Wien: AKH Wien - Individuelle Beratung fördert die Gesundheitskompetenz bei Herz-Kreislauferkrankungen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ihre Folgen zählen zu den häufigsten Todesursachen der westlichen Welt. Diese können sich akut zeigen, beispielsweise durch einen Herzinfarkt, Herzstillstand oder einen Schlaganfall. Durch moderne Behandlungsmethoden können diese lebensbedrohlichen, plötzlich eintretenden Ereignisse immer häufiger abgemildert werden. PatientInnen fehlt jedoch in der wichtigen ersten Phase nach einem solchen akuten Ereignis oftmals die Krankheitswahrnehmung. Im Universitätsklinikum AKH Wien zeigt das Projekt „Kardiologisches Beratungsgespräch – Pflege für PatientInnen und Angehörige“, wie ein individuelles Beratungs- und Informationsangebot zu einer Steigerung der Gesundheitskompetenz der PatientInnen und zum Therapieerfolg beitragen kann. Während ihres stationären Aufenthaltes wird den PatientInnen der Klinischen Abteilung für Kardiologie ein Einzelgespräch von PflegeexpertInnen angeboten, heißt es aus dem AKH anlässlich des Weltgesundheitstages.
Nach einem plötzlich auftretenden lebensbedrohlichen Ereignis wie einem Herzinfarkt, Herzstillstand oder einem Schlaganfall befinden sich PatientInnen oftmals in einem Schockzustand. Überforderung, Unsicherheit und Angst, dass sich das Ereignis wiederholen könnte, sind zu beobachten. Aber auch eine fehlende Krankheitseinsicht hemmt bei manchen PatientInnen die weitere Therapie, für deren Erfolg es oftmals zusätzlich zu regelmäßigen kardiologischen Kontrolluntersuchungen und Rehabilitation auch eine Änderung des Lebensstils braucht. Gerade bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist ein gesundheitsförderndes Verhalten wie regelmäßige körperliche Aktivität, gesunde Ernährung und der Verzicht auf Nikotin und Alkohol unmittelbar nach einem akuten Ereignis für den weiteren Therapieerfolg wichtig.
Gezielte Informationen helfen Betroffenen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen dabei, die Auswirkungen ihrer Erkrankung im Alltag zu bewältigen und die eigene Gesundheitskompetenz zu stärken. Um für stationäre PatientInnen der Klinischen Abteilung für Kardiologie und ihre Angehörigen ein entsprechendes Angebot zu schaffen, startete auf Initiative von PflegeexpertInnen 2018 das Projekt „Kardiologisches Beratungsgespräch – Pflege für PatientInnen und Angehörige“ im AKH Wien. Über 220 PatientInnen und ihre Angehörigen haben das Beratungsangebot bereits in Anspruch genommen.
PflegeexpertInnen informieren und beraten PatientInnen im Einzelgespräch
Bisher werden vorrangig Gruppensettings, in denen verschiedene Berufsgruppen über Herz-Kreislauf-Erkrankungen informieren, als Angebot für PatientInnen gesetzt. Im AKH Wien entschied man sich für einen neuen Weg: Während ihres stationären Aufenthaltes wird den PatientInnen der Klinischen Abteilung für Kardiologie und ihren Angehörigen ein Einzelgespräch von PflegeexpertInnen angeboten.
„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen das Beratungsangebot besonders gut annehmen, wenn es in einem Einzelsetting und von PflegeexpertInnen gesetzt wird“, so Pflegeexpertin Hong Qin, die das Projekt von Beginn an begleitet und selbst kardiologische Beratungsgespräche im AKH Wien führt. „Den eigenen Lebensstil kritisch zu beleuchten, ist bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen besonders wichtig. Wir gehen auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten ein und besprechen mit ihnen, was sie selbst im Alltag zum Therapieerfolg beitragen können und welche weiteren Schritte nach der Entlassung wichtig sind.“
Die PatientInnen erhalten beim kardiologischen Beratungsgespräch umfassende Informationen über Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rehabilitation und begleitende Informationsmaterialien von den PflegeexpertInnen. Das Einzelgespräch bietet für die PatientInnen auch einen Rahmen, in dem sie ihre individuellen Fragen stellen und Unsicherheiten thematisieren können.
„Der Gesprächsrahmen ist breit und reicht vom Informieren über Rehabilitation bis hin zur Stressbewältigung. Einen lebensbedrohlichen Vorfall zu erleben, braucht Zeit zum Verarbeiten. Das sprechen wir auch an und bieten hier den Patientinnen und Patienten ein geschütztes Setting, in dem sie über das Erlebte sprechen können“, so Qin.
Wenn sich im Gespräch zeigt, dass die PatientInnen psychologische Unterstützung beim Bewältigen brauchen, zeigen die PflegeexpertInnen weiterführende Unterstützungsmöglichkeiten von PsychologInnen auf. Auf Wunsch können auch die Angehörigen am Gespräch teilnehmen.
Vom Projekt zum dauerhaften Beratungsangebot
Das Projekt „Kardiologisches Beratungsgespräch – Pflege für PatientInnen und Angehörige“ wurde im Zeitraum von Ende April 2019 bis September 2020 evaluiert. Insgesamt 182 stationäre PatientInnen der Universitätsklinik für Innere Medizin II mit einem Durchschnittsalter von rund 60 Jahren wurden in diesem Zeitraum beraten. 90 Prozent der PatientInnen waren sehr zufrieden mit dem Beratungsgespräch, das in den meisten Fällen zwischen 30 und 60 Minuten gedauert hat. Die Bandbreite der besprochenen Themen ist groß und reicht von der Einnahme der Medikamente und der Funktion des Herzens bis hin zu gesundheitsförderndem Verhalten und dem Erarbeiten einer Strategie in einer Notfallsituation. Inzwischen ist das Projekt als fixes Angebot im AKH Wien etabliert. Über 220 PatientInnen wurden bereits beraten.
Quelle: Stadt Wien