Wien: 1.100 Besucher*innen bei den Digital Days 2023
Zwei Tage im Zeichen des Digitalen Humanismus
Wie muss man Digitalisierung und Transformationsprozesse gestalten, damit sie einen echten Nutzen für die Bevölkerung bringen, und Vertrauen und Teilhabe in der Gesellschaft erhalten werden? Wie kann Demokratie funktionieren, wenn durch Fake News und Desinformation die gemeinsame Diskussionsgrundlage abhanden kommt? Diesen Fragen widmeten sich die Digital Days, die am 20. und 21. November 2023 in Technischen Museum Wien über die Bühne gingen.
Der „Digitale Humanismus in Action“ war der thematische Dreh- und Angelpunkt der zweitätigen Veranstaltung. Workshops für Schüler*innen, Paneldiskussionen mit Expert*innen aus der Stadt Wien, der Digitalwirtschaft sowie mit internationalen Gästen sowie Austauschformaten für das Fachpublikum lockten mehr als 1.100 Besucher*innen ins Technische Museum Wien. Feierlicher Abschluss war die Verleihung des Hedy Lamarr Preises der Stadt Wien an Maria Eichsleder von der TU Graz.
Vertrauen als Schlüsselfaktor bei Digitalisierung
Die Keynote zur Eröffnung hielt Puls4-Infochefin Corinna Milborn. Anhand aktueller Beispiele legte sie dar, wie nach den Prinzipien der Aufmerksamkeitsökonomie gezielt Desinformationen gestreut werden, um Verwirrung, Misstrauen und Ärger zu stiften. „Vertrauen ist die Währung zwischen Stadtverwaltung und Bürgerinnen und Bürgern“, stellte der stv. Magistratsdirektor Wolfgang Müller in seinen Eröffnungsworten fest und betonte die Bedeutung von Training der Mitarbeiter*innen im Umgang mit KI. Jörg Neumayr, Abgeordneter zum Wiener Landtag und Gemeinderat strich die Bedeutung von digitaler Bildung hervor.
Das Thema Vertrauen dominierte die Session „Dimensionen des Digitalen Humanismus im Stadtumfeld“. Andreas Németh, der CIO der Stadt Zürich, brachte eine internationale Perspektive ein und forderte, dass „Systeme, die zu den Bedürfnissen der Menschen passen“ geschaffen werden müssen. Als Vehicle zu mehr „Transparenz und Vertrauen für die Bürger“ sollten „offene Standards“ etabliert werden. Annika Busse, stv. CIO der Stadt Hamburg, sprach in Bezug auf die neuen digitalen Möglichkeiten von vielen Herausforderungen, die im „Dialogprozess mit der Stadtgesellschaft gelöst werden sollen.“ So werden für die Verwendung von KI durch die Stadt Hamburg „Leitlinien“ erarbeitet, um „Ethik Checks“ durchführen zu können. Klemens Himpele, CIO der Stadt Wien, resümierte: „Eine riesige Transformation der Städte, braucht Akzeptanz.“
Von KI in der Medizin zu Satellitendaten für klimaneutrale Städte
In der Session „Künstliche Intelligenz (KI) in Medizin und Gesundheit“ wurden innovative KI Lösungen aus Wien und die Chancen des Wiener Wissens- und Wirtschaftsstandort vorgestellt. Diskutiert wurden aktuelle technologische Fortschritte im Bereich der Sprachmodelle oder neusten Formen der Bilderkennung, die in der Medizin eingesetzt werden können, konkrete medizinische Anwendungsbereiche aber auch rechtlichen Rahmenbedingungen zur Handhabung von Patientendaten und deren Transparenz wurden erörtert. Auch die zukünftige Rolle der Technik und des Menschen in der Medizin wurde genauer betrachtet.
Den Abschluss des ersten Tages bildet die englischsprachige Session „Global human-rights-centred perspectives for the digital revolution“. Unter der Moderation von Michael Stampfer (WWTF) moderiert, diskutierten die internationalen Panelgäste sowohl über globale Regeln für die Steuerung des digitalen Zeitalters, als auch über die Gewichtung von Solidarität und Gewährleistung grundlegender Rechte gegenüber bürgerlichen Freiheiten und dem Schutz des Individuums.
Abseits der Hauptbühne luden auf der Digistreet über 30 Aussteller*innen aus Bildung, Stadt, Forschung und Digitalwirtschaft mit ihren verschiedenen Projekten zum Eintauchen in die Welt des Digitalen Humanismus ein. Schüler*innen konnten in Workshops etwa mit Coding oder 3D-Druck experimentieren. Und in einem Workshop zur Nutzung von Satellitendaten wurde das Innovationslabor GeodatKlim vorgestellt, in dem neue Möglichkeiten für Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Politik entwickelt werden, um datenbasierte Entscheidungsgrundlagen zu schaffen und innovative Lösungen zu finden. Ziel des Workshops war es, den Austausch zwischen Stadt, Wirtschaft und Wissenschaft zu fördern und Potenziale für die städtische Nutzung von Geodaten aufzudecken.
Digitale Agenda als Leitstrategie
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Digitalen Agenda der Stadt Wien sowie der praktischen Umsetzung des Digitalen Humanismus in der Stadt Wien. Klemens Himpele, der CIO der Stadt Wien, erläuterte die neu gestaltete Digitale Agenda 2030 der Stadt Wien in ihrer Entstehung, strategischen Ausrichtung und konkreten Zielsetzung. Digitalisierung sei dabei nie Selbstzweck, sondern müssen immer das Leben der Menschen verbessern. Die großen Herausforderungen der Zukunft müssten gemeinsam gedacht werden: „Die Klimatransformation muss erfolgreich sein”, so Himpele. Ein Schlüsselelement, um dieses Ziel zu erreichen, stellen Digitalisierungsprozesse dar.
Danach zeigten Showcases der Stadt Wien, wie der Digitale Humanismus in der Stadt bereits umgesetzt wird: Die Spannweite reichte von klimarelevanten Projekten wie ein digitales Hitzemonitoring, über dem Mobile Mapping mit KI (digitales Abbild des öffentlichen Raums) bis hin zur Bürger*innen-Beteiligungsplattform mitgestalten.wien.gv.at.
Am Nachmittag kamen in der Session „Tech4People 2023 prämierte Technologien und Förderprojekte“ Vertreter*innen der Wirtschaft zu Wort. Vertreter*innen der Sieger-Projekte wurden geehrt und diskutierten auf der Bühne. Fazit des Fördercalls: Der Digitale Humanismus wird als Chance gesehen, um das Wohlergehen der Bürger*innen zu verbessern.
Auszeichnungen für Mädchen und Frauen in der IT
In der Session „She.Digital und die Zukunft der Digital Skills: Breaking the Binary Code!“ ging es um den Aufschwung der IT-Wirtschaft, der jedoch durch einen anhaltenden Fachkräftemangel behindert wird. Die Diskussion konzentrierte sich auch auf die bestehende Geschlechterungleichheit in der Branche und erkundete Qualifikationen sowie Initiativen, die dazu beitragen sollen, Frauen für MINT-Fächer und eine Karriere in der IT und Digitalisierung zu gewinnen und mögliche Hindernisse auf dem Weg in das Berufsfeld zu entfernen.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die Siegerinnen des Digital Girls Hackathon Wien, bei dem 44 Schülerinnen Computerspiele programmierten geehrt und der mit 10.000 Euro dotierte Hedy Lamarr Preis an Maria Eichlseder (TU Graz) vergeben. Die Stadt Wien verleiht den Hedy Lamarr Preis jedes Jahr gemeinsam mit der DigitalCity.Wien und UIV Urban Innovation Vienna, um große Leistungen von Frauen in der IT zu hervorzuheben und junge Frauen für eine Karriere in der Branche zu motivieren.
Über die Digital Days
Die Digital Days sind das Jahresevent der DigitalCity.Wien und werden im Auftrag der Stadt Wien und in Kooperation mit der Wirtschaftsagentur Wien und dem Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) von UIV Urban Innovation Vienna GmbH, der Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien, ein Unternehmen der Wien Holding, koordiniert. Sie bringen Verwaltung, Digitalwirtschaft, Wissenschaft und die Zivilgesellschaft zusammen. Das Ziel ist es, die Akteur*innen des Wiener Digitalstandorts miteinander zu vernetzen, um digitale Lösungen für die Stadt zu entwickeln.
Weitere Infos: Digital.City.Wien: www.digitalcity.wien
Quelle: Stadt Wien