Wien: Bürgermeister Dr. Michael Ludwig zum Tod von Hugo Portisch

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Wien

03 Apr 17:39 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

Stadt Wien sichert Journalisten-Doyen ein Ehrengrab

Mit Hugo Portisch ist am 1. April 2021 einer größten Journalisten verstorben, die jemals in Österreich tätig waren. Tief betroffen zeigt sich Wiens Bürgermeister Michael Ludwig in der Rathauskorrespondenz: „Wir trauern um den Doyen des österreichischen Journalismus, er war ein Vorbild für Generationen kritischer Journalisten. Keine und keiner erklärte so gut wie er komplizierte politische Zusammenhänge.“ Der Bürgermeister sichert zu: „Hugo Portisch bekommt ein Ehrengrab der Stadt Wien.“

Mit Hugo Portisch verliert der österreichische Journalismus einen großen Vordenker: „Er war mitverantwortlich für die Modernisierung des österreichischen Fernsehens“, sagt Stadtchef Ludwig: „Eines seiner Markenzeichen war sein unzerstörbares Europa-Bewusstsein.“ Wien, Österreich und der Journalismus werden „diesen großen Menschen, Medienerneuerer und leidenschaftlichen Citoyen niemals vergessen“.

Gedanken von Bürgermeister Ludwig zu Hugo Portisch

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig erinnert sich: „Hugo Portisch war Österreichs bedeutendster Journalist und Publizist. Sein Ableben ist ein enormer Verlust für Österreich, für Wien und für den heimischen Journalismus. Ich trauere um diesen unumstrittenen Doyen des österreichischen Journalismus. Dieser menschliche und fachliche Verlust schmerzt ungemein!

Wie kein Zweiter beherrschte Portisch die hohe Kunst, komplizierte politische und zeitgeschichtliche Zusammenhänge in einfachen Worten zu erklären und spannend zu vermitteln. Die expressive Gestik, mit der er als Chefkommentator des ORF seine Analysen akzentuierte, wurde zu seiner Marke.

‚Das Erklären halte ich für eine der wichtigsten Aufgaben des Journalisten‘, sagte Portisch in einem Interview. Und: ‚Das unterscheidet guten Journalismus von schlechtem, dass er um die Wahrheit bemüht ist. Diese große Aufgabe ist in Zeiten des Internets schwerer geworden‘, sagte Portisch. Daher sei die eiserne Regel ‚Check-Recheck-Doublecheck‘ nach wie vor eine Richtschnur.

Mit Anweisungen wie dieser festigte Portisch seinen Vorbild-Charakter für Generationen ihm nachfolgender kritischer Journalisten.

Doch nicht nur den Journalismus im engeren Sinn, auch das Zeitgeschichtebewusstsein der Nation revolutionierte Portisch. Hier spielten vor allem seine Fernsehserien ‚Österreich I‘ und ‚Österreich II‘ eine entscheidende Rolle. 2013 wurde auf ORF III die Neuauflage von ‚Österreich II‘, technisch und inhaltlich aktualisiert, ausgestrahlt. 2005 lieferte Portisch mit der vierteiligen Reihe ‚Die Zweite Republik - Eine unglaubliche Geschichte‘ ein anerkanntes Meisterstück öffentlich-rechtlicher TV-Kultur. Darüber hinaus wurden seine Reportagen aus fernen Ländern legendär – etwa in der Reihe ‚So sah ich…‘

Portisch war maßgeblicher Proponent des ‚Rundfunkvolksbegehrens‘, das in die Rundfunkreform unter Generalintendant Gerd Bacher mündete und die damals dringend notwendige Modernisierung des österreichischen Fernsehens herbeiführte.

Ein weiteres Markenzeichen Portischs war sein unzerstörbares Europa-Bewusstsein, das er in Büchern wie ‚Was jetzt‘ leidenschaftlich propagierte. In einem seiner letzten Interviews („ZeitGespräche“) sagte er: „Dass wir in die Union gegangen sind, hat Österreich einen großen wirtschaftlichen Aufschwung gebracht – einen dauernden. Ohne diese Mitgliedschaft ginge es uns sehr schlecht.“ Und: „Der Europäische Gedanke hat dazu gedient, die Bruderkriege in Europa zu beenden. Früher sind Millionen Menschen in diesen Kriegen in Europa umgekommen. Dieses gegenseitige Morden wurde durch das Friedensprojekt in Europa endgültig abgeschafft.“

So lautete Portischs Botschaft nach 75 Jahren 2. Republik: „Solidarisch sein, tolerant sein! Nicht nur schauen: Wo liegt mein Vorteil? Europa erfordert eine solidarische, gemeinschaftliche Lösung aller Probleme, die sich in Europa stellen.“

Freundinnen und Freunde von Hugo Portisch wissen, dass er nicht nur ein politischer Kopf, sondern auch ein humorvoller und empathischer Mensch war. Ebenso wie für das Große und Ganze interessierte er sich für die ‚kleine Welt‘. So war er nicht nur Österreichs größter Pilz-Sammler und –Kenner, sondern schrieb und sprach auch gerne stundenlang über die liebevolle und nachhaltige Landwirtschaft auf seinem Grundstück in der Toskana. Sein gemeinsam mit Traudi Portisch verfasstes Buch „Die Olive und wir“ wurde ein Bestseller.

Auch Portisch selbst musste große Verluste hinnehmen: So starb 2012 sein Sohn Edgar an den Folgen einer Tropenkrankheit. 2018 verlor er seine geliebte Ehefrau, die Autorin Gertraude Portisch.

2018 wurde Hugo Portisch Ehrenbürger von Wien. Er wird in einem Ehrengrab der Stadt Wien bestattet werden. Wir werden diesen großen Menschen, Medienerneuerer und leidenschaftlichen Citoyen niemals vergessen!“, sagt Wiens Bürgermeister Michael Ludwig.


Quelle: Stadt Wien



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