Österreich: Das Baubarometer der INFO-TECHNO Baudatenbank
Foto: INFO-TECHNO Baudatenbank GmbH
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Die Entwicklung bleibt verhalten
Hohe Rohstoffpreise, stark gestiegene Energiekosten, Lieferengpässe und die neuen Regeln bei der Kreditvergabe setzen der österreichischen Bauwirtschaft zu. Die Baubranche kämpft an viele Fronten, die Stimmung ist stark angespannt, das belegt das aktuelle Baubarometer der INFO-TECHNO Baudatenbank, an der sich rund 630 Unternehmen aus dem Bauhaupt- und Baunebengewerbe, sowie Planer und Architekten aus dem ganzen Bundesgebiet beteiligt haben.
2023 wird schwierig
Österreichs Bauwirtschaft zeigt sich besorgt, die Prognosen der Wirtschaftsforscher lassen kaum Spielraum für Optimismus. Laut Wifo verzeichnete das Bauwesen 2022 ein reales Nullwachstum, für das Jahr 2023 prognostizieren die Experten ein kleines Plus von 0,3 %. Insbesondere im Wohnbau gab es im letzten Jahr massive Rückgänge (-2,1 %) und für dieses Jahr wird ein Minus von –1,1 % gegenüber dem Vorjahr erwartet. Das aktuelle Baubarometer spiegelt diese Ergebnisse und Prognosen wider.
Der Start ins Jahr 2022 war noch vielversprechend. Über 56 % der Befragten gingen davon aus, dass sich die Bauwirtschaft in den nächsten 12 Monaten positiv entwickeln würde, nur 17 % erwarteten Rückgänge. Dann die Trendwende zu Jahresmitte. Der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energiekrise, dazu die durch Corona bedingten, seit Frühjahr 2020 anhaltenden, Probleme ließen die Stimmung in den Keller rasseln. In Zahlen: 58,4 % der Unternehmen schätzten die Entwicklung der Bauwirtschaft in den nächsten 12 Monaten als rückläufig ein, nur noch 22,6 % als positiv. Das Stimmungsbarometer erreichte damit seit der ersten Erhebung der INFO-TECHNO Baudatenbank im Jahr 2015 einen Tiefststand.
Mit welchen Erwartungen geht die Bauwirtschaft nun in das Jahr 2023? Handelt es sich beim Einbruch Mitte letzten Jahres nur um eine Konjunkturdelle? Leider nein, denn die Aussagen der Befragten entsprechen den Prognosen der Wirtschaftsforscher. Auch 2023 wird schwierig.52,7 % der Unternehmen gehen von einer weiter rückläufigen Gesamtentwicklung der Bauwirtschaft in den nächsten 12 Monaten aus, nur knapp mehr als ein Viertel (26,5 %) zeigt sich optimistisch und rechnet mit einer Verbesserung, 20,8 % erwarten, dass sich im Vergleich zu 2022 wenig ändern wird – die Entwicklung also verhalten bleibt.
Angespannte Stimmung trotz guter Auftragslage
Viel Schatten wenig Sonne, denn die Zahl jener, die ihre persönliche aktuelle Geschäftslage besser als noch vor einem halben Jahr einschätzen, ist weiter gesunken. Nur 17,5 % bewerten sie als „besser“, einmal mehr ein absoluter Tiefststand im halbjährlichen Baubarometer seit 2015 - zu Jahresmitte 2022 waren es immerhin noch 21,5 %, weit entfernt vom Topwert von 48 % im Juli 2021.
Muss sich die Bauwirtschaft nach dem Boom der vergangenen Jahre nun auf eine Phase der Stagnation, oder gar des Abschwungs einstellen? Einiges weist darauf hin, denn 30,8 % beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage aktuell als „schlechter“ als noch vor sechs Monaten, knapp die Hälfte der Befragten spricht von einer „unveränderten“, dementsprechend weiter trüben Geschäftslage.
Ein Blick auf die Auftragslage für das Gesamtjahr 2023 macht aber Hoffnung und widerspricht den düsteren Prognosen der Wirtschaftsforscher. Über 50 % der Unternehmen bewerten ihre Auftragseingänge für das Jahr 2023 als „sehr gut“ (22,5 %) beziehungsweise „gut“ (37,2 %). Immerhin noch ein Viertel der Befragten gibt ein „Befriedigend“, 10,2 % beurteilt ihre Auftragslage als „genügend“ und nur 5,2 als „nicht genügend“. Das aktuelle Baubarometer zeigt damit im Vergleich zu den Ergebnissen zur Jahresmitte 2022 - noch nicht deutlich überzeugend, aber klar erkennbar - nach oben und entspricht in etwa jenem, das zu Jahresbeginn 2022 erstellt wurde.
Die klar negative Einschätzung der momentanen Geschäftslage und der Gesamtentwicklung der Bauwirtschaft im Jahr 2023 steht in deutlicher Divergenz zu den sehr guten, guten beziehungsweise befriedigenden Auftragseingängen, Ist es Zweckpessimismus? Oder befürchten die befragten Unternehmen einmal mehr Projektverschiebungen, Investitionsstopps, weiter steigende Preise? Aufschluss geben wird das nächste Baubarometer der INFO-TECHNO Baudatenbank, das zu Jahresmitte 2023 erstellt wird.
Quelle: OTS