Salzburg: Barrierefreiheit im Tourismus
EU-Projekt GATE fördert inklusive Freizeitangebote in Salzburg
(LK) Inklusiver Tourismus spricht vor allem die wachsende Zahl an älteren Menschen an. Barrierefreie Zugänge zu Gondeln ermöglichen Spaziergänge in Höhenlagen. Davon profitieren Wintersportgebiete, weil die Anlagen das ganze Jahr benutzt werden können. „Damit barrierefreier Tourismus wirtschaftlich erfolgreich sein kann, ist es wichtig, ein Bündel von Maßnahmen zu schnüren. Mit der Salzburg Research Forschungsgesellschaft als Projektpartner wurde mit dem Projekt GATE eine wichtige Lücke geschlossen“, erklärt Landeshauptmann Wilfried Haslauer.
Wesentlich für inklusiven Tourismus sind die weichen Faktoren wie etwa die Schulung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Es macht für betroffene Personen einen großen Unterschied, wenn das Liftpersonal zum Beispiel beim Einstieg in eine Gondel das Tempo vorausschauend verlangsamt oder Durchgänge freihält. Mit einem sensibilisierten Blick können Regionen bereits viel erreichen und Tourismusbetriebe damit Wettbewerbsvorteile erzielen“, so Landeshauptmann Wilfried Haslauer.
Stammgast bleiben, auch im Alter
Ein Beispiel: Hans Huber aus Wien fährt seit 20 Jahren in den Pongau auf Urlaub, immer in dasselbe Hotel. Seit ein paar Jahren ist die Mobilität des rüstigen 68ers allerdings eingeschränkt. Die Stufen seines Lieblingshotels wurden zum Hindernis, Lift gibt es keinen. Nun hält er nach einem neuen Urlaubsort Ausschau. Um Leuten wie Hans Huber barrierefreie Urlaubstage zu ermöglichen, hat Salzburg Research unter dem Überbegriff des „Inklusiven Tourismus“ Leitlinien entwickelt, die weit über Barrierefreiheit hinausgehen.
Naturerlebnisse ohne Hürden
Das mit EU-Geldern aus dem Interreg-Programm Italien-Österreich finanzierte Projekt GATE (Granting Accessible Tourism for Everyone) zielt auf die Erweiterung des touristischen Angebots im Alpenraum ab und fokussiert sich im Speziellen auf barrierefreie Naturerlebnisse. In grenzüberschreitenden Teams erarbeiteten die Projektpartner Leitlinien und Standards für inklusiven Tourismus. Interreg-Programme sind EU-Programme, die die länderübergreifende Zusammenarbeit fördern.
Alle profitieren
Guntram Geser von Salzburg Research hat das Projekt betreut. Er sieht ein großes Potenzial für Salzburg: „Eine barrierefrei zugängliche Umgebung ist für zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung unentbehrlich, für 30 bis 40 Prozent hilfreich und für 100 Prozent komfortabel. Die Naturfreunde International haben hier bereits hervorragende Vorarbeit geleistet, auf die wir aufbauen konnten.“ Denn auch junge Menschen, die schlechter hören oder sehen, Personengruppen mit Sportverletzungen, Familien mit kleinen Kindern oder Ältere bevorzugen barrierefreie Angebote in der Natur.
Wanderwege für Sehbehinderte
Eines der Ziele von GATE war, touristische Lösungen aufzuzeigen und für weitere Regionen zu erproben. Denn neben barrierefreien Hotels braucht es attraktive Zusatzangebote und ein Zusammenspiel mehrerer Anbieter. Ein vorbildliches Beispiel ist der Wanderweg in Norditalien im Alpago-Gebiet, der speziell für blinde und stark sehbeeinträchtigte Menschen angelegt wurde. Mehrere Zugänge erlauben ein Erwandern in Etappen. Entsprechend ausgestattete Hotels und Unterkünfte in der Nähe des Weges sowie eine nützliche App für die Zielgruppe runden das Angebot ab.
Angebotserweiterung schafft Wettbewerbsvorteile
Dass Hans Huber dann doch noch seinen Urlaub im Pongau bucht, liegt an der Auswahl an barrierefreien Hotels und an den neu entwickelten Zusatzangeboten in der Region. Auch das Stammhotel von Herrn Huber hat einige Zimmer und die Sanitärräume barrierefrei gestaltet. Das Personal gibt Tipps zu Freizeitangeboten in der näheren Umgebung, und die Alpendorf Gondelbahn bringt ihn bequem auf den Geisterberg. Auf der Plattform „Kinderleicht wandern“ erhält Herr Huber Informationen zu Wanderwegen, die für ihn gut begehbar sind. So kann er auch noch in den kommenden 20 Jahren seinen Urlaub in Salzburg verbringen.
Quelle: Land Salzburg