Steiermark: Den steirischen Arbeitsmarkt für die Zukunft fit machen
Foto: Land Steiermark/Robert Binder
Foto: Land Steiermark/Robert Binder
Land Steiermark legt mit Sozialpartnern und AMS die steirische Arbeitsmarktstrategie vor
Graz (26. Jänner 2023).- Auch in der Steiermark ist die Arbeitswelt in den vergangenen drei Jahren von starken und dynamischen Veränderungen erfasst worden – angefangen mit der COVID-Pandemie und der historisch höchsten Arbeitslosigkeit bis hin zum Ukraine-Krieg, Inflation und branchenübergreifendem Arbeitskräftemangel. In diesem turbulenten Umfeld haben Sozial- und Wirtschaftsressort des Landes Steiermark gemeinsam mit Expertinnen und Experten der Sozialpartner und des Arbeitsmarktservice Steiermark die Arbeitsmarktpolitische Strategie Steiermark 2030 erarbeitet: Fachkräfte für die Zukunft sichern und Teilhabechancen am Arbeitsmarkt erhöhen sind dabei die beiden strategischen Hauptziele, die in 14 Unterkapiteln vertieft und ausformuliert werden.
Mit praktischem Leben erfüllt wird die Strategie durch ein parallel entwickeltes, erstes Maßnahmenpaket für das Jahr 2023, das auf diesen strategischen Grundsätzen aufbaut und das von Land und AMS mit insgesamt 46,7 Millionen Euro dotiert ist.
Beides – die Strategie und das Maßnahmenpaket – sollen den steirischen Arbeitsmarkt und die Menschen in der Steiermark fit für die Zukunft machen, betonten Soziallandesrätin Doris Kampus, Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl und AMS-Geschäftsführer Karl-Heinz Snobe bei der Präsentation am Donnerstag (26.01.2023) im Medienzentrum Steiermark.
Soziallandesrätin Doris Kampus: „Um für den Arbeitsmarkt der Zukunft gerüstet zu sein, braucht es neben kurz- und mittelfristigen Maßnahmen eine langfristige Strategie, damit die Steiermark als Arbeits- und Wirtschaftsstandort ihren europäischen Spitzenplatz halten kann. Wir müssen mehr in die Qualifizierung investieren, den Wiedereinstieg oder auch den Umstieg in andere Berufsfelder erleichtern und alle Potenziale, die in der steirischen Bevölkerung, insbesondere bei den Frauen, vorhanden sind, heben. Wir können es uns einfach nicht leisten, auf die persönlichen Stärken eines jeden einzelnen zu verzichten.“
Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl: „In ressortübergreifender Zusammenarbeit und gemeinsam mit den Sozialpartnern sowie dem AMS ist es uns gelungen, eine neue Arbeitsmarkt-Strategie für unser Bundesland zu erarbeiten, die den aktuellen Entwicklungen Rechnung trägt. Gemeinsam wollen wir das Potenzial der in der Steiermark lebenden Menschen, etwa durch Aus- und Weiterbildung, weiter heben, Rahmenbedingungen insbesondere für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Frauen verbessern, aber auch die gezielte Akquise internationaler Fachkräfte verstärken. Denn qualifizierte Arbeitskräfte sind die Grundlage für die erfolgreiche Absicherung und Weiterentwicklung unseres Standorts.“
AMS-Geschäftsführer Karl-Heinz Snobe: „Allein schon aufgrund des demografischen Wandels wird sich der Fachkräftemangel in der Steiermark in den nächsten Jahren weiter verschärfen - wir müssen daher alle verfügbaren Potenziale etwa von Frauen, älteren Beschäftigten und Menschen mit Migrationshintergrund heben und Menschen in stark nachgefragten Branchen wie Metall und Elektro, IT, Umwelt und Pflege erforderlichenfalls ausbilden. Daneben muss unser Augenmerk weiterhin auf alle jene Personengruppen gerichtet sein, die am Arbeitsmarkt mit Benachteiligungen konfrontiert sind.“
Folgende Schwerpunkte werden u. a. in der Arbeitsmarktpolitischen Strategie behandelt:
Frauenerwerbsquote steigern durch bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Reduzierung der Teilzeitquote, einfacheren Wiedereinstieg und Abbau von GeschlechterstereotypenArbeitskräftepotenzial von älteren Menschen durch altersgerechte Arbeitsbedingungen, lebenslanges Lernen, gezielte Förderung und besseres Generationenmanagement nutzenInklusion benachteiligter Zielgruppen durch mehr Bewusstsein in den Betrieben, niederschwellige Bildungs- und Ausbildungseinstiege sowie mehr Kooperationen durch Träger und Betriebe fördernBetriebliche Qualifizierung durch attraktive Lehrausbildung, sichtbare Karrierechancen und Bewusstseinsbildung u.a. für Green Jobs und MINT-Berufe fördernUnternehmen verstärkt als Partner für die Arbeitsmarktintegration durch mehr Sensibilisierung, Ausbau von Beschäftigungsprojekten sowie Betriebspraktika gewinnen
Im Rahmen des bewährten „Kooperativen Programms“ finanzieren Arbeitsmarktservice (AMS) und Land Steiermark im Jahr 2023 insgesamt 46,7 Millionen Euro für gemeinsame arbeitsmarktpolitische Projekte – davon entfallen 33,5 Millionen Euro auf das AMS, 13,2 Millionen auf das Land. Insgesamt sollen davon mehr als 11.000 Personen profitieren.
Die Qualifizierung arbeitsuchender Personen in enger Zusammenarbeit mit den steirischen Betrieben bleibt ein wesentlicher Schwerpunkt. Neben Arbeitsplatznahen Qualifizierungen (AQUA) werden Implacementstiftuungen für Frauen, Ältere, Pflege und Digitalisierung sowie die offenen Outplacementstiftungen „Regional“ und „Insolvenz“ fortgeführt. Mehr als 2100 Einstiege sind hier vorgesehen.Mit über 17 Millionen Euro entfällt mehr als ein Drittel des kooperativen Fördervolumens auf unterschiedliche Bildungsmaßnahmen. Fast 4400 TeilnehmerInnen sind eingeplant.Der Löwenanteil des gemeinsamen Fördervolumens fließt mit mehr als 24 Millionen Euro in den Bereich der Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekte (GBP) und Sozialökonomischen Betriebe (SÖB); rund 1500 Personen sollen daran teilnehmen.Mehr als 3000 Menschen sollen durch Beratungs- und Betreuungseinrichtungen (BBE) unterstützt werden.
Statements der Sozialpartner:
Josef Pesserl, Präsident Arbeiterkammer Steiermark: „Die Arbeitswelt ist im Umbruch, vor allem durch die zunehmende Digitalisierung. Viele Berufsfelder verlangen nach immer neuen Fähigkeiten - und diese Entwicklung wird sich künftig noch beschleunigen. Tiefgreifend sind freilich auch die demografischen Veränderungen, die sich auf den Arbeitsmarkt auswirken. Unternehmen müssen folglich in Zukunft vermehrt danach trachten, als Arbeitgeber attraktiv zu sein - etwa durch familienfreundliche Arbeitszeiten.“
Josef Herk, Präsident Wirtschaftskammer Steiermark: „Aus Sicht der Wirtschaft wird insbesondere dem Arbeits- und Fachkräftemangel durch geeignete arbeits-, bildungs- und sozialpolitische Maßnahmen zu begegnen sein. Erfreulich ist, dass mit der vorliegenden Arbeitsmarktstrategie Steiermark 2030 ein Schulterschluss des Landes Steiermark, der Sozialpartner und dem AMS gelungen ist, um die anstehenden Themen am Arbeitsmarkt systematisch zu bearbeiten.“
Horst Schachner, Vorsitzender Österreichischer Gewerkschaftsbund Steiermark: „In krisenhaften Zeiten ist es oft notwendig, kurzfristig auf den Arbeitsmarkt einzuwirken, wie es zum Beispiel durch die Corona-Kurzarbeit geschehen ist. Wir in der Steiermark verlieren dabei aber längerfristige Entwicklungen keinesfalls aus dem Blick, sondern haben im Zusammenwirken mit den Sozialpartnern, den Landesrätinnen und dem AMS eine Arbeitsmarktpolitische Strategie 2030 entwickelt.“
Stefan Stolitzka, Präsident Industriellenvereinigung Steiermark: „Ein umfassend gut funktionierender Arbeitsmarkt unterstützt eine Region nicht nur dabei, ihre Potenziale der wirtschaftlichen Entwicklung zu nutzen, er ermöglicht sie überhaupt. Die vorliegende arbeitsmarktpolitische Strategie betrachte ich daher als Anlauf, mit vereinten Kräften an der Sicherung von Wohlstand und Wachstum in der Steiermark zu arbeiten.“
Quelle: Land Steiermark