Niederösterreich: 2023 wird ein Rekordjahr für den Ausbau der Erneuerbaren Energie
LH-Stv. Pernkopf und GF Greisberger über die Energiewende in Niederösterreich
LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf informierte heute, Mittwoch, gemeinsam mit Herbert Greisberger, Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur NÖ, und Experten des Landes NÖ über den Ausbau der Erneuerbaren Energie.
Im Arbeitsübereinkommen der neuen Landesregierung habe man den massiven Ausbau der Erneuerbaren Energie festgeschrieben. Damit werde die Versorgungssicherheit gestärkt und die Energieunabhängigkeit vorangetrieben. „Wir sind am Beginn einer neuen Legislaturperiode, nicht aber am Beginn der Energiewende. Die findet bei uns schon seit Längerem statt“, führte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf aus und meinte weiters: „Heute sind wir das Bundesland mit den größten CO2-Einsparungen und dem meisten Ökostrom.“ Seit 2009, also dem Eintritt Pernkopfs in die Landesregierung, habe man die Windkraft in Niederösterreich vervierfacht und die Photovoltaik verzehnfacht. „Bis 2035 wollen wir die erneuerbare Stromproduktion jetzt noch zusätzlich verdreifachen. Da reden wir von zusätzlichen 10.000 Gigawattstunden, das entspricht dem gesamten Strombedarf der Steiermark.“
„Wir befinden uns auf diesem Erfolgskurs. 2023 wird ein Rekordjahr für den Ausbau der Erneuerbaren Energie. Aktuell sind rund 200 Windräder im Bau, im Verfahren oder in der Planung. Dazu erwarten wir heuer noch 15.000 neue PV-Anlagen und rund 20 Biomasseanlagen größeren Ausmaßes“, unterstrich er. Vor einem Jahr habe man darüber hinaus ein Energiewende-Beschleunigungspaket vorgestellt. „Wir haben damit massive Verfahrensvereinfachungen beschlossen, bei PV-Dachanlagen die Verfahren abgeschafft und die Personalressourcen für genehmigungspflichtige Anlagen um 25 Prozent aufgestockt“, ergänzte der LH-Stellvertreter. Niederösterreich sei im Bundesschnitt jenes Bundesland mit den meisten UVP-Verfahren, aber gleichzeitig mit der kürzesten Verfahrensdauer. „Wenn bei uns ein Verfahren für einen Windpark zwischen neun und zwölf Monaten dauert, dann haben wir nur ein Problem. Nämlich, dass bei nachfolgenden Instanzen im Bund die Verfahren je nach Einsprüchen zwischen fünf und sieben Jahren dauern können. Auch hier brauchen wir eine Beschleunigung“, so Pernkopfs Forderung.
Ein konkretes Projekt zur weiteren Beschleunigung der Energiewende ist eine neue Photovoltaik-Parkplatzförderung. Pernkopf dazu: „Dafür stellen wir vier Millionen Euro bereit, dieses Förderprogramm richtet sich an Gemeinden, Unternehmen und Vereine, die damit öffentliche Parkplätze überdachen sollen. Die Förderung beträgt bis zu 1.000 Euro pro Kilowattpeak. Wir wollen rund 2.000 Parkplätze, die dann Strom erzeugen, damit ausstatten.“ Am kommenden Samstag werde in Grafenwörth zudem die größte schwimmende PV-Anlage des Landes mit 24,5 Megawatt Leistung eröffnet.
„Bürgerbeteiligung ist der Schlüssel für die Zukunft. Das tun wir mit dem ‚Sonnenkraftwerk Niederösterreich‘“, informierte Pernkopf und sagte: „Wir wollen, dass alle Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher Teil der Energiewende werden können.“ Durch dieses Projekt werden Gebäude, die im Einfluss des Landes NÖ stehen, mit PV-Anlagen ausgestattet, an denen sich Bürger finanziell beteiligen können. Derzeit sind 25 derartige Projekte in der Umsetzung. Weiters zähle man in Niederösterreich bereits über 150 Energiegemeinschaften.
Beim Ausbau der Windkraftanlagen setze man laut dem LH-Stv. auf Repowering der Anlagen. Mit dieser Leistungssteigerung müsse man lediglich in etwa 250 zusätzliche Anlagen neu errichten, um die Ziele zu erreichen.
Ein „großes Sorgenkind“ im Energiebereich sei laut Pernkopf der Verkehrsbereich. Hier liege der Fokus auf der Einführung von E10. „Damit können auf einen Schlag 200.000 Tonnen CO2 pro Jahr und 20 Prozent Feinstaub eingespart werden. Da werden wir Ende Mai neueste Pläne präsentieren“, stellte Pernkopf in Aussicht.
Da Pernkopf seit dieser Legislaturperiode für Wissenschaft, Innovation und Forschung verantwortlich zeichne, ergänzte er: „Alle großen Fragen dieser Zeit - sei es im Gesundheitsbereich, im Klimaschutz oder im Energiewendebereich – werden im Wesentlichen durch die Wissenschaft beantwortet werden können.“ Aktuell wird unter anderem am ISTA an Batteriespeichersystemen ohne seltene Erden geforscht und gearbeitet. Zudem beschäftigen sich über 30 NÖ-Unternehmen mit dem Einsatz von Wasserstoff.
Verbesserungspotenzial erkenne Pernkopf bei der PV-Anlagenförderung:„Wir liegen im ständigen Austausch mit der Bundesregierung, was die Vereinfachung der Förderung betrifft. Wir fordern ein einfaches System: Wenn es gebaut ist, geht man mit der Rechnung hin und bekommt seine Förderung.“ Zugleich bedankte er sich für die Förderzusagen des ersten Calls: Alle Anlagen würden bedient. Einen ganz wichtigen Punkt erkennt Pernkopf in der Erweiterung der Netzkapazitäten und Vereinfachung von Netzzugängen: „Es braucht einen rascheren Netzausbau und eine dynamische Leistungsregelung. Alleine durch die dynamische Leistungsregelung könnten sofort 33 Prozent mehr Anlagen angeschlossen werden.“ Weiters sprach er sich für den Ausbau von Quartierspeichern aus, um die Netze zu entlasten und die Versorgungssicherheit in den Regionen zu erhöhen.
Zu den aktuell hohen Energiekosten sagte Pernkopf: „Ich sehe es nicht ein, dass sich die Energieversorger hinter dem Merit-Order-System verstecken. Es braucht leistbare Tarife für die Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmittel und eine Entlastung für die Haushalte, die Wirtschaft und die Landwirtschaft.“
Für Herbert Greisberger, Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ, sei die Entwicklung der CO2-Emmissionen der wichtigste Indikator für Energieeffizienz und eine gelungene Energiewende: „Zwischen 2005 und 2021 haben wir in Österreich ein Minus von 16 Prozent, in Niederösterreich sogar von 25 Prozent.“ Der Erneuerbaren-Anteil beim Strom liege österreichweit bei 78,2 Prozent, der EU-Schnitt liege bei 37,5 Prozent. „Österreichs Energiewende findet eindeutig in Niederösterreich statt“, unterstrich der Geschäftsführer und ging in Details: „Wir leisten einen deutlich überdurchschnittlichen Beitrag zur Energiewende.“ Die Entwicklung der Windenergie unterstreiche das, aktuell liege Niederösterreich bei 4.300 GWh Stromproduktion aus Windkraft, bis 2035 werde dieser Wert 12.000 GWh betragen. „Windkraft ist der größte Beitrag zur Energiewende“, so Greisberger, der darauf verwies, dass bundesweit „der allergrößte Teil der Windkraft aus Niederösterreich und danach aus dem Burgenland kommt. Alle anderen Bundesländer liegen hier sehr deutlich zurück.“ Auch beim Zubau PV-Anlagen liege Niederösterreich an der Spitzenposition. „Niederösterreich baut am meisten Photovoltaik aus. Von den Fördermengen des Jahres 2022 baut Niederösterreich in zwei Monaten so viel zu, wie Salzburg Bestand hat“, unterstrich er. „Die Energiewende findet in Österreich durch Wind und Photovoltaik statt, zu 38,5 Prozent alleine in Niederösterreich. Das ist gut für das Land, den Klimaschutz, die Beschäftigung und die Einkommenssituation in Niederösterreich.“
Quelle: Land Niederösterreich