Wien: Aorta erstmalig als Organ anerkannt
Wiener Gesundheitsverbund maßgebend an neuen Leitlinien für Aortenchirurgie beteiligt
Die Aorta ist die größte Schlagader des menschlichen Körpers und hat bei einem Erwachsenen eine Länge von 50-60 cm und einen Durchmesser von 2,5–3,5 cm. Sie ist nicht nur für den Transport von sauerstoffreichem Blut aus dem Herzen in den Rest des Körpers verantwortlich. Sie spielt auch eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks und der Blutflussgeschwindigkeit. Darüber hinaus ist sie an der Produktion bestimmter Hormone beteiligt. „Die Aorta ist mehr als nur ein Rohr für den Blutfluss. Sie ist ein komplexes Organ mit eigenen funktionellen Eigenschaften und spielt eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit ", sagt Martin Grabenwöger, Vorstand der Abteilung für Herz-und Gefäßchirurgie an der Klinik Floridsdorf.
Expertise aus Klinik Floridsdorf spielt große Rolle
Die Aorta galt bisher als Blutgefäß. Künftig wird sie neben Herz, Lunge und Gehirn als eigenes Organ anerkannt. Unter der Co-Leitung von Martin Grabenwöger aus der Klinik Floridsdorf und Martin Czerny, ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikums Freiburg, wurde von der Europäischen Gesellschaft für Herz-Thorax-Chirurgie (EACTS) und der Society of Thoracic Surgeons (STS) 2023 eine Task Force gegründet. Rund um diese Arbeitsgruppe wurden neue Leitlinien für Aortenchirurgie veröffentlicht. Als wichtiges Hilfsmittel unterstützen sie Ärzt*innen bei der Entscheidungsfindung in ihrer täglichen Praxis. „Diese neuen Leitlinien sind das Ergebnis umfangreicher Forschung und Zusammenarbeit weltweit zwischen Fachleuten auf dem Gebiet der Aortenchirurgie. Auch viele klinische Erfahrungen und gelebte Standards aus der Klinik Floridsdorf sind darin eingeflossen“, erklärt Martin Grabenwöger.
Neue Leitlinien sorgen für verbesserte Versorgung von Erkrankungen der Aorta
Der neue Status der Aorta als eigenständiges Organ wurde von der Europäischen Gesellschaft für Herz-Thorax-Chirurgie (EACTS) und der US-amerikanischen Society of Thoracic Surgeons (STS) festgelegt. Wichtig ist diese Einstufung sowohl für Ärzt*innen als auch Patient*innen. Bisher wurden Erkrankungen der Aorta entweder in der Herzchirurgie oder in der Gefäßchirurgie behandelt. Nun lautet die klare Empfehlung: Aortenrisse sollen zukünftig durch spezialisierte Zentren sowie fachübergreifende Aortenteams versorgt werden. „Wir sind sicher, dass die neuen Leitlinien dazu beitragen, die Patient*innen-Versorgung und die Ergebnisse der Aortenchirurgie national und international weiter zu verbessern", ist Martin Grabenwöger zuversichtlich. Außerdem eröffnet die Anerkennung der Aorta als eigenständiges Organ neue Wege für die Erforschung von kardiovaskulären Erkrankungen.
Aortenerkrankungen haben sich zu einem Fachgebiet mit erheblicher gesundheits-ökonomischer Relevanz entwickelt. Das letzte Jahrzehnt ermöglichte einen Sprung nach vorn im Verständnis der Ursachen dieser Erkrankungen. Obwohl erhebliche Fortschritte bei der Vorsorge, Diagnose und Behandlung erzielt wurden, handelt es sich etwa bei der akuten Aortendissektion nach wie vor um ein komplexes Herz-Kreislauf-Problem mit einer hohen Sterblichkeitsrate.
Quelle: Stadt Wien