Innsbruck: Ausgezeichnete Literatur
Foto: IKM/A. Dullnigg
Zwei AutorInnen erhalten Hilde-Zach-Stipendien 2020
Minu Ghedina und Thomas Wisser heißen die PreisträgerInnen der Hilde Zach-Literaturstipendien 2020. Mit dem Hauptstipendium in Höhe von 7.000 Euro wird heuer Thomas Wisser ausgezeichnet. Minu Ghedina nahm das Förderstipendium in Höhe von 3.000 Euro entgegen.
Vizebürgermeisterin Mag.a Uschi Schwarzl gratulierte: „Ich freue mich, dass wir mit Minu Ghedina und Thomas Wisser heuer zwei Literaturschaffende ehren können, die sich durch ihre große Sprachkunst und ihre außergewöhnliche Beobachtungsgabe auszeichnen. Dank der Hilde Zach-Literaturstipendien ist es uns erfreulicherweise möglich, sie ein Stück auf ihrem literarischen Weg zu begleiten und zu fördern.“
Zum Juryentscheid
Die Jury hob bei beiden Werken die Stärke hervor, eindrucksvoll zu beobachten und minutiös zu beschreiben. Die Jurymitglieder Brigitte Schwens-Harrant (Literaturkritikerin und -vermittlerin), Johann Holzner (Germanist) und Martin Sailer (Publizist u. Germanist, Hörspielregisseur ORF Tirol), begründeten ihre Entscheidung wie folgt (Auszug): „Im Mittelpunkt der beiden Kurzgeschichten von Thomas Wisser, Fährten und Losungen und Neunzehn Uhr Dreißig, stehen Eigenbrötler, von der Mitwelt enttäuschte Menschen, die gewöhnlich in der so genannten besseren Gesellschaft nicht zu Wort kommen […] Zwei außergewöhnlich-konzise Lehrstücke, die eindrucksvoll demonstrieren, was Figurensprache in der Literatur zu leisten […] imstande ist.
[Im] Roman Feindschaft von Minu Ghedina wird die Geschichte eines Mädchens erzählt, das mit der Großmutter aufwächst und aus anschaulich dargestellten, einsichtigen Gründen sich mehr und mehr von den Eltern, vor allem vom Vater distanziert. In minutiös festgehaltenen Beobachtungen zeigt sich, was das Mädchen mitmacht, was es sieht und fühlt und träumt und was ihm alles widerfährt. In der im Ganzen ungemein-dichten Beschreibung der Erzählerin, die unmittelbar hinter der Protagonistin steht, wird indessen nicht nur aufgedeckt, was direkt ausgesprochen ist, sondern vieles darüber hinaus noch auch zwischen den Zeilen sichtbar; nicht zuletzt, dass das Mädchen trotz aller Narben, die ihm zugefügt werden, sich nicht unterkriegen lässt: Lisa ist eine Antigone unserer Zeit.“
Zu den PreisträgerInnen
Thomas Wisser, geboren 1978 in Hall i. T. 1997-98 in Paris, Université Paris Nanterre. Ab 1998 Studium der Philosophie und Linguistik in Innsbruck. Ab 2000 in Wien. Ab 2002 Text- und Musikproduktion, Publikationen als Mr. Wisdom & Slime. 2007 Gründung des Kollektivs AO& mit Philipp Furtenbach und Philipp Riccabona. Zahlreiche Projekte im In- und Ausland, www.aound.net 2016 Veröffentlichung des Buchs „At New Moon Tomorrow“ (Verlag Camera Austria, mit dem Fotografen und Künstler Markus Krottendorfer). Ab 2016 Prosatexte (Ausgedinge. Der Trabant. Akronymer Alkoholiker. Aus Dem Satz. Neunzehn Uhr Dreißig). 2017 Produktion und Veröffentlichung der Stücke "Touché Um Wahr Zu Sein" und „Herzliches Highlight“ (Duzzdownsan, digital). 2018 Walserherbst Chroniken: Schreiber und Chronist des Walserherbst Festivals https://walserherbstchronist.wordpress.com 2020 als Artist in Residency bei Capacete, Rio de Janeiro. Arbeitet in den Feldern Literatur, Musik, bildende Kunst und Performance.
Minu Ghedina, geboren 1959 in Klagenfurt, aufgewachsen in Innsbruck. Studium Germanistik und Schauspiel in Innsbruck. 1982-1999 Arbeit an Theatern und beim Film, Aufenthalte in Essen, Berlin, Hamburg, Nordrhein-Westfalen. 1990-95 Studium der Bildhauerei an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, Meisterklasse Hrdlicka. Seit 2008 in Innsbruck. 1980 Innsbrucker Dramatikerpreis. 1988 Berlinförderung des Theaterstückes „Essiggurken“. Veröffentlichung von Lyrik bei Literaturzeitschriften. 2016 zweiter Platz beim Literaturwettbewerb Frontiere-Grenzen. 2018 Anthologie der Tiroler Autoren. Mehr zur Autorin unter www.ghedina.eu AS
Quelle: Stadt Innsbruck