Österreich: Bitte nicht schütteln - Handle with care!
Foto: Kinderarztpraxis Schumanngasse
Foto: Kinderarztpraxis Schumanngasse
Schütteltrauma bei Babys: Es gibt Warnsignale und Maßnahmen, wie dieser gefährlichen und oft tödlichen „Kurzschlusshandlung“ von Bezugspersonen vorgebeugt werden kann.
Wien (OTS) - Erst letztes Monat verstarb ein Baby in Wien an den Folgen eines Schütteltraumas. Die pädiatrische Intensivmedizinerin Prof. Dr. Monika Resch, Leiterin der Neugeborenenstation der Privatklinik Goldenes Kreuz, warnt davor, dass bereits leichtes Schütteln schlimm enden und zu Gehirnblutungen führen kann. Während man äußere Gewalteinwirkung wie Schläge oft an Hämatomen oder Wunden erkennt, sind die Anzeichen für ein Schütteltrauma weniger sichtbar, weil sie neurologischer Natur sind und sich im Gehirn abspielen. Gemeinsam mit der Klinischen Psychologin und Gesundheitspsychologin Mag. Anna Katharina Gur, die im Bereich Kinder- und Jugendpsychologie tätig ist, klärt Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde und Neonatologin Resch über gefährliche Anzeichen der Überforderung und Vermeidungsstrategien auf.
"Kurzschlusshandlung“ vorbeugen
Das Schütteln des Kindes muss nicht vorsätzliche Kindesmisshandlung sein, sondern entsteht in vielen Fällen durch Überforderung der Bezugspersonen. Deshalb plädiert Monika Resch für Aufklärung, Prävention und Verständnis: „Als früher selbst betroffene Mutter eines Schreikindes weiß ich, wie sehr ein ständig brüllendes Baby, das noch dazu kaum schläft, an die eigenen Grenzen bringen kann." Oft gehen der Überforderung eine langwierige Suche nach den Ursachen des Schreiens und nicht fruchtende medizinische sowie alternative Behandlungen voraus. Aber manche Kinder seien nun mal durch nichts zu beruhigen. Sind Ursachensuche und diverse Behandlungen erfolglos geblieben, fühlen sich Eltern oft allein gelassen. Spätestens dann ist es an der Zeit, sich Hilfe zu holen, rät Monika Resch.
„Impulsive Vorboten“ erkennen und handeln
„Das Wichtigste, um einer Überforderung entgegenzuwirken, ist die eigene Gefühlswelt und psychische Verfassung und/oder die der Bezugspersonen des Kindes zu kennen und wahrzunehmen“, sagt Mag. Anna Katharina Gur, Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin in der Kinderarztpraxis Schumanngasse in Wien.
- Die erste Regel bei akuter/überbordender Überforderung lautet, das Baby erst mal sicher in das Kinderbett zu legen und aus dem Raum zu gehen, bis man sich beruhigt hat.
- Es gibt meist "impulsive Vorboten": Wenn Bezugspersonen beginnen, häufig zu schreien/jemanden bzw. das Kind anzuschreien, mit Dingen zu werfen, zu weinen etc. gilt es, besonders aufmerksam zu sein. Dann sollte man sofort Alarm schlagen bzw. eine Gefahreneinschätzung bei sich selbst vornehmen.
- Sollte Gefahr bestehen, gilt es verantwortungsbewusst zu sein und Familie, Freundeskreis, Kinderärztin*arzt, Psycholog*in um Unterstützung zu bitten. Es muss geklärt werden, wie der Überforderung kurzfristig und auch auf längere Sicht entgegengewirkt werden kann.
- Kurzfristig ist es zunächst wichtig sicherzustellen, dass Grundbedürfnisse wie ausreichend Schlaf, gute und gesunde Ernährung sowie Ruhepausen erfüllt werden und Entlastung im Alltag zu schaffen. Familie und Freundeskreis können zwischendurch auf das Schreibaby aufpassen und den Eltern Zeit für Regeneration und Entspannung bieten.
- Langfristig gilt es, die eigenen Bedürfnisse mindestens genauso wichtig zu nehmen wie die der anderen und einen liebevollen Umgang mit sich selbst zu pflegen. Dazu gehört die individuelle Wahrnehmung, was einem selbst bzw. der überforderten Person wichtig ist und die Lebenssituation so anzupassen, dass dies erreicht werden kann.
- Sollte dies nicht alleine oder mithilfe der Familie und des Freundeskreises gelingen, können das Aufsuchen einer Schreiambulanz, eine Klinisch-Psychologische Beratung, eine Klinisch-Psychologische Behandlung oder eine Psychotherapie den Prozess unterstützen.
Privatklinik Goldenes Kreuz
Die Privatklinik Goldenes Kreuz, ein Betrieb der PremiQaMed Group, ist eine führende Privatklinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Brustgesundheit mit 102-jähriger Geschichte. Jährlich kommen hier fast 1600 Kinder zur Welt. Neben modernster Diagnostik haben sich Chirurgie und Innere Medizin als weitere Schwerpunkte etabliert.
PremiQaMed Group
Die PremiQaMed Group ist ein führender Betreiber privater Gesundheitsbetriebe in Österreich und eine 100-prozentige Tochter der UNIQA Österreich Versicherungen AG. Rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Unternehmensverbund tätig. Zur Unternehmensgruppe gehören die Privatklinik Döbling, das Ambulatorium Döbling und die Privatkliniken Confraternatität und Goldenes Kreuz in Wien, die Privatklinik Wehrle-Diakonissen in Salzburg sowie die Privatklinik Graz Ragnitz. Im Rahmen von Private-Public-Partnership (PPP)-Modellen mit der SVS betreibt die PremiQaMed Group auch das auf Rehabilitationsmedizin spezialisierte Klinikum Malcherhof Baden sowie das Gesundheitszentrum für Selbständige in Wien.
Eine Langversion der Presseaussendung mit den medizinischen Hintergründen und Langzeitfolgen sowie Fotos in Druckqualität zum Download finden Sie unter: www.premiqamed.at/de/presse
Quelle: OTS