Kärnten: 10. Oktober - Kärnten gedachte Volksabstimmung und Abwehrkampf
LH Kaiser: 10. Oktober ist identitätsstiftend, Traditionspflege verbunden mit Zukunftsgestaltung – Auch LHStv.in Prettner, LHStv.in Schaunig, LR.in Schaar, LR Gruber und LR Schuschnig bei Landesfeier
Klagenfurt (LPD). Auch 101 Jahre nach der Volksabstimmung von 1920 gedachte Kärnten wieder der damaligen demokratischen Entscheidung für ein freies und ungeteiltes Kärnten sowie der Opfer des Abwehrkampfes. Nach der Feier mit Kranzniederlegungen am Friedhof Klagenfurt-Annabichl, kam man zur offiziellen Gedenkfeier des Landes im Klagenfurter Landhaushof zusammen. Zu hören waren beide Sprachen, Deutsch und Slowenisch, auch in die Gebärdensprache wurde übersetzt. Die Frage, ob es nach all den Jahren noch notwendig ist, am 10. Oktober zu feiern, beantwortete Landeshauptmann Peter Kaiser mit einem klaren Ja. „Dieser Tag ist für Kärnten, seine Menschen und auch zukünftige Generationen identitätsstiftend. Es geht uns um Traditionspflege, verbunden mit Zukunftsgestaltung und Visionen“, so Kaiser.
Kaiser würdigte die Leistungen der Männer und Frauen Kärntens im Abwehrkampf und bei der Volksabstimmung. Sie hätten sich damals für eine junge, von wenig Hoffnung getragene Republik Österreich entschieden und diese Entscheidung auch gelebt. Gefolgt seien schwerste und unmenschliche Zeiten, ging Kaiser auf die NS-Herrschaft ein. Auch danach habe es noch vielfach Unstimmigkeiten und Schmähungen im Land gegeben. „Heute richten wir den Blick in die Zukunft und haben gelernt, dass man in Gemeinsamkeit und Miteinander zu besseren Ergebnissen kommt als in einem Gegeneinander“, betonte der Landeshauptmann. In diesem Sinne verwies er auf die kürzlich in Völkermarkt enthüllte Gedenkstätte für alle Opfer des Abwehrkampfes – ungeachtet dessen, auf welcher Seite sie standen.
„Heute ist es für uns selbstverständlich, dass Zwei- und Mehrsprachigkeit, grenzüberschreitende Kooperationen und ein gemeinsames Dach Europa Vorteile und Chancen für unsere Kinder bringen“, meinte Kaiser, der einen Teil seiner Rede auch auf Slowenisch hielt. Die eigene Geschichte bedeute Identität und stärke auch für zukünftige Herausforderungen. „Auch in der Corona-Krise sehen wir, dass es um ein Miteinander und gegenseitige Rücksichtnahme geht“, sagte Kaiser und richtete einen dringenden Impfappell an die Menschen. Weitere Themen seien der Klimawandel oder Entwicklungen durch die Digitalisierung, bei denen man niemanden zurücklassen wolle. „Außerdem müssen wir laufend für Gemeinsamkeit und Gerechtigkeit, für die Demokratie als unser höchstes Gut laufend eintreten“, hob der Landeshauptmann hervor.
Immer wieder kritisiere man, dass es in Kärnten sehr ruhig sei und Leuchttürme fehlen würden. „Mein Leuchtturm ist, dass in Kärnten nicht nach Wahlperioden und Highlights, die dann ineinander zusammenfallen, gedacht wird. Wir haben eine konstruktive Regierungskoalition und Opposition, die das Land in Gemeinsamkeit nach vorne entwickeln wollen“, antwortete Kaiser darauf. Die Strategie laute, das Land aus der Krise heraus zu investieren und heraus zu qualifizieren. „Es wurde viel Positives in Kärnten bewegt – von Forschung und Entwicklung, Kultur und Kunst bis hin zu Sport, Gesundheit und Pflege. Wir können gemeinsam stolz darauf sein und die Volksabstimmung wird immer ein wichtiger Teil des Fundaments Kärntens sein“, betonte der Landeshauptmann.
Landtagspräsident Reinhart Rohr sagte, in die Vergangenheit zurückblickend, dass am 10. Oktober immer wieder auch nationale Töne zu hören gewesen seien. „Dadurch wurden Versöhnung und Verständigung gebremst und Misstrauen befeuert“, betonte er. Heute würden Wertschätzung und gegenseitiger Respekt im Vordergrund stehen, womit man Identität und Vielfalt stärke. Rohr dankte besonders der Konsensgruppe, die durch Dialog ein besseres Verstehen und Vertrauen erreicht habe. Ein historischer Tag für Kärnten sei auch der 10. Oktober 2020, an dem auch der österreichische Bundespräsident und der slowenische Staatspräsident durch ihre Teilnahme an den Feiern ein klares Zeichen für Verständigung und Freundschaft gesetzt haben.
Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider hob ebenfalls hervor, wie wichtig es sei, das Verbindende vor das Trennende zu stellen. Am 10. Oktober gehe es darum, Rückschau zu halten, eine Standortbestimmung zu machen und einen Ausblick in die Zukunft zu geben. Scheider würdigte die Leistungen der Vorfahren und betonte gleichzeitig unsere Chancen im Alpen-Adria-Raum. Wichtig sei es, vorurteilslos aufeinander zuzugehen, es müssten aber auch überall die Volksgruppenrechte gleichermaßen ausgebaut werden.
Moderiert wurde die live auf kärnten.tv übertragene Landesfeier im Landhaushof von Ute Pichler und Alexander Tolmaier. Seitens der Landesregierung konnten sie auch die Landeshauptmannstellvertreterinnen Beate Prettner und Gaby Schaunig, Landesrätin Sara Schaar sowie die Landesräte Martin Gruber und Sebastian Schuschnig begrüßen. Anwesend waren u.a. auch die Landtagspräsidenten Jakob Strauß und Josef Lobnig, Bischof Josef Marketz und Superintendent Manfred Sauer, sowie zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter des öffentlichen Lebens, der Einsatzorganisationen, Traditionsverbände, Organisationen der Kärntner Sloweninnen und Slowenen sowie der Altösterreicherinnen und Altösterreicher.
Musikalisch umrahmt wurde die Feier von der Militärmusik Steiermark unter Oberst Johannes Lackner und von der Konzertvereinigung Kärnten mit Mitgliedern des Chores des Stadttheaters Klagenfurt unter Leitung von Günter Wallner. Für einen besonderen Moment sorgten die Musiker Mathias Ortner und Edgar Unterkircher gemeinsam mit der Schriftstellerin Verena Gotthardt – sie ließen eine musikalische Hommage an Kärnten und den Text „Die Wurzeln in Kärnten-Koroška“ buchstäblich ineinanderfließen. „Kärnten hat das Wertvollste auf der Welt, nämlich Menschen, die zwei Sprachen sprechen. Darauf kann man zu Recht stolz sein“, betonte Gotthardt.
Quelle: Land Kärnten