Niederösterreich: Abschluss der „Zukunftsdiskussionen“ zur neuen Landesstrategie im Stift Melk
LH Mikl-Leitner: „Ein Zeichen, dass wir gemeinsam an der Zukunft arbeiten“
Der Flughafen Wien-Schwechat, der Festivalstandort Grafenegg, das IST Austria in Klosterneuburg, die Kasematten in Wiener Neustadt und am gestrigen Mittwochabend das Stift Melk: Diese ganz besonderen Orte des Bundeslandes waren die Austragungsorte der fünf „Zukunftsdiskussionen“ im Rahmen des Prozesses zur neuen Landesstrategie Niederösterreich 2030. Mit internationalen Expertinnen und Experten wie dem ehemaligen deutschen Vizekanzler Sigmar Gabriel, die ehemalige EU-Kommissarin Viviane Reding oder die erste Rennstall-Leiterin in der Formel 1, Monisha Kaltenborn, wurde dabei über die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft diskutiert. Zur abschließenden Zukunftsdiskussion in Melk konnte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner gestern die Direktorin des Jüdischen Museums in Wien, Danielle Spera, sowie den Autor und Juristen Ferdinand von Schirach begrüßen.
Vor rund einem Jahr habe man den Startschuss für die neue Landesstrategie unter dem Motto „Mein Land denkt an morgen“ gestartet, erläuterte die Landeshauptfrau eingangs: „Ein Prozess, der einzigartig ist in Österreich, und der so gestaltet ist, wie wir das in Niederösterreich für wichtig und richtig erachten: auf Basis wissenschaftlicher Fakten, mit Einbindung der Bevölkerung sowie nationaler und internationaler Expertinnen und Experten und parteiübergreifend im Miteinander aller in der Landesregierung vertretenen Parteien. Es ist dies ein Zeichen, das wir gemeinsam an der Zukunft arbeiten.“
„Wir alle stehen unter dem Eindruck der schrecklichen Ereignisse in der Ukraine. Der Krieg ist zurück in Europa“, hielt Mikl-Leitner fest. Gleichzeitig verspüre man auch eine „Welle der Hilfsbereitschaft“, und darum wolle sie heute auch „allen, die hier helfen, von den Einsatzorganisationen bis hin zur Zivilbevölkerung, ein großes Danke sagen“. Die Landeshauptfrau: „Wir alle spüren es:Heute ist nichts mehr so wie es einmal war. Die Herausforderungen werden nicht weniger, sie werden mehr.“ Dabei gebe es kurzfristige Herausforderungen zu bewältigen, wie die Hilfe für die flüchtenden Menschen: „Daher haben wir in Niederösterreich die Plattform ,Niederösterreich hilft‘ ins Leben gerufen, damit alle Hilfsangebote auch rasch ankommen.“ Darüber hinaus gebe es aber auch mittelfristige Herausforderungen, wie etwa die Auswirkungen des Krieges auf Beschäftigung, Wirtschaft, Inflation und Energie, und auch langfristige Herausforderungen: „Und dafür brauchen wir eine klare Strategie, eine klare Landesstrategie 2030“.
Im Prozess zur neuen Landesstrategie bearbeite man drei Zukunftsfelder, so die Landeshauptfrau weiters: „Christoph Badelt bearbeitet den wissenschaftlichen Teil, Peter Filzmaier den Bereich der Bürgerbeteiligung und Steffi Burkhart das Zukunftsfeld der opinion leader.“ In diesem Bereich sei man durch die fünf Zukunftsdiskussionen mit spannenden Persönlichkeiten ins Gespräch gekommen, stellte sie fest. Im Bereich der Bürgerbeteiligung werde es nun von Mai bis Juli fünf Regionalveranstaltungen geben, um die Ergebnisse der von Peter Filzmaier durchgeführten Bürgerbefragung mit Verantwortungsträgern aus den Regionen zu diskutieren. Der Abschluss ist für den 9. Oktober geplant, an diesem Tag soll ein großer „Zukunftsreport“ im Rahmen einer Veranstaltung im Festspielhaus St. Pölten präsentiert werden.
Im Anschluss an das Statement der Landeshauptfrau führten die Moderatoren Nina Kraft und Gustav Dressler durch die Diskussion mit den beiden Gästen.
Der aus Deutschland angereiste Autor Ferdinand von Schirach erläuterte zunächst seinen Bezug zum Stift Melk, das er bereits als 17-jähriger besucht hatte. In der Diskussion mit den Moderatoren ging es vor allem um das Verhältnis von Recht und Moral bzw. Recht und Gerechtigkeit. Unter Bezugnahme auf den Krieg in der Ukraine betonte er: „Was wir gerade erleben, jetzt im Moment, ist etwas, was es nur zu Anfang der EU gegeben hat. Wir werden angegriffen, wir stehen plötzlich zusammen und halten unsere Werte hoch.“
„Mir war wichtig, die große österreichische jüdische Geschichte zu erzählen, und auch das, was Jüdinnen und Juden für unser Land getan haben“, sagte Danielle Spera zu ihrer Arbeit als Direktorin des Jüdischen Museums in Wien. Vor allem auch mit jungen Menschen erlebe sie immer wieder „viele spannende Diskussionen“, betonte sie, „wie unglaublich engagiert die jungen Menschen sind“. Die ehemalige ORF-Journalistin hob auch den Wert der Bildung hervor: „Das Wichtigste ist, was wir unseren Kindern mitgeben. Nur so können wir langfristig etwas bewegen.“
Ergänzend zu den beiden Gästen vor Ort in Melk wurden an diesem Abend auch Videostatements von internationalen „opinion leadern“ eingespielt: zum einen von der Innovationsexpertin Eva Kirchberger, zum anderen von Angus Robertson, schottischer Minister und ehemaliger Korrespondent der BBC in Wien.
Quelle: Land Niederösterreich