Wien: Czernohorszky/Persy - Schlechte Haltungsbedingungen machen Tiere und Menschen krank
Wien fordert Überarbeitung des vorgelegten Tierschutzpaketes/Herkunft Österreich kein Garant für Qualität und Tierwohl
Wien. Die Pläne der Bundesregierung zur „Reform“ der Haltungsbedingungen für landwirtschaftlich genutzte Tiere sowie zur Herkunftskennzeichnung tierischer Produkte sind für den Wiener Tierschutzstadtrat Jürgen Czernohorszky und Tierschutzombudsfrau Eva Persy mehr als unverständlich: „Wer Schweine die nächsten Jahre weiterhin auf Vollspaltenböden in ihren eigenen Exkrementen halten lässt, kann nicht ernsthaft glauben, dass dies eine Auszeichnung für Qualität ist.“ Czernohorszky und Persy fordern eine Überarbeitung des Tierschutzpaketes unter Berücksichtigung von Tierwohl-, Umweltschutz- und Gesundheitsaspekten. „In Wien verfolgen wir diesen Ansatz mit dem Lebensmittelaktionsplan „Wien isst G.U.T.“ bereits“, so Czernohorszky. Der Preis für billige, nach den gesetzlichen Mindestbedingungen produzierte tierische Massenware „made in Austria“ ist hoch. „Dieses System produziert nur Verlierer“, sind sich Czernohorszky und Persy einig. „Dass die Bundesregierung nicht endlich die Notbremse zieht, sondern weiterhin auf längst veraltete Standards setzt, um die österreichischen Bäuerinnen und Bauern in die Zukunft zu führen, ist grob fahrlässig.“ Besonders der Etikettenschwindel rund um das „Verbot der Vollspaltenböden“ in der Schweinehaltung stößt in Wien auf Kritik. Der Wiener Landtag hatte die Bundesregierung bereits im Mai 2019 per Resolutionsantrag aufgefordert, diese Haltungsform zu verbieten und einen eingestreuten Liegebereich für die Tiere gesetzlich vorzuschreiben. Diese Chance wurde jetzt vertan. Verantwortung bei Landwirtschaftsministerin
„Gerade beim Schwein – der Österreicherinnen und Österreicher liebste Fleischsorte – besteht dringender Handlungsbedarf“, erläutert Tierschutzombudsfrau Persy. Wie tier- und umweltfeindlich die Vorgaben für das Gros des rot-weiß-roten Schweinefleischs sind, hat der Gütezeichen-Check von Tierschutzombudsstelle Wien und Greenpeace gezeigt.
Wie belastend dies auch für die Menschen werden kann, belegt ein weiterer Test der Umweltschutzorganisation: Rund ein Drittel des untersuchten Schweinefleischs war mit antibiotikaresistenten Bakterien belastet – eine Folge der krankmachenden Haltungsbedingungen. „Diese Ergebnisse zeigen, dass eine Herkunftskennzeichnung, wie Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger sie plant, nicht viel bringt“, so Eva Persy. Es brauche eine deutliche Anhebung der gesetzlichen Mindestvorgaben für die landwirtschaftliche Tierhaltung sowie eine Kennzeichnung nach Herkunft und Haltung.
Wien isst G.U.T.
In der Bundeshauptstadt hat man sich mit dem Wiener Lebensmittelaktionsplan „Wien isst G.U.T“ (Gesund und genussvoll – Umwelt- und klimafreundlich – Tierfair) bereits im Jänner 2020 zu einem zukunftsweisenden Umgang mit hochwertigen, gesunden und nachhaltig produzierten Lebensmitteln bekannt. „Das klare Ziel ist, dass ökologisch und tierfair erzeugte Lebensmittel zum Standard für alle Wienerinnen und Wiener werden“, erklärt Stadtrat Czernohorszky. „In einem in dieser Form einzigartigen Runden Tisch für mehr Tierwohl in der Lebensmittelproduktion haben wir gemeinsam mit (Land-)Wirtschaft, Zivilgesellschaft und der Wissenschaft konkrete Konzepte entwickelt, die laufend umgesetzt werden. Ich lade Landwirtschaftsministerin Köstinger und Tierschutzminister Johannes Rauch gerne ein, den Wiener Weg kennenzulernen und sich von den G.U.T.en Maßnahmen für die Verbesserung des Tierschutzpaketes inspirieren zu lassen.“
Quelle: Stadt Wien