Wien: 8. Wiener Landtag - Aktuelle Stunde
Aktuelle Stunde
Das Thema der Aktuellen Stunde hatte die ÖVP eingebracht. Diskutiert wurde zum Thema: "Probleme der Jugendwohlfahrt in Wien"
LAbg. Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS) sagte, die Kinder- und Jugendhilfe liege „allen“ am Herzen, aber „leider“ würden die Fälle in den Krisenzentren der Stadt immer „schwieriger“ und damit personalintensiver. Corona habe die Situation nicht einfacher gemacht, da die Gegebenheiten in den Familien sich durch die Pandemie oft verschlechtert hätten. Aber die Stadt würde Kindern, die in widrigen Umständen aufwüchsen, „einen Platz der Geborgenheit bieten“. Besonders in sozialpädagogischen Einrichtungen sei die Personalsituation sehr angespannt, weil die Pandemie für krankheitsbedingte Ausfälle sorge, aber die Personalsituation auch grundsätzlich „nicht optimal“ sei.
LAbg. Mag. Ursula Berner, MA (Grüne) sagte, das Land Wien sei verantwortlich für die Sicherheit und das Wohlergehen von Kindern in der Stadt, „doch leider gelingt das nicht immer“. Alle Prüfungen von Volksanwaltschaft und Stadtrechnungshof kämen zu ähnlichen Schlüssen: Es fehle an Supervision für die betreuenden Teams der Kinder- und Jugendwohlfahrt; es gebe eine permanente Überbelegung von mehr als 43 Prozent in den Krisenzentren; die Aufenthaltsdauer der Kinder und Jugendlichen gehe oft über die geplanten sechs Wochen hinaus. Um dies zu ändern forderte Berner, dass Ressourcen und Personal aufgestockt sowie neue Zentren eröffnet werden sollen – „das eine neu eröffnete ist zu wenig“. Berner appellierte: „Herr Wiederkehr, werden Sie zum Wohl unserer Kinder und Jugendlichen tätig.“
LAbg. Julia Klika, BEd (ÖVP) bemängelte, dass die Kinder- und Jugendhilfe der Stadt „in einigen mir persönlich bekannten Fällen nicht nachdrücklich genug gehandelt hat“. Der Bericht der Volksanwaltschaft zeige, dass es „echte strukturelle Defizite“ bei der Kinder- und Jugendhilfe gebe. So fehle es an mobilen Angeboten, auch die Überbelegung in den Zentren sei problematisch. Engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Kinder- und Jugendhilfe zu finden, „ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Arbeit in den Zentren und auch darüber hinaus in der gesamten Stadt“, bemerkte Klika.
LAbg. Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ) lobte die Sachlichkeit der heutigen Debatte und sagte, dass 37 Prozent aller Kinder und Jugendlichen von Armut betroffen seien. Angesichts dieser hohen Zahl gelte es, nicht nur die akuten Krisen in den Familien zu bewältigen, sondern noch wichtiger sei die Bekämpfung der Ursachen für die Probleme. Viele Einrichtungen der Stadt, die heute „hier beklagt“ worden seien, gebe es „so woanders gar nicht“, so Florianschütz. Kinder aus der Familie zu nehmen und in andere Einrichtungen zu geben, „ist eine der härtesten Entscheidung, die man treffen kann“. Die Mitarbeiter*innen der MA 11 müssten täglich solche Entscheidungen treffen. „Das Wohl der Kinder ist die höchste Priorität, die wir haben“, schloss Florianschütz.
(Forts.) nic
Quelle: Stadt Wien