Niederösterreich: 47,6 Millionen Euro für NÖ Lehrlingsoffensive
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LR Rosenkranz: „Wir müssen am Image der Lehre arbeiten und die Jugend motivieren, wieder verstärkt in eine Lehre zu gehen“
Die Lehrlingsoffensive des Landes Niederösterreich in Kooperation mit dem AMS und den Sozialpartnern Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer bietet 4.800 Plätze, um Jugendlichen eine zukunftsorientierte Ausbildung zu bieten und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. In einer Pressekonferenz gemeinsam mit Sandra Kern, Landesgeschäftsführerin des AMS NÖ, Alexandra Höfer, stellvertretende Direktorin der WK NÖ, und Christian Farthofer, Direktor Stellvertreter der AK NÖ und Vorstandsvorsitzender des BFI NÖ, präsentierte Arbeitsmarkt-Landesrätin Susanne Rosenkranz heute, Mittwoch, in Wr. Neustadt Details zur NÖ Lehrlingsoffensive.
2018 sei die Zahl der Lehrlinge am Tiefpunkt gewesen, deshalb habe man 2019 die NÖ Lehrlingsoffensive gestartet mit dem Ziel „Sicherung der Fachkräfte“, so Landesrätin Rosenkranz. 2023 habe man 17.300 aktive Lehrlinge in Niederösterreich gezählt. Dies zeige, „die NÖ Lehrlingsoffensive hat bereits Wirkung gezeigt, deshalb werden wir weiter intensivieren“, sagte sie. Gründe, warum Jugendliche nicht in eine Lehre gehen oder gar keine Ausbildung machen, seien u.a. die Örtlichkeit - Lehrstellen seien regional oft schwierig zu erreichen. Ein großes Thema sei auch ein großer Anteil an Schulabbrechern und mangelnde Qualifikation. Rosenkranz betonte deshalb vor allem: „Wir müssen am Image der Lehre arbeiten und die Jugend motivieren, wieder verstärkt in eine Lehre zu gehen.“ Auch die Eltern müsse man abholen und ihnen aufzeigen, dass eine Lehrausbildung Zukunft hat. „Unsere Lehrlinge sind unsere Fachkräfte der Zukunft.“
Die NÖ Lehrlingsoffensive basiere auf drei großen Säulen, führte sie weiters aus: „Wir haben einmal die Jugendbildungszentren, zweitens die überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) und ,Just for Job´.“ Letzteres helfe Menschen, die bereits einen Job haben, in eine verkürzte Ausbildung zu kommen „und ganz zielgerichtet auf diesen einen Job hin ausgebildet werden.“
Die Landesrätin ging noch näher auf die Jugendbildungszentren ein. Ein Programm vom Land NÖ und dem AMS NÖ, an dem bereits 3.440 Menschen teilgenommen haben. „Eine Erfolgsgeschichte, denn wir konnten schon 1.000 Teilnehmer an Lehrstellen oder Arbeitsplätze vermitteln und das Schöne ist, es ist ein modulares Sprungbrett, denn wir holen jeden einzelnen dort ab, wo er es braucht.“ An sieben Standorten sei das modulare Angebot in Camps organisiert: Werkcamps zur Arbeitssimulation in Werkstätten, Aktivcamps für Teilnehmende mit psychischen oder physischen Problemen und Basiscamps, u.a. für das Nachholen des Pflichtschulabschlusses. So unterstütze man eine große Bandbreite von Jugendlichen, „von ,ich kann mich gar nicht mehr motivieren´ bis zu ,ich brauch nur noch den letzten kleinen Kick´ um eine Ausbildung zu machen, um dann weiter vermittelt zu werden.“
„Unser gemeinsames Ziel ist es, dass wir Menschen dazu begeistern, dass sie - egal ob Pflichtschulabschluss oder nicht - eine Lehre im Betrieb oder überbetrieblich starten und so einen guten Einstieg ins Berufsleben finden“, sagte AMS NÖ Geschäftsführerin Sandra Kern. Nach dem Motto „Wir lassen niemanden zurück“ unterstütze das AMS auch junge Menschen mit gesundheitlichen Problemen oder Behinderungen. „Für diese Menschen haben wir das Angebot der ,Teilqualifizierung´ geschaffen. Kern unterstrich die Wichtigkeit einer Lehrausbildung in Zahlen: „Die Arbeitslosenquote in Niederösterreich lag bei Menschen mit maximal Pflichtschulabschluss 2023 bei 19,2 Prozent, bei jenen mit Lehrausbildung dagegen bei 5,7 Prozent. Gemeinsam mit dem Land und den Sozialpartnern investiere man deshalb 47,6 Millionen Euro, um junge Menschen in die Lehre zu bringen, so Kern, die abschließend bekräftigte: „Wir müssen alle an einem Strang ziehen und brauchen dringend auch die Eltern, die stolz darauf sein sollen, wenn ihr Kind eine Lehre macht und dadurch eine gute Berufsausbildung und ein gutes Einkommen hat.“
Alexandra Höfer, stellvertretende WKNÖ Direktorin erklärte, „aufgrund der demografischen Entwicklung werden laut einer WKO-Studie bis 2040 alleine in Niederösterreich rund 50.000 Fachkräfte fehlen.“ Um Fachkräfte auszubilden, sei die Lehrausbildung ein „tolles Fundament“. Der Lehrabschluss sei oft die Basis auf dem Weg vom Facharbeiter bis hin zum Unternehmer, aber auch zu einer akademischen Laufbahn. Höfer sprach auch darüber, dass man zur Attraktivierung der Lehre diese immer wieder verändere und der Zeit anpasse, z.B. biete man sieben neue Lehrberufe in sogenannten „Green Jobs“ an. Zur ÜBA sagte sie, diese sei ein Erfolgsprojekt: „Wir haben in 26 Jahren 18.000 fertige Lehrlinge aus der überbetrieblichen Ausbildung entwickelt und das ist uns sehr wichtig, denn wir brauchen diese Fachkräfte in der Wirtschaft.“
Näher auf die ÜBA ging Christian Farthofer, Direktor Stellvertreter der AK NÖ und Vorstandsvorsitzender des BFI NÖ, ein. „In diese überbetrieblichen Ausbildungen kommen jene jungen Menschen, die am ersten Arbeitsmarkt keine Lehrstelle in ihrer Region oder in jenem Bereich, in dem sie sich ausbilden lassen wollen, gefunden haben“, erklärte er. Die Vermittlung in die ÜBA übernehme das AMS, dort starte man mit einer Berufsorientierungsphase und finde dann gemeinsam mit Experten die passende Ausbildung. „Hier gibt es zwei Möglichkeiten“, so Farthofer, „einerseits die Lehrgänge, wo vier Tage in Praxisbetrieben absolviert werden und ein Tag pro Woche als unterstützende Maßnahme zur Vorbereitung auf die Berufsschule im BFI.“ Dafür habe man 830 Plätze in Niederösterreich. Die andere Möglichkeit „sind die Lehrwerkstätten, wo wir rund 430 Plätze haben und wo die Jugendlichen die gesamte Ausbildung absolvieren.“ Diese verantworte das BFI und Auftrag sei dabei, die jungen Menschen auf die Bedürfnisse der modernen Arbeitswelt vorzubereiten. „Stichwort Künstliche Intelligenz, Digitalisierung, Industrie 4.0: das sind alles Herausforderungen, die unsere jungen Menschen meistern müssen.“ Dies gelinge erfolgreich, so Farthofer, denn „96 Prozent aller Lehrlinge aus unseren Lehrwerkstätten, die zur Lehrabschlussprüfung antreten, schaffen diese auch.“
Quelle: Land Niederösterreich