Kärnten: CARINTHIja 2020 - Zehneinhalb Kilometer lange Erinnerungsschleife bis zum Peršmanhof
LH Kaiser bei Gedenkwanderung entlang einer Kunstinstallation von Tanja Prušnik in Gemeinde Eisenkappel-Vellach – Geschichte lesbar, erfahrbar und begehbar gemacht
Klagenfurt (LPD). Das Jubiläumsjahr der Kärntner Volksabstimmung CARINTHIja 2020 setzt sich durch coronabedingte Verschiebungen auch heuer mit mehreren Veranstaltungen fort. Das Projekt „Erinnerungsschleife _ po poteh spominov 'Utopia gnp' 1920.2020“ erlebten die über 100 Teilnehmenden gestern, Sonntag, mit Kopf, Herz und vor allem auch den Füßen. Es wurde nämlich in der Gemeinde Eisenkappel-Vellach gewandert und zwar vom Wölflhof bis zum Peršmanhof, der Gedenkstätte und Museum zum Widerstand der Kärntner Sloweninnen und Slowenen gegen das NS-Regime ist. Bei der Wanderung mit dabei war auch Kulturreferent Landeshauptmann Peter Kaiser. Den gesamten zehneinhalb Kilometer langen Weg entlang ist als Kunstinstallation ein handbemaltes und beschriebenes Band aus Acryl-Folie gespannt. Umgesetzt wurde das Projekt von der Künstlerin Tanja Prušnik und ihrem Team.
Kulturreferent Landeshauptmann Peter Kaiser erlebte die Wanderung als „Symbiose aus Kunst und Geschichte“. Er hob den in Kärnten geleisteten Widerstand gegen die NS-Herrschaft und dessen Beitrag zur Befreiung Kärntens und Österreichs hervor. Die vergangenen 100 Jahre und die vielen Veranstaltungen des Jubiläumsjahres reflektierend, meinte er: „Wir müssen alles geben, um stets das Gemeinsame, das Verbindende unter dem gemeinsamen Dach Europa in den Mittelpunkt zu stellen.“ Der Landeshauptmann betonte außerdem, dass Kunst verbinde und dankte Initiatorin Tanja Prušnik, deren Familie und Team sowie allen mitwirkenden Vereinen und Personen: „Ihr habt auf über zehn Kilometer Geschichte lesbar, erfahrbar und begehbar gemacht.“
Prušnik zeigte sich am Ende der Wanderung emotional sehr bewegt. „Es ist schön, dass der Gedanke so aufgegangen ist. Es sind sehr viele Menschen gekommen, viele sind spontan auf die Installation eingegangen. Ihr performatives Mittun, das Weitertragen, Weitergeben war ganz wesentlich“, erklärte sie. Wichtig sei auch, dass die Installation als „Land Art“ in die Natur eingebunden sei. Prušnik dankte ihren Helferinnen und Helfern und auch den Familien an den Höfen, über die das Werk gespannt ist. Am Sonntag, 19. September, wird die Acryl-Folie laut der Künstlerin wieder eingerollt. Am 24. September werde die Installation dann im Rahmen der steirischen Landesausstellung im Pavelhaus in Bad Radkersburg zu sehen sein.
Eine Dokumentationspublikation der Historikerin Brigitte Entner soll die Geschichte sowie den Entwicklungs- und Ablaufprozess des Kunstprojektes behandeln. Für Entner machen die Textbausteine auf der Installation Vergangenheit begreifbar und bringen sie den Menschen näher. „Es ist schön, dass so viele den ganzen Tag auf den Spuren von Menschen gewandert sind, die einen wichtigen Beitrag zur Befreiung Österreichs geleistet haben“, meinte die Historikerin.
An der Wanderung nahmen auch die Bürgermeisterin von Eisenkappel-Vellach, Elisabeth Lobnik, Landtagsabgeordnete Ruth Feistritzer, Landtagsabgeordneter Stefan Sandrieser sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Slowenien teil. Begleitet wurde die Aktion von performativen Statements und Musik. Mit dabei waren Praprotnice, Lena Kolter&Alma Porti?, der Chor/zbor des KSŠŠK, das Kvintett der Brüder Smrtnik und Martin Sadovnik. Samo Schön, Schüler des Slowenischen Gymnasiums, rezitierte aus seiner vorwissenschaftlichen Arbeit. Tanja Prušnik wurde beim Projekt von Vili Ošina und dem Verein Zarja, SPD Valentin Polanšek, dem Verein Peršman, ZKP, den beteiligten Höfen und mehreren ortsansässigen Vereinen unterstützt. Am Peršmanhof, dem Zielort der Wanderung, wurden kurz vor Kriegsende elf Mitglieder der Familien Sadovnik und Kogoj, darunter auch Kinder, durch Angehörige des SS- und Polizeiregiments 13 erschossen.
Infos unter https://carinthija2020.ktn.gv.at
Quelle: Land Kärnten