Salzburg: Die Idee der Festspiele ist schon älter als 100 Jahre
Foto: Land Salzburg / Neumayr – Leopold
Neues Buch beleuchtet die Entstehungsgeschichte und Gründungsidee / Fünf Fragen an Herausgeber Robert Hoffmann
(LK) Am Anfang war Mozart: So beginnt das heute im feierlichen Rahmen präsentierte historische Werk „Festspiele in Salzburg“, herausgegeben von Univ.-Prof. Robert Hoffmann. Der Band gewährt vielfältige und spannende Einblicke in die Entstehung des weltweit berühmten Kulturfestivals. „Die Salzburger Festspiele sind ein wichtiger Teil unserer Identität, sie waren schon bei der Gründung ein Symbol des Friedens. Diese Dokumentation ist ein wissenschaftlicher Meilenstein“, so Landeshauptmann Wilfried Haslauer.
Der 659 Seiten umfassende Band 1 „Festspiele in Salzburg Quellen und Materialien zur Gründungsgeschichte“, dokumentiert den Gang der Ereignisse vom Dezember 1913 bis hin zur Premiere von Hugo von Hofmannsthals Jedermann auf dem Salzburger Domplatz 1920. Das Buch wurde am Freitag von den Salzburger Festspielen, dem Land Salzburg und der Dr. Wilfried-Haslauer-Bibliothek feierlich präsentiert.
Spannende Zeitreise
Die Korrespondenz zwischen Heinrich Gehmacher und Heinrich Damisch ist der Dreh- und Angelpunkt, zwei Mitglieder der Festspielhaus-Gemeinde geben hier Aufschluss über die Entstehungsgeschichte sowie zahlreiche weiter Dokumente aus in- und ausländischen Archiven und Bibliotheken. Eine ausführliche geschichtliche Einführung und ein detaillierter Kommentarteil ergänzen das Werk. Der zweite Band ist für das Jahr 2022 anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums von Max Reinhardt „Das Salzburger große Welttheater“ geplant.
Haslauer: Meilenstein zur Geschichts-Dokumentation
„Die Salzburger Festspiele sind als international herausragendes Festival eine Bereicherung für Stadt und Land Salzburg und wichtiger Teil der Geschichte und Identität des Landes. Mit der Aufarbeitung der Anfänge der Festspiele setzt Professor Hoffmann einen weiteren Meilenstein zur historischen und wissenschaftlichen Dokumentation“, betont Landeshauptmann Wilfried Haslauer.
Rabl-Stadler: Ein echtes Geschenk zum Jubiläum
Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler drückte bei der Präsentation ihre große Dankbarkeit im Namen der Salzburger Festspiele für die Publikation dieses Buches aus: „Ein echtes Geschenk zum Jubiläum. Univ.-Prof. Robert Hoffmann erschließt Quellen und Dokumente zur Gründungsgeschichte aus den entscheidenden Jahren 1913 bis 1920, die uns bisher nicht vorlagen. Diese Materialien zeigen auch sehr deutlich, wie groß der Anteil von Salzburger Bürgern an der Gründung der Festspiele war. Ein besonderer Dank gilt dafür auch der Dr. Wilfried-Haslauer Bibliothek, die uns seit Jahren mit ihren Publikationen ein seriöser wissenschaftlicher Begleiter ist. Und gerade im Jubiläumsjahr der Salzburger Festspiele zeigt sich, dass Prof. Robert Kriechbaumer mit seiner 8bändigen Geschichte der Festspiele von 1945 bis 2011 das Standardwerk geschaffen hat.“
Fünf Fragen an den Herausgeber
Das Landes-Medienzentrum (LMZ) hat Herausgeber Robert Hoffmann zur Geschichte der Festspiele fünf Fragen gestellt.
LMZ: Kaum jemand kennt die Geschichte der Salzburger Festspiele so gut wie Sie! Wenn man nun auf deren Entstehung vor 100 Jahren zurückblickt, was war damals die Intention und was ist die Intention heute?
Hoffmann: Damals wie heute war beziehungsweise ist es die vorrangige Intention der Festspiele, künstlerische Leistungen auf höchstem Niveau zu bieten. Dazu kommt der Aspekt des Völkerverbindenden sowie jener eines „Friedenswerkes“, der heute ebenso Gültigkeit hat wie bereits im Gründungsjahr 1920.
LMZ: Was hat sich in Verbindung mit den Salzburger Festspielen im Laufe ihrer Geschichte am stärksten gewandelt?
Hoffmann: Aus bescheidenen Anfängen ist das bedeutendste Festival des internationalen Kulturbetriebs geworden, dessen Vorrangstellung trotz zahlreicher späterer Festivalgründungen außer Frage steht.
LMZ: Welche Bedeutung haben die Salzburger Festspiele noch heute, abgesehen von einer wirtschaftlichen?
Hoffmann: Wie schon vor hundert Jahren sind sie ein wesentlicher Teil von Österreichs Selbstbild als Kulturnation.
LMZ: 100 Jahre Salzburger Festspiele und das Jahr des Covid-19 - wird es hierzu einen eigenen Geschichtsband brauchen?
Hoffmann: Die Covid-19-Krise markiert einen Einschnitt in der Festspielgeschichte, der ohne Zweifel in zukünftigen Darstellungen Beachtung finden wird. Wie gravierend die Folgen dieser Krise für die zukünftige Entwicklung der Festspiele tatsächlich sein werden, lässt sich im Augenblick allerdings noch nicht abschätzen.
LMZ: Sie sind Historiker und Salzburger. Was verbinden Sie ganz persönlich mit den Salzburger Festspielen?
Hoffmann: Die Festspiele haben mich mein bisheriges Leben in der einen oder anderen Weise begleitet, sie sind daher ein integraler Teil meiner Identität als Salzburger. Zu den frühesten Prägungen zählt der „Jedermann“, den ich zum ersten Mal Mitte der 1950er Jahre mit Will Quadflieg sah.
Quelle: Land Salzburg