Innsbruck: Die „Hexensach“ des Sebastian Auracher
Foto: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, FB 7087
Im Sommer 1722, vor genau 300 Jahren, wurde im Landgericht Sonnenburg (Innsbruck) das letzte bisher bekannte Todesurteil wegen Hexerei in der Grafschaft Tirol vollzogen. Der Hingerichtete war ein junger Mann. Von Hansjörg Rabanser
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts steckte das Zeitalter der Aufklärung noch in seinen Anfängen und der Alltag sowie das Denken und Handeln der Menschen wurde mitunter von ‚befremdlichen‘ Anschauungen bestimmt. So war der Glaube an schädigende Zauberei und Hexerei nach wie vor präsent und das Delikt wurde anhand theologischer und juristischer Richtlinien der Zeit beurteilt und geahndet. Nicht anders verhielt es sich in der Grafschaft Tirol, wo in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts mehrfach nach „Hexenpersonen“ gefahndet wurde. Vermutlich im Frühjahr 1719 wurde im Land- und Stadtgericht Kufstein ein junger Mann von 17 oder 18 Jahren festgenommen.
Gegen Sebastian Auracher aus Kirchbichl lag der Verdacht der Zauberei vor, weshalb er
durch das Gerichtsgremium mehreren Verhören unterzogen wurde. Da die Quellenlage zum Prozess nicht sonderlich umfangreich ist, können das Verfahren und die
Geständnisse nur bruchstückhaft rekonstruiert werden. Trotzdem lässt sich aus den
Unterlagen ableiten, dass Auracher schwerwiegende Vergehen eingestanden hatte: Er
habe sich mit Leib und Seele dem Teufel verschrieben sowie Gott, Maria, die Heiligen und den Schutzengel verleugnet Anschließend sei er zu den Treffen der Hexengesellschaft (Hexensabbat) gegangen, habe Hostien geschändet sowie Kreuze und Heiligenbilder mit einer Geisel geschlagen und auf diese Weise entehrt. Vermutlich dürfte Auracher auch einen eher „unsittlichen“ Lebenswandel geführt haben, denn das Gericht holte bezüglich dessen Umgang mit Frauen in einer Badestube in Hötting sowie zu möglichen sexuellen Vergehen Informationen ein.
Außerdem denunzierte der Angeklagte einige weitere Personen als Komplizen. Unter diesen befand sich der gleichaltrige Anton Andreas Kolb aus Kufstein, der ebenfalls wegen Zauberei festgenommen und im Kräuterhaus, dem landesfürstlichen Gefängnis in Innsbruck, inhaftiert wurde.
Quelle: Stadt Innsbruck