Salzburg: Die Pandemie geht, die Sucht bleibt
Umfrage: Alkoholkonsum wieder auf Vor-Corona-Niveau / Suchtberatung des Landes hilft / Interview mit Berater
(LK) Der Alkoholkonsum hat in Zeiten der Corona-Pandemie zugenommen, hat sich aber jetzt wieder auf ein Niveau wie davor eingependelt. Das zeigt eine Erhebung zu Konsum- und Verhaltensweisen aus dem Vorjahr. Gleich bleibt das Thema Alkoholsucht. Das Land bietet ein niederschwelliges und kostenloses Beratungsnetz, die oft verschwiegene Erkrankung zu überwinden.
Ein Drittel aller Personen, deren psychische Gesundheit sich seit Beginn der Pandemie verschlechtert hat, griff in dieser Zeit auch öfter zur Flasche. „Betroffene und Angehörige können sich an die Suchtberatung des Landes beim Psychosozialen Dienst wenden. Angeboten werden Information, Beratung und Betreuung - flächendeckend im ganzen Bundesland“, zeigt Landeshauptmann-Stellvertreterin Martina Berthold auf.
Eigenes Trinkverhalten auf dem Prüfstand
Noch bis 14. Mai findet österreichweit die Dialogwoche Alkohol statt. Ziel dabei: Über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken. „Es geht nicht darum, Konsum zu verurteilen, sondern durch eine kritische Auseinandersetzung zu verhindern, dass dadurch Probleme entstehen“, unterstützt Landeshauptmann-Stellvertreterin Martina Berthold die Aktion.
Hilfe für Betroffene und Angehörige
Die Erhebung zeigt, dass jede zehnte befragte Person in den vergangenen zwölf Monaten ernsthaft versucht hat, den eigenen Alkoholkonsum zu reduzieren oder zu beenden. 1,8 Prozent der Befragten haben schon einmal darüber nachgedacht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das Landes-Medienzentrum hat mit Berater Andreas Gatsch vom Psychosozialen Dienst gesprochen.
LMZ: Wie kommen die Menschen zur Beratung?
Andreas Gatsch: Die meisten werden von Ärzten, Krankenhäusern oder auch Dienstgebern geschickt. Einige kommen auch aus eigenem Antrieb.
LMZ: Was können andere tun, wenn Alkohol zur Sucht wird?
Andreas Gatsch: Beobachtet man bei Verwandten, Freunden, oder Kollegen Anzeichen von Suchtverhalten, kann man seinen Eindruck bei anderen absichern. Die betroffene Person sollte man direkt und offen in einem positiven Ton ansprechen und auf Hilfsangebote hinweisen.
LMZ: Wie wird geholfen?
Andreas Gatsch: Der psychosoziale Dienst des Landes unterstützt Angehörige, Zugang zu Betroffenen zu finden. Das Angebot ist niederschwellig, unverbindlich und kostenlos – eine telefonische Anmeldung genügt. Bei Bedarf kommen wir auch nach Hause. Die Suchtberatung vermittelt zu bestehenden Angeboten weiter und klärt die Kosten für stationäre Behandlungen.
LMZ: Wie stehen die Chancen, von der Sucht wegzukommen?
Andreas Gatsch: Fast 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung haben in Österreich ein Alkoholproblem, 5 Prozent eine Alkoholsucht, 13 Prozent betreiben einen riskanten Alkoholkonsum. Das ist europaweit vergleichbar. Sucht ist eine chronische Erkrankung, da braucht es oft über Jahre die richtige Begleitung. Man kann aber sehr gut helfen, hat Erfolge – auch bis zu völliger Abstinenz. Die ist bei stationären Entwöhnungstherapien immer das Ziel.
Quelle: Land Salzburg