Wien: 45 Jahre „Rettet das Kind“ - Vizebürgermeister Wiederkehr würdigt Einsatz

30 Jän 06:00 2025 von Redaktion Salzburg Print This Article

Extremismusforscherin Julia Ebner begeistert als Keynote-Speakerin

Der Wiener Landesverband von „Rettet das Kind“ feierte am 29. Jänner 2025 sein 45-jähriges Bestehen mit einer eindrucksvollen Jubiläumsveranstaltung im 3. Bezirk. Highlight des Abends war der Besuch von Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr, der die bedeutende Arbeit des Vereins würdigte, sowie die online gehaltene Keynote der renommierten Extremismusforscherin Julia Ebner. Mit ihrer Rede begeisterte sie das Publikum, regte zum Nachdenken an und unterstrich die Relevanz des Engagements für Kinder und Jugendliche in herausfordernden Zeiten.

Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr eröffnete die Jubiläumsfeierlichkeiten und richtete seine Worte an die Jugendarbeiter*innen: “Ich gratuliere vor allem den Jugendarbeiter*innen, die in unserer Stadt eine so wichtige und oft unsichtbare Arbeit leisten. Während andere über Jugendliche reden, redet ihr mit ihnen. Ihr leistet Beziehungsarbeit, Präventionsarbeit und findet Wege, wo andere keine sehen. Jeder von euch kann stolz darauf sein, so eine bedeutende Aufgabe zu erfüllen. Und der Verein ‚Rettet das Kind‘ kann auf eine Geschichte voller wertvoller Arbeit für diese Stadt zurückblicken.“

Der Verein “Rettet das Kind” ist als professioneller Anbieter in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit mittels pädagogischen und sozialarbeiterischen Unterstützungsangeboten tätig und betreibt vier Jugendtreffs und fünf Streetwork-Einrichtungen. Vier dieser Streetwork-Einrichtungen sind stadtteilorientiert, eine ist überregional in ganz Wien unterwegs. An diesen neun Standorten sind über 50 Mitarbeiter*innen beschäftigt.

Julia Ebner, international anerkannte Expertin für Extremismus, beleuchtete in ihrer Keynote die Herausforderungen für junge Menschen in einer zunehmend vernetzten Welt. Sie zeigte auf, wie extremistische Gruppierungen soziale Medien nutzen, um Jugendliche zu beeinflussen, und betonte die Verantwortung von Gesellschaft und Politik, dem entgegenzuwirken. "Gerade in Zeiten wie diesen brauchen wir Initiativen, die der Radikalisierung von jungen Menschen effektiv entgegenwirken. Rettet das Kind zeigt was möglich ist.", erklärte Julia Ebner, die online und live aus England dazu geschalten wurde.

Die Methode Streetwork

Streetwork, das einen wesentlichen Teil der Arbeit von RdK Wien ausmacht, ist nicht das Angebot, sondern die Methode der Kontaktaufnahme. Es ist niederschwellige, aufsuchende und nachgehende Straßensozialarbeit in der Lebenswelt der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Form eines kontinuierlichen Kontaktangebots. Das bedeutet, dass Hilfe vonseiten der Sozialarbeiter*innen nicht aufgedrängt wird - die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bestimmen selbst Frequenz und Ausmaß der Hilfestellung. Dabei sind Vertrauensbildung und Beziehungsarbeit zentrale Bestandteile.

Die sozialarbeiterische Methode Streetwork hat ihren Ursprung in den USA der 1920er-Jahre. Damals wurde bedingt durch die steigende Jugendkriminalität in Großstädten sozialpädagogische Programme eingerichtet. Die Zielgruppe dieses von stationären Einrichtungen losgelösten Ansatzes war die „youth gang“ (Jugendbanden, aber auch lose strukturierte jugendliche Gruppierungen). Die Methode gelangte mit der Zeit auch nach Europa und kam über England ab etwa 1970 in Deutschland zum Einsatz. „Rettet das Kind“, Landesverband Wien hat in Österreich erstmals Streetwork als Methode Sozialer Arbeit umgesetzt. Streetwork Wien ist dabei die einzige Einrichtung in der Offenen Jugendarbeit in Wien, die im gesamten Stadtgebiet operativ per Auftrag tätig ist. Die Jugendtreffs wiederum sind konsumfreie Orte. Hier stehen das Raumangebot, der Kontakt zu professionellen Jugendarbeiter*innen, die Zurverfügungstellung von Infrastruktur und sozialarbeiterische Hilfsangebote im Vordergrund.

„In der Offenen Jugendarbeit gilt das Prinzip der Freiwilligkeit. Umso wichtiger ist es, dass „Rettet das Kind“ Wien mit der sozialarbeiterischen Methode Streetwork behutsam Kontakt mit jungen Menschen aufbaut und so eine Vertrauensbildung und damit Unterstützung für Jugendliche und junge Erwachsene ermöglicht.“, sagt Brigitte Bauer-Sebek, Abteilungsleiterin Stadt Wien - Bildung und Jugend.

Warum ist RdK Wien für die Wiener Kinder- und Jugendarbeit so wichtig?

Der Verein hat es sich von Beginn an zur Aufgabe gemacht, mit der Methode Streetwork, marginalisierte und sozioökonomisch benachteiligte junge Menschen, die aber von bestehenden Einrichtungen und Angebote nicht ausreichend erreicht werden können, durch sozialarbeiterische und sozialpädagogisch, niederschwellige Angebote zu unterstützen.

So bekennt sich RdK Wien auch zur Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, welche per Definition gewaltbereit/gewalttätig bzw. politisch extrem sind. Über die Komponenten Vertrauensbildung und Beziehungsarbeit in der Lebenswelt der jungen Menschen, entwickelt sich deren Bereitschaft an der Verbesserung ihrer Lebenssituation zu arbeiten und so in der Mitte der Gesellschaft (wieder) Fuß fassen zu können.

„Seit 1979 ist der Verein „Rettet das Kind“, Landesverband Wien (eine der neun Landesorganisationen von „Rettet das Kind“, Österreich), für das Wohl von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit dem Ziel, deren individuelle Lebenssituation nachhaltig zu verbessern, im Einsatz“, so RdK Wien Geschäftsführer Christian Reiner.

Die Geschichte von RdK Wien

1979 wurde der Verein „Rettet das Kind“, Landesverband Wien gegründet. Einige Abgänger*innen der Sozialakademie entwickelten damals unter der Leitung von Obersenatsrat Walter Prohaska (Stadt Wien - Kinder und Jugendhilfe) das Projekt, welches damals unter dem Arbeitstitel „Projekt Streetwork - Arbeit mit Jugendlichen am Rande der Kriminalität“ begonnen wurde.

1980 begann die Arbeit mit Fußballfans, später kamen noch Gruppen, wie zum Beispiel „Skins“, „Punks“, „autonome Gruppen“, „Gabber“, etc. hinzu.

Mitte der 80er-Jahre erhielt der Verein per Bescheid durch die Wiener Landesregierung die Anerkennung als privater Träger der Kinder- und Hilfehilfe nicht hoheitliche Aufgaben der öffentlichen Jugendwohlfahrt zu erfüllen.

Mitte der 90-Jahre kamen weitere stadtteilorientierte Streetwork-Einrichtungen hinzu.

Seit 2000 betreibt der Verein auch Jugendtreffs.

Seit 2025 besteht das Team von Streetwork Wien aus 8 Mitarbeiter*innen in Vollzeit.

Die Einrichtungen von RdK Wien

Seit 2001 betreibt der Verein Jugendtreffs. Derzeit gibt 4 Jugendtreffs, die ganzjährig mit je vier bis fünf Mitarbeiter*innen in Betrieb sind:

Jugendtreff Penzing (14. Bezirk)

Jugendtreff Steinbauerpark (12. Bezirk)

Jugendtreff Pfarrgasse (23. Bezirk)

Jugendtreff Wiener Flur (23. Bezirk)

Derzeit betreibt der Verein ganzjährig vier Streetwork-Einrichtungen in folgenden Wiener Gemeindebezirken. Die Teams bestehen aus drei bis sechs Mitarbeiter*innen, die stadtteilorientiert arbeiten, also Ansprechperson für die Jugendlichen des umliegenden Stadtteils sind:

Hietzing

Liesing

Wieden

Meidling

Darüber hinaus arbeitet das fünfte Streetwork-Team „Streetwork Wien“ überregional in ganz Wien, wie es die Standortveränderungen seiner Zielgruppe erfordern.


Quelle: Stadt Wien



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