Niederösterreich: 2.069 Langzeitarbeitslosen gelang seit Juli der berufliche Einstieg mit der Aktion „Sprungbrett“
LR Eichtinger/AMS NÖ-Chef Hergovich: 40,2 Millionen Euro für Lohnkostenförderung stehen 2022 im Rahmen dieser Aktion für NÖ bereit
Die Arbeitslosenzahlen in Niederösterreich liegen auch Ende November weiter unter dem Vorkrisenniveau. Allerdings sind 10.784 Personen bereits ein Jahr oder länger auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz. Im Rahmen der Aktion „Sprungbrett“ werden besonders attraktive Lohnkostenförderungen für Unternehmen angeboten, wenn sie Langzeitarbeitslose anstellen. Eine Bilanz und einen Ausblick auf das kommende Jahr präsentierten heute bei einer Pressekonferenz Landesrat Martin Eichtinger, AMS NÖ-Chef Sven Hergovich, Arbeiterkammer NÖ-Präsident Markus Wieser, Wirtschaftskammer NÖ-Direktor Johannes Schedlbauer sowie Melanie Herzog, kaufmännische Leiterin der Firma Tröstl.
Die konjunkturelle Erholung hat auch die Situation der Langzeitarbeitslosigkeit entspannt. „Wir arbeiten gemeinsam daran, die Langzeitarbeitslosigkeit noch weiter zu reduzieren. Die Arbeitsmarktprogramme und die Projekte zeigen Wirkung“, sagte der Landesrat. „Das Land Niederösterreich, die Sozialpartner und das AMS NÖ haben heuer rund 100 Millionen Euro für gemeinsame Arbeitsmarkt-Projekte in die Hand genommen. Mit weiteren Projekten, die Bund, Land, Sozialpartner und Arbeitsmarktservice in ihrem Bereich setzen, kommen noch viele weitere Millionen Euro hinzu“, so Eichtinger, der betonte: „Auch an Programmen wie ‚Sprungbrett‘ ist in Zeiten wie diesen festzuhalten, denn mit den erhöhten Eingliederungsbeihilfen gibt es gute Anreize, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Betrieben aufzunehmen und auch zu halten“.
Der Rückbau der Langzeitarbeitslosigkeit geht in Niederösterreich mit einem Minus von 34 Prozent seit Ende März dieses Jahres bis Ende November zügig voran. Für AMS NÖ-Chef Sven Hergovich ein Zeichen für den richtigen Kurs und Auftrag, diesen konsequent weiter zu verfolgen: „Sich aufbauende Langzeitarbeitslosigkeit ist ein unerfreuliches Phänomen, das wir nach jeder Arbeitsmarktkrise beobachten, wenn wir nicht rasch und nachhaltig gegensteuern. Seit Anfang Juli haben 2.069 langzeitarbeitslose Arbeitsuchende in Niederösterreich die Chance bekommen, mit Unterstützung unserer Lohnkostenförderung in einem Unternehmen wieder beruflich Fuß zu fassen. Diesen Neustart haben wir mit 17,1 Millionen Euro mitfinanziert.“
40,2 Millionen Euro an Lohnkostenförderungen im Rahmen der Aktion „Sprungbrett“ sind für 2022 reserviert, um den beruflichen Wiedereinstieg von rund 4.000 Langzeitarbeitslosen zu unterstützen. Um die Arbeitsmarktintegration vor allem für jene Personen zu forcieren, die besonders lange arbeitslos sind, und den Wiedereinstieg bislang nicht geschafft haben, wurden die Förderkonditionen angepasst. Das AMS finanziert ab 1. Jänner für Personen, die zwischen 1 und 2 Jahren arbeitslos sind 40 Prozent bis 66,7 Prozent der anfallenden Lohn- und Lohnnebenkosten für die Dauer von 4 bis 9 Monaten und für Personen, die bereits 2 Jahre und länger arbeitslos sind sogar 100 Prozent der Lohn- und Lohnnebenkosten für die ersten drei Monate und zwischen 40 Prozent und 66,7 Prozent der Lohnkosten für weitere 4 bis 6 Monate.
Arbeiterkammer Niederösterreich-Präsident Markus Wieser betonte:„Diese Initiative gibt sowohl dem Arbeitnehmer, als auch dem Unternehmen die Möglichkeit, einander kennenzulernen. Das führt in sehr vielen Fällen zu einer dauerhaften Übernahme. Wir unterstützen daher natürlich alles, was nachhaltige Beschäftigung ermöglicht. Natürlich ist dabei besonders wichtig, dass hier faire Bedingungen herrschen für alle Seiten.“
Frauen waren von der Corona-Krise ganz besonders betroffen. Daher werden Betrieben, die langzeitarbeitslose Frauen im Rahmen der Aktion „Sprungbrett“ anstellen, von besonders attraktiven Förderangeboten profitieren. Es gelten bei der Aufnahme von Frauen die jeweils günstigeren Fördersätze, sowohl was die Förderhöhe (66,7 Prozent statt 40 Prozent) als auch die Förderdauer (6 statt 4 Monate) betrifft. Neu ist, dass das AMS jene Unternehmen ganz besonders unterstützt, die bereit sind, Frauen mit einer bisherigen AMS-Vormerkung von 1 bis 2 Jahren mit einem Dienstvertrag anzustellen, der mindestens 30 Wochenstunden Beschäftigungsausmaß umfasst. In diesen Fällen gibt es sogar eine 66,7-prozentige Lohnkostenförderung für 9 Monate.
Wirtschaftskammer NÖ-Direktor Johannes Schedlbauer betonte: „Der Mitarbeitermangel beschäftigt Unternehmen aus allen Branchen in ganz Niederösterreich. Unser gemeinsames Ziel ist, arbeitslose Menschen wieder schnell in die Berufstätigkeit zu führen und somit dem Arbeitskräftebedarf nachzukommen. Die Aktion ‚Sprungbrett‘ leistet hier einen wertvollen Beitrag. Gleichzeitig ist es wichtig, Menschen durch entsprechende Qualifizierung vor der Arbeitslosigkeit zu bewahren, beginnend mit der Ausbildung bis hin zu einer laufenden Bereitschaft zur Weiterbildung. Deshalb ist auch die Lehrlingsausbildung ein zentraler Faktor. Die Lehrlingszahlen entwickeln sich gut - diesen November haben sie sogar die Zahlen von vor Corona übertroffen. Im letzten Monat waren in Niederösterreich knapp 17.300 Lehrlinge in Ausbildung.“
Laufende Evaluierungen zeigen, dass 61 Prozent der Jobsuchenden, die mit Unterstützung einer Einstellbeihilfe eine Anstellung gefunden haben, drei Monate nach Förderende weiterhin beschäftigt sind. Das Kunststoffverarbeitungsunternehmen Tröstl mit Sitz in Berndorf hat durch die Aktion „Sprungbrett“ neue Mitarbeiterinnen dazugewonnen. Melanie Herzog, kaufmännische Leiterin der Tröstl GmbH, hielt fest:„Durch die gestiegene Auftragslage ist es notwendig geworden, unser Team um mehrere Personen aufzustocken. So haben wir im letzten halben Jahr insgesamt vier neue Teammitglieder aufgenommen und Langzeitarbeitslosen die Chance gegeben, Teil unserer Firmenfamilie zu werden. Ich kann aus voller Überzeugung sagen, dass sie eine hohe Einsatzbereitschaft mitbringen, ehrgeizig, motiviert und loyal sind. Alle vier Mitarbeiterinnen sind nach wie vor bei uns tätig. Die Lohnkostenförderung ist dabei eine schöne Unterstützung.“
Quelle: Land Niederösterreich