Kärnten: Coronavirus - Hilfe bei psychosozialen Auswirkungen auf Familien, Kinder und Jugendliche

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Foto: LPD Kärnten/fritzpress
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08 Feb 20:19 2021 von Redaktion International Print This Article

LH Kaiser, LHStv.in Prettner und Primarius Wladika verwiesen auf Unterstützungsangebote in Kärnten – Eindringlicher Appell, Probleme nicht zu verschweigen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen

Klagenfurt (LPD). Ängste, Depressionen, Aggressivität, Essstörungen, Zwangshandlungen, … Vor allem auch bei Kindern und Jugendlichen nehmen psychische Auffälligkeiten und Probleme durch die Corona-Pandemie zu. Wichtig ist es, dieses schwierige Thema zu enttabuisieren, aktiv hinzuschauen statt zu verschweigen und vor allem professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dieser eindringliche Appell kam heute, Montag, von Landeshauptmann Peter Kaiser, Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner und Primarius Wolfgang Wladika von der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters am Klinikum Klagenfurt. In einer Pressekonferenz verwiesen sie auf die verschiedenen Hilfs- und Beratungsangebote in Kärnten.

„Die Pandemie bringt Ängste zutage, schafft durch fehlende Tagesstrukturen oftmals Perspektivenlosigkeit, Hilflosigkeit, Kontrollverlust und Verzweiflung. Wir müssen alle darauf achten, dass speziell unsere Jüngsten nicht mit diesen Belastungen alleine sind“, betonte der Landeshauptmann. Er wiederholte daher seine Forderung an die Bundesregierung, beim Erstellen von Maßnahmen neben Statistikern, Virologen und Mathematikern vor allem auch Psychologen, Pädagogen und Soziologen einzubinden. „Die Maßnahmen sind darauf abzuwägen, was sie bringen und wie sie schaden“, meinte Kaiser. Und der Landeshauptmann machte deutlich: „Wenn immer es die Entwicklung zulässt: Kinder gehören in die Schule und in die elementarpädagogischen Einrichtungen.“

Der Landeshauptmann betonte, dass man bei psychosozialen Auswirkungen rasch helfen müsse, weil es sonst zu Langzeitfolgen kommen könne, die auch volkswirtschaftlich spürbar seien. Wesentlich wären in diesem Sinne auch niederschwellige Anlaufstellen im Bereich der Österreichischen Gesundheitskasse und österreichweit einheitliche Tarife bei Inanspruchnahme entsprechender Leistungen, forderte Kaiser von der Bundesregierung.

Gesundheitsreferentin Prettner sagte, dass in 56.252 Kärntner Haushalten 91.210 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren leben. Es zeige sich, dass sich der Zulauf zu Beratungsstellen, Kriseninterventionen und Therapieplätzen trotz der Corona-Krise in Grenzen halte: „Viele Menschen nehmen also die Hilfsangebote nicht an, obwohl sie sie brauchen würden.“ Prettner, die selbst Ärztin ist, betonte: „Wie bei einer organischen Erkrankung gilt auch bei einer psychischen Erkrankung: Je früher diese erkannt und behandelt wird, desto wahrscheinlicher und nachhaltiger ist der Erfolg.“ Ganz wichtig sei es daher, Probleme anzusprechen, sich an Vertrauenspersonen und vor allem auch an das Beratungsnetzwerk zu wenden.

Prettner hob die vielen ambulanten, stationären und auch mobilen Hilfsangebote in Kärnten hervor. Im Vorjahr seien beispielsweise kärntenweit die mobile Suchtberatung, der mobile Krisendienst und der Familienrat realisiert worden. Man habe die Frühen Hilfen erweitert und die Schulsozialarbeit ausgebaut. Neue Angebote schaffe man mit dem Kinderschutzzentrum Spittal sowie den KABEG-Ambulatorien inklusive der mobilen Betreuung durch ein multiprofessionelles Team in Klagenfurt und Villach.

Primarius Wladika sagte, dass auch in seiner Abteilung am Klinikum Klagenfurt eine Zunahme junger Patientinnen und Patienten zu verzeichnen sei: „Wir haben aber noch Platz für stationäre Aufenthalte.“ Wie Kaiser und Prettner hob auch der Mediziner die Wichtigkeit von Prävention hervor. „Man muss genau hinschauen und Probleme frühzeitig erfassen“, betonte er. Aus der Praxis berichtete er von Leistungsabfällen, Schlafstörungen, einer Tag-Nacht-Umkehr, Depressionen, Zwängen, Ängsten und Essstörungen bei betroffenen Kindern und Jugendlichen.

Sein Appell: Eltern sollten Probleme und Auffälligkeiten aktiv ansprechen. „Fragen Sie Ihre Kinder, wie es ihnen geht. Suchen Sie gemeinsam mit ihnen nach Lösungen und nehmen Sie die regionalen Unterstützungen an,“ so Wladika. Auch Lehrerinnen und Lehrer sollten Belastungen ansprechen und sie aktiv verarbeiten helfen. „Stellen Sie besonders in den ersten Schultagen nicht Leistung in den Vordergrund, sondern schauen Sie verstärkt auch auf das Befinden der Kinder.“ Probleme zu thematisieren, könne vielfach schon entlastend wirken. „Wir Erwachsenen sind verpflichtet, diese Dinge anzusprechen“, betonte Wladika.


Informationen und Kontakte unter: https://coronainfo.ktn.gv.at/Hilfe-Beratung


Quelle: Land Kärnten



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