Vorarlberg: Corona – LR Rüscher - : „Sommerwelle fordert Eigenverantwortung“
Gesundheitslandesrätin warnt davor, Infektion mit dem Virus auf die leichte Schulter zu nehmen: „Risikopatientinnen und -patienten müssen besonders vorsichtig sein“
Bregenz (VLK) – Anstelle von strengen Vorgaben setzt Vorarlberg beim Corona-Thema derzeit auf Umsicht und Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger. „Es kann sich jede und jeder selbst und andere schützen, wenn wir Infektionen möglichst vermeiden und die Erkrankung nicht auf die leichte Schulter nehmen“, stellt Martina Rüscher als zuständige Gesundheitslandesrätin klar. Mit Blick auf die bevorstehende Urlaubszeit verweist sie auf insgesamt fünf Maßnahmen, die erwiesenermaßen den Schutz vor dem Virus erhöhen: „Mit einem aufrechten (das sind drei Teilimpfungen) Impfschutz werden schwere Krankheitsverläufe stark vermindert. Kommt es zu einer weiteren Auffrischungsimpfung, erhöht sich der Immunschutz für einige Zeit noch zusätzlich. Bei einer COVID-19-Infektion können Medikamente einen Spitalsaufenthalt verhindern. Daneben bieten die bewährten Abstands- und Hygieneregeln mit Hände waschen, Abstand halten und Maske tragen guten Schutz“.
Im Zuge der jüngsten Welle seien bisher zwar nur wenige schwere Krankheitsverläufe zu verzeichnen, dennoch warnt die Gesundheitslandesrätin davor, die Situation falsch einzuschätzen. Denn für niemanden lasse sich im Vorhinein sagen, wie schwer und wie folgenreich eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus ausfallen wird, führt Rüscher mit Hinweis etwa auf das Long Covid Syndrom aus. Wenn alle auf einen entsprechenden Eigenschutz achten würden, sei das Infektionsgeschehen derzeit noch „gut handelbar“, erteilt die Landesrätin schärferen Maßnahmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine klare Absage.
Dritte Teilimpfung wird für abgeschlossene Grundimmunisierung dringend empfohlen
Unabhängig davon, ob eine Infektion mit dem Coronavirus durchgemacht wurde oder nicht, empfiehlt das Nationale Impfgremium (NIG) eine dritte Impfung gegen COVID-19. „Nur damit lässt sich die Grundimmunisierung wirksam vervollständigen“, verdeutlicht Rüscher. „Durch eine dritte Impfung erhöht sich die Schutzwirkung noch einmal deutlich“, ergänzt Ärztekammer-Präsident Burkhard Walla und erklärt: „Ein Impfstoff trainiert das Immunsystem! Mit jeder einzelnen Impfung verbessert man sein Immunsystem – ähnlich wie beim Kraft- oder Ausdauertraining“. Der dritte Stich wird vom Nationalen Impfgremium ausdrücklich auch für jene Personen empfohlen, die bereits eine Infektion mit dem Coronavirus hinter sich haben, da die Omikron-Varianten andere immunologische Eigenschaften besitzen als die vorherigen Virusvarianten. Eine Infektion mit einer früheren Variante kann daher keine Impfung in der Grundimmunisierung ersetzen.
Studiendaten belegen hohe Wirksamkeit
Aktuelle Studiendaten würden zeigen, dass eine Grundimmunisierung mit drei Stichen deutlich mehr Schutz bietet, als wenn eine Infektion überstanden wurde, stellt diesbezüglich Armin Fidler, Mitglied des Nationalen Impfgremiums, klar: „Während eine reine Infektion nur einen effektiven Schutz von 46,1 Prozent bietet, liegt die Effektivität von drei Impfungen bei 52,2 Prozent“. Einen noch besseren Schutz erhält man, wenn eine Infektion mit der Impfung kombiniert wird. „Haben Patientinnen bzw. Patienten eine Infektion überstanden und sich anschließend zweimal impfen lassen, liegt der effektive Schutz bei 55,1 Prozent. Durch die 3. Impfung erhöht sich dieser Wert auf 77,3 Prozent. Daher ist es sehr sinnvoll, sich den dritten Stich abzuholen, wenn man bereits zweimal geimpft wurde und eine Corona-Erkrankungen hinter sich hat“. Unabhängig, ob man nun nur geimpft, genesen oder eine Kombination aus beiden hat, alle Varianten zeigen, dass man einen höheren Schutz vor einer schweren Erkrankung hat.
Ausgang einer Infektion nicht absehbar
Davon, eine Infektion mit der Omikron-Variante zu provozieren, rät der COVID-Beauftragte der Ärztekammer, Robert Spiegel, eindringlich ab: „Eine absichtliche Infektion kann nie die Lösung sein. Man erhöht dadurch nur sein Risiko, schwer zu erkranken. Wer sich dieser Gefahr aussetzt, dem muss bewusst sein, dass er dadurch auch sein Risiko, an Long Covid zu erkranken, deutlich erhöht.“ Studiendaten zeigen, dass durch eine „Wildinfektion“ die Wahrscheinlichkeit, an Myokarditis (Herzmuskelentzündung) zu erkranken, 30 Mal höher ist. „Der Sinn der Impfung ist immer, den Schutz vor einem schweren Verlauf zu erhöhen. Je besser man immunisiert ist, desto besser ist man vor einer Ansteckung geschützt. Wenn man sich dennoch ansteckt, ist weiters der klinische Verlauf bei vollständiger Grundimmunisierung deutlich milder, da der Körper durch eine schnelle Immunantwort unterstützt wird“, führt Spiegel aus.
Für Personen über 65 Jahre sowie für Risikopatientinnen und -patienten wird bereits jetzt eine weitere Auffrischungsimpfung (4. Stich) empfohlen, wenn die Grundimmunisierung mehr als sechs Monate zurückliegt. Durch den erneuten Booster kann der Schutz um zehn weitere Wochen erhöht werden, das Risiko einer Hospitalisierung wird deutlich verringert. „Eine 4. Impfung jetzt im Sommer ist sinnvoll, um das Ansteckungsrisiko zu verringern. Man muss sich auch keine Sorgen machen, es wäre im Herbst eine weitere Impfung für das Immunsystem kein Problem. Jedoch sollten mindesten vier Monate Abstand zwischen zwei Impfungen liegen“, erklärt Landessanitätsdirektor, Wolfgang Grabher. In den Pflegeheimen werden im Juli Impftermine angeboten, um den Schutz der vulnerablen Gruppe zu erhöhen. Weitere Maßnahmen werden unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums umgesetzt.
Für die breite Bevölkerung sollen die Auffrischungsimpfungen dann im Herbst angeboten werden. Der aktuelle Plan sieht vor, dass es ab Mitte Oktober bzw. Anfang November ausreichend Impfmöglichkeiten gibt. Ob es dann einen neuen Impfstoff geben wird, ist noch nicht klar. „Die Datenlage ändert sich laufend aufgrund von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, daher ändern sich die Empfehlungen und Maßnahmen laufend. Der Virus entwickelt sich schnell, dennoch sorgen die bestehenden Impfstoffe für ausreichenden Schutz“, erklärt Armin Fidler. Hinsichtlich Auffrischungsimpfung und Grippeimpfung bestehe kein Grund zur Sorge. Beide Impfungen können in relativ kurzen Abständen zueinander durchgeführt werden.
Quelle: Land Vorarlberg