Alternativen statt Verbote: Der erfolgreichere Weg zum Rauchstopp
Foto: Victoria Posch
Weltnichtrauchertag: Nikotin Institut Wien sieht Angebot an Ersatzprodukten und Betreuung als wirkungsvolle Hilfen für aufhörwillige RaucherInnen
Wien (OTS) - Als eine der Maßnahmen rund um den heutigen Weltnichtrauchertag arbeitet das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz an den Details zur Tabak-und Nikotinstrategie 2021-2027. Diese Strategie wurde unter Einbeziehung von Stellungnahmen der eingeladenen Mitglieder des Beirates, darunter das Nikotin Institut Wien, ausgearbeitet. Im Fokus stehen dabei die Evaluierung der aktuellen und die Erstellung der künftig erforderlichen Maßnahmen zur Reduktion des Zigarettenkonsums in Österreich.
Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman, wissenschaftlicher Leiter des Nikotin Instituts, sieht die nur wenig differenzierten Verbote mit dem Ziel, die Zahl der RaucherInnen zu reduzieren, alleine als nur begrenzt zielführend: „Nicht jede/r RaucherIn kann oder will ihren/seinen Nikotinkonsum reduzieren. Man muss den Menschen vielmehr Anreize und Alternativen bieten.“
Äußerst wirkungsvoll ist hier etwa das Zusammenspiel zwischen der Preisgestaltung von Zigaretten und dem Angebot an alternativen Nikotinprodukten, wie E-Zigaretten, Tabakerhitzer und tabakfreie Nikotinbeutel. Dreht man nämlich gleichzeitig die Preisschraube bei Zigaretten hinauf und erhöht die Verfügbarkeit der Alternativen, schafft man damit den nötigen Anreiz zum Umstieg weg vom „klassischen“ Tabakprodukt hin zu jenen Angeboten, die eine deutliche Risikoreduktion darstellen.
Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman: „Bekanntlich agieren RaucherInnen sehr preissensibel, weshalb ein solcher Wechsel aus finanziellen Motiven ganz automatisch auch gesundheitliche Vorteile mit sich bringt. Keinesfalls dürfen die Ersatzprodukte daher teurer sein als die Zigaretten!“
Selbstverständlich müssen die angebotenen alternativen Nikotinzuliefersysteme unter Einhaltung hoher Standards produziert und laufend überwacht werden. Auch sollten die geltenden Werbeverbote für Tabakprodukte keinesfalls die Verfügbarkeit von Informationen und die Aufklärung der KonsumentInnen über Ersatzprodukte hemmen.
Schließlich darf nicht auf eine umfassende Betreuung der RaucherInnen bei ihrem Um- und Ausstieg vergessen werden. Individuelle Pläne und persönliche Beratung von Fachleuten wie den ExpertInnen vom Nikotin Institut Wien stellen eine wesentliche Unterstützung bei der erfolgreichen Entwöhnung von Zigaretten dar.
Ein Blick nach Skandinavien und Japan zeigt, dass es Wege zur Rauchentwöhnung oder -reduktion gibt, die funktionieren und somit wesentlich erfolgreicher sind als jene, die die EU eingeschlagen hat. Schweden, Norwegen und Finnland sind führend in der Verwendung oraler Nikotinersatzprodukte und RaucherInnen in Japan etwa greifen verstärkt zu Tabakerhitzern.
Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman: „Zahlen, Daten und Fakten sind die Basis für unsere wissenschaftliche Arbeit und fachliche Expertise. Ein instrumentalisiertes Erfassen und laufendes Monitoring des Konsums von nikotinhaltigen Produkten durch alle österreichischen RaucherInnen sowie gut verwertbare Ergebnisse mit transparenten Daten gäben uns das Material für eine zielgruppenorientierte und evidenzbasierte Ausarbeitung etwa von gezielten und zielgruppenorientierten Maßnahmen.“
Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman ist Arzt und Experte für Programme zur Rauchentwöhnung. Als wissenschaftlicher Leiter des Nikotin Institutes Wien organisiert und führt er unter anderem in Zusammenarbeit mit den österreichischen Sozialversicherungsträgern seit mehr als 20 Jahren Rauchentwöhnungsprogramme durch.
Das Nikotin Institut Wien wurde 1998 gegründet und bietet Hilfestellungen für RaucherInnen, die die Abstinenz vom Zigarettenkonsum erreichen bzw. ihren Konsum langfristig reduzieren wollen. Im Zentrum steht dabei die Reduktion von tabakassoziierten Erkrankungen. Im Rahmen dieser Zielsetzung kommen dem Institut Aufgaben wie Diagnose, Therapie und Information der Öffentlichkeit und des Gesundheitssystems zu. Weltweit gibt es nur wenige vergleichbare Institutionen.
Quelle: OTS