Wien: 72. Österreichischer Städtetag: „Kultur muss Grenzen überwinden“

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Gregor Seberg, Robert Palfrader und Ina Regen bei der Podiumsdiskussion
Foto: Kategorie Kultur, Politik, Chronik
03 Jun 20:00 2023 von Redaktion Salzburg Print This Article

Freitag, 2. Juni wurde der 72. Österreichische Städtetag mit einer prominent besetzten Podiumsdiskussion zum Thema: „Kultur als Anstoß für die nachhaltige Entwicklung einer Region“ fortgeführt.

Dabei standen folgende Fragen im Mittelpunkt:

  • Welchen Beitrag leisten Kunst und Kultur generell für eine Stadt oder Region?
  • Was kann das Projekt „Kulturhauptstadt“ positiv bewirken?
  • Gibt es ein kulturelles Auseinanderdriften zwischen Stadt und Land?
  • Welche Auswirkungen hatte die Corona- Pandemie auf das Kulturverhalten, die Künstler*innen und auf die Kulturbranche?

Diesen Fragen widmen sich EU-Abgeordneter Hannes Heide, Schriftstellerin Edith Kneifl, Kabarettist und Schauspieler Robert Palfrader, Liedermacherin Ina Regen, Elisabeth Schweeger, künstlerische Geschäftsführerin der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl-Salzkammergut 2024 sowie Gregor Seberg, Schauspieler, Kabarettist und Autor.

Elisabeth Schweeger erklärte: „Wir wollen als Kulturhauptstadt 23 Gemeinden miteinander verbinden, die jede eigensinniger und eigenwilliger ist als die andere, das ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch das Schöne – dass man sich über die Vielfalt erkennt und über die Unterscheidung definiert. Wir wollen Impulse geben, was möglich ist und Orte zu schaffen, sich zu treffen, zu unterhalten, Visionen zu entwickeln und das analoge Erlebnis mitzudenken.“

Hannes Heide betonte: „Es gilt die demokratiepolitische und die europäische Dimension zu vermitteln, der ländlicher Raum wurde zum ersten Mal für eine Kulturhauptstadt ausgewählt. Kultur kann etwas bewegen, alles was gesellschaftlich relevant ist, soll in die Kulturhauptstadt einfließen. Kultur ist mehr als Klischee.“

Liedermacherin Ina Regen war wichtig zu sagen: „Als Künstlerin wird mein Ich-Gefühl zu einem gemeinsamen Wir-Gefühl. Die Frage ist, was ist Kultur, wer darf das mitbestimmen, wer darf sich darüber aufregen? Das Wir-Gefühl darf divers sein, muss Brücken zwischen Stadt und Land bauen und Grenzen überwinden.“

Robert Palfrader sagte, er sehe sich im Großteil seiner Tätigkeit als „Unterhaltungshandwerker“. Satire sei eine Art „gesellschaftliches Immunsystem“ und habe die Aufgabe „Dinge in die Öffentlichkeit zu bringen die unterrepräsentiert aber gesellschaftlich relevant sind.“

Gregor Seberg erzählte von seiner Arbeit als Theaterschauspieler: „Sich für ein Stück in eine neue Rolle einzuarbeiten, bietet den Zugang eine völlig neue Welt zu denken.“ Das Schöne dabei sei die absolute Freiheit in diesem Denken und die Möglichkeit dabei neue Perspektiven zu gewinnen. Das schaffe nur die Kultur, kein anderer Bereich. Er gab den Anstoß öffentliche Leerräume mit Kultur „zuzupflastern“. Denn „wenn Kulturkonsum einmal so normal wie Wurstkonsum wird, dann sind wir in einem glücklichen Land!“.

Schweeger betonte: „Kulturhauptstädte sind ein Signal, nicht nur an die Gesellschaft und die Bewohnerinnen, sondern auch an die Politik, sie können das Potential zeigen und Handlungsstrategien für Themen wie Fachkräfte, Berufsperspektiven, Wohnsituationen – hier muss etwas getan werden. Sonst werden wir die Region nicht mit neuen Ideen und Perspektiven aufladen können.“

Schriftstellerin Edith Kneifl bezeichnete Kultur als Antidepressivum. Die Krimiautorin meinte: „Die Klischees gehen mir ein bisschen auf den Keks. Ich suche etwas Neues, vielleicht versuche ich einen Kulturhauptstadtkrimi.“ Elisabeth Schweeger: „Da kann ich ihnen Material ohne Ende liefern!“

Städtebund-Weninger: „Städte sind mehr als die Summe aller Krisenstäbe“

Städtebund-Generalsekretär Thomas Weniger betonte in seiner Rede, dass eine funktionierende Stadt auch entsprechende finanzielle Mittel brauche, um all ihre Leistungen der Daseinsvorsorge, wie etwa Wasser, Abfall, Kindergärten, Schulen, Einrichtungen für Pflege und Gesundheit sowie Öffentlicher Verkehr nicht nur zu erbringen, sondern auch weiterzuentwickeln – für die Bürger*innen und auch für die Mitarbeiter*innen. Weninger weiter: „Die globalen Katastrophen brechen wie Wellen über uns herein und verlangen immer auch ein schnelles Handeln auf kommunaler Ebene. Daher müssen wir Städte mehr sein als die Summe aller Krisenstäbe – unsere Aufgabe besteht auch darin, Entwicklungsmöglichkeiten und neue Perspektiven zu erkennen und voranzutreiben. Denn trotz dieser hohen Aufgabenlast und der vielfältigen Herausforderungen wollen wir Kommunalen die Zukunft gestalten – für und mit unseren Bürgerinnen und Bürgern.

Weninger abschließend zum Hauptthema des Städtetages, der Kultur: „Kultur ist und zeigt, was Gesellschaft ausmacht und wohin sie sich bewegt, sie schafft ein Zugehörigkeitsgefühl und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt und zur Integration. Eine funktionierende Demokratie muss ihre Kultur und ihre Kulturen nicht nur fördern, sondern ganz gezielt nutzen und ihre fundamentale Bedeutung für den sozialen Zusammenhalt und die gesellschaftliche Verbundenheit anerkennen.“

73. Städtetag im Jahr 2024 in Wiener Neustadt

Städtebund-Präsident Bürgermeister Michael Ludwig und Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger bedankten sich bei Gastgeberin Bürgermeisterin Ines Schiller und ihrem Team für den hervorragend gelungenen 72. Städtetag in Bad Ischl. Im Anschluss erfolgte die Fahnenübergabe an die Stadt Wiener Neustadt, die den kommenden 73. Österreichischen Städtetag ausrichten wird.

Das Video zum Nachschauen, den Livestream der gesamten Veranstaltung und weitere Informationen finden Sie unter www.staedtetag.at

Laufend aktuelle Fotos (Copyright Städtebund/Markus Wache) zum Download unter: https://www.picdrop.de/markuswache/Staedtetag_2023

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Weitere Informationen: www.staedtebund.gv.at


Quelle: Stadt Wien



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