Bregenz. Sinnliche Suche nach Systemen: Sommerausstellung „Walter Kölbl“ im Palais Thurn & Taxis

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Wettbewerbsmodell 2000, Walter Kölbl(© Gabriel Rüf)
Foto: © Gabriel Rüf
14 Jul 09:00 2018 von Redaktion Salzburg Print This Article

Die Sommerausstellung 2018 der Landeshauptstadt Bregenz widmet sich dem Bildhauer Walter Kölbl. In dieser Retrospektive werden Werke aus allen Schaffensperioden des Künstlers ge­zeigt. Es sind nahezu 60 Arbeiten zu sehen, die früheste aus dem Jahre 1972, die jüngste ist eine Stele von 2018, die vor dem Palais Thurn & Taxis aufgestellt ist. Die Werkschau beinhaltet auch ausgeführte und nicht ausgeführte Wettbewerbsmodelle, Arbeiten zur Gestaltung von Altarräumen in Vorarlberger Kirchen, öffentliche und freie Arbeiten.

„Die Skulpturen, Objekte und architektonischen Raumlösungen sind durch klare Formen und Farben geprägt. Gepaart mit einer ihm eigenen Exaktheit und äußersten Präzision erhalten seine Objekte und Architekturen eine ganz eigene Ausrichtung. Die Konsequenz der konstruktiv-konkreten Objekte ist augenfällig – es ist die ausgereifte Linienführung und Proportion, die hier besticht“, meint die Filmemacherin und Kulturjournalistin Rosa Maria Plattner.

Walter Kölbl besuchte die Hochschule für angewandte Kunst in Wien und studierte Bildhauerei bei Hans Knesl und Wander Bertoni. Mit dem Wotruba-Schüler Bertoni verbindet Kölbl bis heute eine besondere Beziehung, er ist ihm „ein väterlicher Freund“. Ein zweites Studium folgte im Bereich Metallgestaltung bei Carl Auböck. Abgeschlossen wurde seine Ausbildung mit einem einjährigen Stipendium am österreichischen Kulturinstitut in Rom.

Ab 1980 unterrichtete er als Universitätsassistent an der Technischen Universität Wien, Fakultät für Architektur, am Institut für plastisches Gestalten und Modellbau. Das ermöglichte ihm, wie er selbst sagt, „eine Verbindung zwischen meinem Interesse für Architektur und meiner Erfahrung als Bildhauer“. Ein Staatsstipendium und 1986 die Teilnahme am Modellversuch „Wissen­schaft­ler gründen Firmen“ des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung rundeten diese Zeit ab.

1987 erfolgte dann der entscheidende künstlerische Schritt. Walter Kölbl entschloss sich, als freier Bildhauer zu arbeiten und ist seit dieser Zeit in Wien in einem der berühmten Prater­ateliers und auch in Vorarlberg tätig. In die frühe Zeit fielen erste Einzelausstellungen im Palais Thurn & Taxis in Bregenz und Wien und in der Wiener Secession.

Der 2016 verstorbene Professor Reiner Zettl schrieb: „Walter Kölbls Arbeiten stellen einen Versuch dar, Materie und Konzept einander anzunähern. Ohne ihre Eigenart aufzugeben, gehen beide Elemente eine Verbindung ein, deren Besonderheit auf Entscheidungen des Künstlers beruhen. Er wählt ein gegebenes geometrisches System und antwortet ihm mit einem visuellen System, das den Aufbau seiner materiellen Struktur logisch vorführt.“ Und Walter Kölbl selbst ergänzt: „Der Ausgangspunkt meiner Arbeiten ist immer von einer sinnlichen Suche nach geeigneten Systemen bestimmt, nach planerischen Verfahren unter Beachtung der geeigneten Konstruktionsregeln.“

Walter Kölbl arbeitet nicht nur im offensichtlich bildhauerischen Mittel, also in drei Dimensionen. Es gibt auch wesentliche Arbeiten, die mehr bildhaft als bildhauerisch, also fast als Malerei er­scheinen. Dazu gehören verschiedenste „Wandplastiken“, „Materialbilder“ oder auch die For­mel-1-Reihe und die Bugatti-Veyron-Arbeiten. Für Walter Kölbl ist auch das Bildhauerei: „Im Gegensatz zur Malerei, die die Organisation einer Fläche problematisiert, sind meine wand­parallelen Arbeiten dreidimensional, das heißt, die Materialstärke ist wichtiger Bestandteil der Komposition und macht somit das Werk zur Skulptur.“

Die Ausstellung im Palais Thurn & Taxis wird von Walter Fink kuratiert. Ergänzt wird die Schau durch einen umfangreichen Katalog mit Abbildungen aller ausgestellten Arbeiten und Texten zu Kölbls Arbeit, mit Biografie und Bibliografie sowie einem Ausstellungsverzeichnis. Der Katalog hat 156 Seiten mit ca. 90 Farbabbildungen und kostet 18 Euro.

Die Ausstellung selbst ist vom 15. Juli bis 26. August geöffnet, und zwar von Dienstag bis Samstag, 14 bis 18 Uhr, und am Sonntag von 12 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 3 Euro (ermäßigt 2 Euro). Außerdem gibt es jeweils sonntags um 16.30 Uhr Führungen um 5 Euro mit Kurator Walter Fink und/oder Künstler Walter Kölbl. Eine kleine Ausstellung mit Werken von Walter Kölbl ist zeitgleich in der Hypo-Bank Bregenz zu sehen.


Quelle: Landeshauptstadt Bregenz



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