Wien: 50 Jahre Fonds für temporäres Wohnen in Wien
Foto: Sabine Klimpt
Mein Wien-Apartment feiert 50-jähriges Jubiläum.
Am 14. Dezember 1971 erfolgte Kraft eines Landtagsbeschlusses die Gründung des Fonds für temporäres Wohnen in Wien. Anlässlich dieses 50-jährigen Jubiläums wurde nun am 15.November mit einem Informationstag vor dem Bezirksamt des 22. Bezirks auf die Bedeutung des Angebots und die lange Tradition aufmerksam gemacht. Die Veranstaltung ist gleichzeitig der Auftakt zu einer Reihe von Aktionstagen in Wien.
Weltweit einzigartig: Garant für rasche und leistbare temporäre Wohnlösungen
Der Fonds für temporäres Wohnen in Wien (ehemals „Zuwandererfonds“), eine Institution der Stadt Wien und der österreichischen Sozialpartner, wurde 1971 mit dem Ziel gegründet, nach Wien kommenden Menschen schnell und unbürokratisch Unterkünfte zur Verfügung stellen zu können. Diese sollten in der Hochkonjunktur der 80er-Jahre die Wohnungsnot lindern, besonders für die von Wiener Firmen gesuchten ausländischen Mitarbeiter*innen. Erste Präsidentin war Wohlfahrtsstadträtin Maria Jakobi. Seit Anfang an waren die vier Sozialpartner im Vorstand des Fonds vertreten.
Heute ist der Fonds unter der Marke „Mein Wien-Apartment“ für alle Menschen, die sich in Umbruch- oder Übergangs-, sowie in prekären Situationen befinden, die erste Anlaufstelle für schnelle und unbürokratische Wohnlösungen. Kostenlos, rasch und leistbar.
„Die Geschichte des Wiener Wohnbaus ist unbestritten eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Der Fonds ist mit seiner Tätigkeit seit fünf Jahrzehnten ein wichtiger Baustein im sozialen Wohnbau und unterstützt zudem durch die Bereitstellung von Apartments für benötigte Arbeitnehmer*innen die Wiener Wirtschaft. Mit seinen rund 3.700 Apartments bietet der Fonds rasche Wohnlösungen zu leistbaren Konditionen. Es gibt weltweit keine andere Stadt, die über eine derartige Einrichtung verfügt,“ unterstreicht Präsident Finanzstadtrat Peter Hanke die Bedeutung des Fonds.
Ein neues Zuhause für 65.000 Menschen
Seit seiner Gründung hat der Fonds für temporäres Wohnen in Wien rund 65.000 Menschen ein neues Zuhause in einem Apartment seiner eigenen Häuser oder den Häusern seiner Tochterunternehmung, dem gemeinnützigen Bauträger Migra, gegeben. Dies entspricht der gesamten Einwohnerzahl von Villach oder Wels. Die Apartments in verschiedenen Bezirken Wiens sind komplett für maximal zwei Personen möbliert und durchschnittlich 25 m2 groß. Die monatlichen Gesamtkosten beinhalten Betriebskosten, Möblierung, Heizung, Warmwasser, Strom und Mehrwertsteuer und betragen ab 350 Euro pro Monat. Die Mindestwohndauer beträgt sieben Kalendermonate, die Höchstgrenze in Fonds eigenen Häusern beträgt fünf Jahre. Jedenfalls genug Zeit um einen Neustart ins Leben zu schaffen und alle formalen bürokratischen Wege für eine neue Wohnung zu erledigen. Denn viele Menschen wissen von heute auf morgen nicht wohin. Etwa nach einer Scheidung, einem Jobwechsel oder einer neuen Herausforderung im persönlichen Umfeld. Wie wichtig das Angebot von „Mein Wien-Apartment“ ist zeigt die 95%ige Auslastung und die Zufriedenheit der Bewohner*innen.
Verpflichtet erfolgreichen Weg weiterzugehen
Finanzstadtrat Peter Hanke, der als Präsident des Fonds über die Wichtigkeit des Angebots für Wien aus wirtschaftlicher Sicht Bescheid weiß, sieht in der Struktur einen entscheidenden Pfeiler für die Zukunft der Stadt: „Dank Mein Wien-Apartment wird deutlich, wie die Struktur in Zukunft aussehen soll. Gemeinsam mit den Sozialpartnern in einer Gesellschaftsform nach vorne zu gehen, um Menschen, die Hilfe brauchen, sozial zu helfen und die Möglichkeit zu schaffen, in Wien ausgewogen leben und arbeiten zu können. Das hört sich leicht an, ist aber in dieser Form wirklich einer langen Tradition und Nachhaltigkeit geschuldet. Wir sehen uns verpflichtet, diesen erfolgreichen Weg weiterzugehen.“ Mein Wien-Apartment-Geschäftsführer KommR Prof. Stefan Hawla hebt die Bedeutung der Zusammenarbeit hervor: „Bei uns im Vorstand sind die Sozialpartner vertreten. Das ist gelebtes Miteinander. Obwohl manchmal kritisch miteinander, halten sie, wenn es darauf ankommt, seit 50 Jahren zusammen. Kommen neue Herausforderungen, werden wir – wie in der Vergangenheit - gemeinsam die besten Lösungen erarbeiten, um auch diese zu meistern.“
Eine solche Herausforderung war und ist nach wie vor die seit dem Vorjahr vorliegende Corona-Pandemie, die für viele Menschen Unsicherheit oder sogar den Verlust des Arbeitsplatzes mit sich gebracht hat. Der Fonds hat auch hier rasch reagiert und all jenen Bewohner*innen, deren Nutzungsvertrag abgelaufen wären, völlig unbürokratisch eine Verlängerung angeboten. „Wer schnell hilft, hilft doppelt. Und wie wichtig unser rasches Reagieren war, zeigt die hohe Anzahl an Menschen, die ihre Verträge für Apartments verlängert haben“, so Mein Wien-Apartment-Geschäftsführerin Mag. Claudia Nekvasil-Kelnhofer. Subventionen seitens der Stadt Wien erhält der Fonds aber nicht. „Wir sind selbsterhaltend. Mit den Eingängen werden Renovierungen und Personalkosten gedeckt. Jeglicher Überschuss wird reinvestiert“, stellt Mag. Nekvasil-Kelnhofer klar.
Humanitäre Aktion gemeinsam mit Gruft
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums hat der Fonds sich auch eine besondere humanitäre Aktion einfallen lassen, die ganz dem Zweck des Fonds entspricht. Statt einer Feier wird fünf wohnungslosen Personen aus der Gruft ein Apartment für ein Jahr kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die Auswahl der Personen erfolgte in Zusammenarbeit mit der Gruft. Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Projekt ist, dass die Probanden frei von jeglichem Suchtverhalten und in psychisch stabiler Situation sind. Mit 1. Juni 2021 haben die ausgewählten Personen die Nutzungsverträge unterfertigt und die Apartments bezogen. „Wir hoffen, alle fünf Teilnehmer*innen – vom ehemaligen Rechtsanwalt bis zur Kellnerin – schaffen es rasch wieder zurück in ein „normales“ Leben. Dieser Neustart ins Leben wäre unser schönstes Geschenk zum Jubiläum!“, so Prof. Hawla und Mag. Nekvasil-Kelnhofer unisono über die humanitäre Aktion. „Das spiegelt die Haltung des Fonds wider. Der Mensch steht im Mittelpunkt.“
Zum Fonds für temporäres Wohnen in Wien:
Der Fonds für temporäres Wohnen in Wien wurde 1971 von der Stadt Wien und den Sozialpartnern (Kammer für Arbeiter und Angestellte in Wien; Österreichischer Gewerkschaftsbund; Vereinigung der Österreichischen Industrie, Landesgruppe Wien; Wirtschaftskammer Wien) gegründet. Die Aufgabe des Fonds ist es, schnell und unbürokratisch Menschen in prekären Wohnsituationen zu helfen. Als „Mein Wien-Apartment“ gestioniert der Fonds für temporäres Wohnen in Wien aktuell 1.600 Apartments in eigenen und 2.100 Apartments in mitverwalteten Wohnhäusern an insgesamt 28 Standorten. Der Fonds für temporäres Wohnen in Wien ist mit 60 Prozent Mehrheitseigentümer der MIGRA Gemeinnützige Wohnungsges.m.b.H., die als gemeinnütziger Bauträger qualitativ hochwertigen Wohnraum zu leistbaren Konditionen sowie Wohnheime in Wien errichtet, sowie mit 13,47% an der ARWAG Holding AG beteiligt. Die Zentrale und Beratungsstelle für Interessent*innen befindet sich in der Schlachthausgasse 29 (U3 Station Schlachthausgasse).
Quelle: Stadt Wien