass so manche Handlung dabei auch schon strafbar ist, sehen viele Schülerinnen und Schüler, aber leider auch einige Eltern nicht.“
„Pflicht im Vordergrund, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen“
„Ich freue mich, dass wir die erfolgreiche Kooperation mit der Rechtsanwaltskammer Wien vorsetzen. Im vergangenen Sommersemester haben die Wiener Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte mehr als 10.000 Jugendlichen an 107 Schulen erklärt, was strafbare Handlungen sind und welche Folgen sie haben. Heuer liegt der Fokus auf dem digitalen Raum und stärkt junge Menschen dadurch in ihrer Medienkompetenz“, sagt Heinrich Himmer, Bildungsdirektor für Wien.
„Als Wiener Rechtsanwaltschaft wissen wir aus unserer täglichen Arbeit, was das Prinzip ‚Prävention vor Strafe‘ bewirken kann. Aktionen wie diese zu forcieren, ist Teil unserer Strategie. Denn auch wenn es unser Geschäft ist, Mandantinnen und Mandanten vor Gericht zu vertreten, steht die Pflicht im Vordergrund es erst gar nicht so weit kommen zu lassen“, sagt Michael Enzinger abschließend.
Die Neuauflage „Gewalt und Hass – Prävention an Schulen: die Rechtsanwaltschaft klärt auf!“ findet im Mai und Juni 2023 statt und wird bis zu den Sommerferien geblockt an interessierten Schulen ablaufen. Eine davon war 2022 die Mittelschule Enkplatz-2. Schulleiter Gerd Bauer weiß zu berichten, was tagtägliche Bildungsarbeit auch im Bereich „Hass im Netz“ bedeutet: „Mein Team und ich lieben die Bildungsarbeit. Die Bedeutung der sozialen Arbeit wird jedoch parallel immer wichtiger. In einer Schule wie meiner mit rund 30 Nationen unter 440 Schülerinnen und Schülern freue ich mich über kompetente Hilfe von außen. Wichtig ist mir dennoch zu betonen: Hass im Netz betrifft alle Kinder und Jugendlichen – egal, wie gut sie und ihre Eltern gebildet sind.“
Das möchte Simmerings Bezirksvorsteher Thomas Steinhart ebenso unterstreichen: „Ich freue mich, dass die Neuauflage an einer Simmeringer Schule startet und die Mittelschule Enkplatz bereits 2022 eine Rechtsanwältin zu einem Workshop in eine Klasse eingeladen hat. Der Schritt in die Strafmündigkeit ist ein entscheidender und es ist wichtig dafür zu sorgen, dass junge Menschen gut über ihre Rechte und Pflichten informiert sind. Auf diese Weise können wir sie dazu befähigen, informierte und kritische Bürgerinnen und Bürger zu werden.“
Quelle: Stadt Wien