Vorarlberg: Breites Maßnahmenpaket mit Fokus auf Psychiatrieversorgung
Bregenz (VLK) – Das Land Vorarlberg bemüht sich intensiv, der angespannten Situation in der psychiatrischen Versorgung – insbesondere am Landeskrankenhaus Rankweil – zu begegnen, betont Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher: „Wir sind uns der Herausforderungen sehr bewusst. Es wurden und werden vielfältige Maßnahmen gesetzt, die aber großteils Zeit brauchen, um zu wirken. Teams vor Ort versorgen mit großem Einsatz die Patientinnen und Patienten in hoher Qualität und werden bei ihrer Arbeit bestmöglich unterstützt.“ 2021 und 2022 wurde ein eigener Basis-Ausbildungslehrgang in Schloss Hofen für Psychiatriepflege durchgeführt und trotz fehlender Auslastung voll finanziert, um allen Interessierten eine rasche Qualifizierung zu ermöglichen. Darüber hinaus sei mit der aus Bundes- und Landesmitteln finanzierten Pflege-Ausbildungsförderung ein wichtiger Schritt gesetzt worden, um dringend benötigtes Fachpersonal für die Pflegebetreuung zu gewinnen. Und auch das neue „Welcome Center für Pflege & Soziales“, das interessierten Menschen als neutrale Anlaufstelle für Fragen zur beruflichen (Neu-)Orientierung zur Verfügung steht, ist erfolgreich gestartet.
Um Mitarbeitende zu halten und attraktive Arbeitsplätze zu bieten, wurden bereits in den vergangenen Monaten wesentliche Schritte gesetzt, allem voran der Entschluss zum Neubau der Erwachsenenpsychiatrie. Die Bauarbeiten sind in vollem Gange, auf 11.000 m2 werden rund 60 Millionen Euro investiert. Mit der Modernisierung des Gebäudes entstehen attraktive Arbeitplätze und Raum für neue Behandlungskonzepte – und die Chance auf Entstigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Diese Maßnahme ist ein wichtiger Baustein im Rahmen des neu gestarteten Spitalscampus. Mit der gezielten Schwerpunktsetzung über alle Spitäler hinweg, mehr Kooperation und der Umsetzung eines Skill-Grade-Mixes, also der Einbindung unterschiedlicher Berufsgruppen je nach Aufgabenstellung, soll vor allem eine stabile Personalsituation erreicht werden. Heute oft notwendige Einsprungdienste und Überstunden sollen dadurch in allen Häusern wesentlich reduziert werden.
Neben den mittelfristig wirkenden Maßnahmen der Ausbildungs-, Struktur- und Infrastrukturanpassungen verweist Rüscher auf eine ganze Reihe von Maßnahmen, die am LKH Rankweil bereits kurzfristig umgesetzt bzw. eingeleitet sind:
- Ambulanzen wurden bereits durch Unterstützung von Sozialdienst/Psychologen ausgebaut
- Einsatz von Sicherheitsfachpersonal zum Schutz von Mitarbeitenden
- Kosten der Psychotherapieausbildung für Ärzte werden vom Träger übernommen
- Kollegiale Erstbetreuung für Mitarbeitenden
- Deeskalationsschulungen für Mitarbeitende und laufende Ausbildung von DeeskalationstrainerInnen
- Aktualisierung der Sicherheitssysteme/Ortungssysteme auf E2
- Erarbeitung einer Weiterbildung in der Psychiatrie auch für Pflegefachassistenten und Pflegeassistenten
Neben diesen Maßnahmen auf den Stationen geht es auch um eine Verstärkung des Entlassungsmanagements mit Unterstützung aller Systempartner, so Landesrätin Rüscher. Für nach Hause entlassungsbereite Patientinnen und Patienten wurden die extramuralen psychosozialen Angebote bereits deutlich verstärkt:
- Auf Basis des Vorarlberger Psychiatriekonzepts 2015-2025 wurden die sozialpsychiatrischen Ambulanzen für Kinder und Jugendliche der pro mente Vorarlberg in Dornbirn und Nenzing auf- und ausgebaut und befinden sich seit 2019 im Vollbetrieb.
- Ebenso wurden die Leistungen von „ifs Psychotherapie Vorarlberg“ in den Jahren 2021 und 2022 erweitert. Für 2023 ist ein nächster Ausbauschritt geplant, der sowohl den Bereich für Erwachsene wie auch die Mittel für Psychotherapie für Kinder und Jugendliche betrifft.
- Um das Wartelistenmanagement zu optimieren, wurde 2020 die Clearingstelle „ifs Psychotherapie Vorarlberg“ installiert.
- Die WGs im sozialpsychiatrischen Bereich sind gut ausgelastet, trotz Wartezeiten sind aber Aufnahmen laufend möglich. In der Nachbetreuungswohngemeinschaft der Caritas stehen freie Betten zur Verfügung. Wie im LKH Rankweil sind auch im Übergangswohnen einzelne KlientInnen entlassungsbereit, es fehlt aber an passendem Wohnraum.
- In den letzten Jahren wurden in allen Bezirken niederschwellige Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige eingerichtet. Betrieben werden diese vom aks und pro mente. In diesen Sozialpsychiartrischen Diensten (SPDi) kann kostenlos und unkompliziert eine Beratung in Anspruch genommen werden. Bei Bedarf werden weitere Hilfen organisiert.
Einige entlassungsbereite PatientInnen warten aufgrund ihres hohen Pflegebedarfs auch auf eine Aufnahme in einem Pflegeheim. Die dortigen Wartelisten sorgen für einen Rückstau im LKH Rankweil.
Rüscher unterstreicht: „Die Aufgabenstellung vielfältig, viele wesentliche Schritte für kurz- und mittelfristige Verbesserungen sind gesetzt bzw. eingeleitet. Den größten Dank verdient aber jetzt das Team im Landeskrankenhaus Rankweil, das die derzeit sehr herausforderende Situation hervorragend und mit höchstem persönlichen Einsatz meistert!“
Quelle: Land Vorarlberg