Wien: 10 Jahre nach Rana-Plaza-Katastrophe - Lieferkettengesetz fehlt noch

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Wien

23 Apr 12:00 2023 von Redaktion Salzburg Print This Article

Wien geht mit ÖkoKauf Wien mit gutem Beispiel voran und schafft ein Lieferketten-Management

Vor zehn Jahren, am 24. April 2013, führte die Katastrophe von Rana-Plaza drastisch vor Augen, unter welch katastrophalen Arbeits- und Sicherheitsbedingungen unsere Textilien produziert werden. Im 9-stöckigen Gebäude Rana-Plaza in Savar nahe der bangladeschischen Hauptstadt Dhaka waren unter anderem fünf Textilfabriken untergebracht – bei dem Einsturz kamen 1138 Menschen ums Leben, mehr als 2000 wurden verletzt. Obwohl die Arbeiterinnen und Arbeiter dem Management bereits vor dem Einsturz Risse in den Mauern gemeldet hatten, waren sie angewiesen worden, weiter in diesem Gebäude zu arbeiten.

„Dieses tragische Ereignis machte wieder einmal deutlich, wie wichtig es ist, darauf zu achten, wo und unter welchen Bedingungen die bei uns angebotenen Waren produziert worden sind – nicht nur bei Textilien“, erinnert Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky anlässlich des 10. Jahrestages. „Genau aus diesem Grund hat der Wiener Landtag im März 2021 erneut die Einführung eines Österreichischen Lieferkettengesetzes gefordert.“ Unternehmen einer bestimmten Größe sollen dabei verpflichtet werden, ihre Lieferketten laufend auf eine mögliche Verletzung von Menschen-, Arbeits- und Umweltrechten zu überprüfen.

Entwurf einer EU-Richtlinie

Diese Forderungen Wiens sind nach wie vor aufrecht, da in Österreich auf Bundesebene bis heute kein Lieferkettengesetz beschlossen wurde. Auf EU-Ebene wird hingegen derzeit eine EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitspflichten von Unternehmen diskutiert. Diese wurde von der Kommission bereits angenommen und soll nun dem Europäischen Parlament und dem Rat zur Billigung vorgelegt werden. Wenn diese Richtlinie angenommen wird und in Kraft tritt, müssen die Mitgliedstaaten diese dann innerhalb einer bestimmten Frist in eigenen Lieferkettengesetzen umsetzen – auch Österreich. Laut dem vorliegenden Entwurf sind dafür zwei Jahre vorgesehen.

Wien ist inzwischen allerdings nicht untätig geblieben und hat in Sachen Nachvollziehbarkeit von Lieferketten konkrete Schritte gesetzt. „Vor allem über unser umfassendes nachhaltiges Beschaffungsprogramm ÖkoKauf Wien, aber auch durch unsere Lebensmittelinitiative ,Wien isst G.U.T.‘ liegt es auf der Hand, dass bei der Vorgabe von klimafreundlichen, ökologischen- und sozialen Kriterien genau darauf geachtet wird, woher die Produkte kommen und unter welchen Bedingungen sie hergestellt werden“, betont der Klimastadtrat.

Lieferketten-Management wird umgesetzt

Um dies noch zu verstärken und die Transparenz noch weiter zu erhöhen, wird im Rahmen der Arbeit von ÖkoKauf Wien nun auch ein Lieferketten-Management implementiert. Dieses wird in den jeweiligen Produktgruppen unter Federführung der Stadt Wien – Umweltschutz Schritt für Schritt umgesetzt. Czernohorszky: „So wird sichergestellt, dass bei Beschaffungen durch die Stadt Wien noch mehr auf die Einhaltung von Menschenrechten sowiesoziale Klimagerechtigkeit geachtet wird.“

Um die Transparenz der Lieferketten zu erhöhen gibt es vor allem zwei Möglichkeiten: Indem man auf Produkte aus möglichst lokaler Produktion setzt – oder aber bei Ausschreibungen den Nachweis von fairer und nachhaltiger Produktion verlangt – über anerkannte Zertifizierungen wie beispielsweise Fairtrade.


Quelle: Stadt Wien



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