Salzburg: ARGE ALP-Regierungschefs tagten in der Schweiz
Foto: © Gian Ehrenzeller
Nachhaltige Energie und Wolfsmanagement im Fokus
(LK) In Bad Ragaz im Kanton St. Gallen fand bis heute die 54. Konferenz der Regierungschefs der zehn ARGE ALP-Länder statt. Dabei wurde beschlossen, nachhaltige Energieformen – und dabei explizit Wasserstoff - zur Sicherstellung der Versorgung im Alpenraum zu fördern. Einmal mehr wurde auch bestätigt, dass das Wolfsmanagement eine grenzüberschreitende Herausforderung bleiben wird.
Die Regierungschefs aus Salzburg, Bayern, Tirol, Vorarlberg, Trentino, Südtirol, Lombardei, St. Gallen, Tessin und Graubünden haben sich bei ihrem Zusammentreffen darauf verständigt, im Rahmen der ARGE ALP grenzüberschreitende Partnerschaften im Bereich Wasserstoff zu fördern sowie dessen Anwendung durch die Realisierung von Leuchtturmprojekten und Anschubfinanzierungen zu unterstützen
Haslauer: „Saubere Energieversorgung für Alpenraum.“
„Der Vorsitz St.Gallen hat die Zeichen der Zeit bestens erkannt und für sein Vorsitzjahr den Fokus auf nachhaltige Energie gesetzt. Da dem Einsatz der Elektromobilität auf Grund der spezifischen Herausforderungen der Topographie des Alpenraums natürliche Grenzen gesetzt sind, soll in der ARGE ALP auch der Einsatz von regional produziertem Wasserstoff als Energieträger vorangetrieben werden“, so Haslauer.
Bericht über Wolfspopulation
Den Regierungschefs wurde bei ihrem Zusammentreffen auch ein aktueller Bericht zur Präsenz von Wölfen und der Auswirkungen auf die Almwirtschaft zu Kenntnis gebracht. „Wir haben bei unserer letzten Tagung in Innsbruck beschlossen, dass uns jährlich ein Überblick darüber gegeben wird, wie sich die Gesamtsituation im Alpenraum entwickelt. Mit diesem Blick über die Landesgrenzen hinaus können wir zielgerichteter und effektiver Maßnahmen planen und umsetzen“, informiert Landeshauptmann Wilfried Haslauer.
Zahl der Wolfsrudel steigt stark
Laut Bericht wurden 2022 im Gebiet der ARGE ALP 61 Wolfsrudel und neun Paare nachgewiesen, womit die Zahl der Rudel innerhalb eines Jahres im Vergleich zu 2021 um 60 Prozent gestiegen ist. „Der Nachweis von Wolfsrudeln und Paaren beschränkt sich derzeit noch auf die Regionen südlich des Alpenhauptkamms. Angesichts der geographischen Nähe und der Distanzen, die Wölfe zurücklegen können, ist aber bereits jetzt klar, dass das Wolfsmanagement ein Thema ist, das in Salzburg immer präsenter sein wird. Wir brauchen hier Lösungen wie von der Salzburger Landesregierung gefordert, zum Beispiel die Senkung des Schutzstatus und ein Wolfsmanagement, das auch die Entnahme ermöglicht“, so Haslauer.
Rund 30.000 Tiere in Europa
Laut Hubert Stock, Wolfsbeauftragter des Landes Salzburg, gehen Experten von rund 30.000 Wölfen in Europa aus, „der russische Teil ist da noch gar nicht mitgerechnet. Ich bezweifle, dass man hier noch von einer gefährdeten Art sprechen kann“, so Stock.
Der Wolf kommt uns teuer zu stehen
Die Auswirkungen der Präsenz von Wölfen auf die ländliche Wirtschaft ist mittlerweile beträchtlich. „Uns wurde berichtet, dass sich die Entschädigungssummen für Nutztierrisse innerhalb des ARGE ALP-Gebiets zwischen 2019 und 2022 von rund 200.000 auf 1,14 Millionen Euro beinahe versechsfacht haben. Das bestätigt uns in Salzburg auch darin, dass wir mit unserem Appell in Richtung EU in Brüssel goldrichtig liegen, um die heimische Almwirtschaft schützen zu können“, so Haslauer.
Salzburger Forderungskatalog an EU
Bereits im September hat sich Salzburg mit einem Forderungskatalog an die EU-Kommission gewandt. Aus Salzburger Sicht ist eine nachhaltige Landwirtschaft, eine nachhaltige Jagd, nachhaltiger Naturschutz und nachhaltiger Tourismus weder ökonomisch, soziokulturell, noch ökologisch mit der Wiederkehr des Wolfes ohne einen gesetzlichen Rahmen, der ein notwendiges Management zulässt, in Einklang zu bringen. Hier die Forderungen Salzburgs an die EU-Kommission im Überblick:
- Zusätzliche und angemessene Mittel für Herdenschutzmaßnahmen, soweit diese möglich, zumutbar und verhältnismäßig sind.
- Gesamteuropäisches Monitoring sowie eine gesamteuropäische Beurteilung des Wolfsbestandes und darauf aufbauend eine wildökologische Raumplanung für den Wolf.
- Neubewertung des Schutzstatus des Wolfes in der FFH-Richtlinie. Durch die Schutzstatusänderung von Kategorie IV auf Kategorie V wäre gewährleistet, dass der Wolf weiterhin eine besonders geschützte Tierart bleibt, aber in besonders sensiblen Bereichen wie den heimischen Alm- und Weidegebieten auch jagdlich bewirtschaftet werden kann.
- Anerkennung, dass die Almwirtschaft ein europäisches Kulturgut ist und ihre Träger eines besonderen Schutzes und Förderung bedürfen.
- Anerkennen, dass die einzigartige Biodiversität auf bewirtschafteten Almflächen, die doppelt so hoch ist als in Waldbereichen der gleichen Region, nur durch die nachhaltige extensive Bewirtschaftung dieser Flächen gewährleistet werden kann.
- Möglichkeit, den Wolf in jenen Regionen, in denen extensive Landwirtschaft traditionell eine existenzielle Rolle spielt und Herdenschutzmaßnahmen nicht zumutbar oder unverhältnismäßig sind, jagdlich zu bewirtschaften.
Daten und Fakten zum Wolf in Salzburg
- Seit 2015 gab es im Bundesland Salzburg rund 200 tote Nutztiere, rund 30 verletzte Tiere und 84 vermisste.
- Seit 2018 wurden in Salzburg rund 70.000 Euro an Entschädigungen für vom Wolf gerissene Tiere ausbezahlt.
- Seit 2018 wurden Herdenschutzmaßnahmen vom Land Salzburg mit rund 750.000 Euro gefördert, investiert wurde rund eine Million Euro.
- Derzeit dürften sich im Bundesland zwei bis drei Wölfe aufhalten, die Dunkelziffer ist nicht bekannt.
- Anfang Juli 2023 wurde auf Basis einer Verordnung des Landes eine Wölfin im Gebiet Hochkönig erlegt, die zuvor rund 30 Nutztiere gerissen hatte.
- Die Salzburger Landesfläche beträgt rund 715.000 Hektar, davon sind rund 172.000 Hektar bewirtschaftete Almflächen. 1.800 Almen gibt es in Salzburg. Auf die Alm werden jedes Jahr rund 67.000 Rinder sowie 23.000 Ziegen und Schafe gebracht. Der Durchschnittliche Ziegen- und Schafbestand pro Alm beträgt 70 Tiere. Die Zahl der Almen mit mehr als 700 Schafen und Ziegen: lediglich sechs.
Weitere Informationen
Problemwölfe: Land Salzburg richtet flammenden Appell an die EU-Kommission (22. September 2023)
Quelle: Land Salzburg