Innsbruck: 85 Jahre Novemberpogrom
Foto: R. Kubanda
Gedenkkonzert am 8. November im Ursulinensaal
Vor 85 Jahren fand der staatliche Antisemitismus, der mit dem Machtantritt der NationalsozialistInnen 1933 begonnen hatte, einen besonders brutalen Höhepunkt: In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden Synagogen und Bethäuser im gesamten Deutschen Reich in Brand gesetzt und zerstört. Jüdinnen und Juden wurden gedemütigt, misshandelt, getötet und in Konzentrationslager deportiert, Geschäfte und Wohnungen verwüstet und vernichtet. Auch in der Landeshauptstadt Innsbruck waren Jüdinnen und Juden Misshandlungen, Demütigungen, Diskriminierung, Entrechtung und Beraubungen seitens Parteistellen und Privatpersonen ausgesetzt. Vorläufiger Höhepunkt waren die grausamen Ereignisse rund um den 9. November 1938.
Der 85. Jahrestag ist Anlass für eine Gedenkveranstaltung am Mittwoch, 8. November, um 19.00 Uhr im Ursulinensaal (Innrain 7). Mit einem Konzert des Akademischen Symphonieorchesters Luhansk gedenkt die Stadt Innsbruck all jener Menschen, die im Zuge dieser gewalttätigen Ausschreitungen vertrieben, verschleppt oder ermordet wurden.
Einzigartiges Programm
Das Musikprogramm wurde von den beiden Dirigenten Wolfram Rosenberger und Lukas Beikircher zusammengestellt. Es berücksichtigt jüdische KomponistInnen wie Oscar Straus oder Ilse Weber genauso wie österreichische Komponisten wie Anton Webern oder Paul Hindemith, die unter der NS-Herrschaft massive berufliche Einschränkungen auferlegt bekamen und deren Werke als entartet galten.
Eingeladen für das Konzert wurde das „Akademische Symphonieorchester Luhansk“ – ein 13-köpfiges ukrainisches Streicherensemble – deren Mitglieder selbst zweimal fliehen mussten: 2014 nach Beginn der russischen Invasion von Luhansk nach Sjewerodonezk und nach Beginn des Krieges im Februar 2022 nach Lemberg. Chefdirigent des Orchesters ist Prof. Kurt Schmid, ständiger Gastdirigent Dr. Wolfram Rosenberger, Leiter der Musikschule Innsbruck.
Ausführende sind zudem Günter Lieder und Horst Schreiber (Lesung), Susanne Langbein (Gesang), Paraskevas Tsenikoglou (Klavier) und ein Querflötenquartett der Musikschule Innsbruck (Leitung: Cornelia Senoner). AS
Quelle: Stadt Innsbruck